Roboter erkunden die Tiefsee

Unter dem ewigen Eis der Pole und in den lichtfernen Tiefen der Meere liegen die letzten weißen Flecken der Erde. Autonome Vehikel und autarke Meereslabore sollen diese Geheimnisse lüften.

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Roboter erkunden die Tiefsee

Einsatz in der Arktis: Das "Nereid Under Ice Vehicle" (NUI) soll die Stärke des arktischen Eises messen.

(Bild: Chris German/ Woods Hole Oceanographic Institution)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Berndorff

Eine neue Generation von Tauchrobotern ermöglicht, was bislang für bemannte U-Boote zu aufwändig und schwierig war. Mit autonomen Gefährten und selbstständig arbeitenden Observatorien können Wissenschaftler inzwischen über Monate hinweg den Boden der Meere und das Leben in der Tiefe untersuchen. Noch bis Ende Oktober ist etwa Meeresbiologin Antje Boetius von der Universität Bremen mit dem "Nereid Under Ice Vehicle" (NUI) der amerikanischen Woods Hole Oceanographic Institution zu Forschungszwecken in der Arktis unterwegs, wie Technology Review in der Titelgeschichte seiner November-Ausgabe (jetzt am Kiosk und im heise shop erhältlich) berichtet.

Das NUI zählt als Unterwassergefährt allerdings noch zur Klasse der hybriden Roboter. Das sind jene Remotely Operated Vehicles, die noch durch haardünne Glasfaserkabel vom Mutterschiff aus gesteuert werden. Auch die Energieversorgung sowie die Übertragung von Bildern und Daten können über diese Verbindung erfolgen. Andererseits kann NUI jedoch auch in begrenztem Umfang autonom operieren. Verliert der Roboter die Verbindung zu der Forschungsmannschaft, etwa auf dem Eisbrecher "Polarstern", oder wird das Kabel gezielt gekappt, kann er selbstständig nach programmierten Abläufen arbeiten.

Von li.n.re. (1. Reihe): Nereid Under Ice Vehicle (NUI), Forschungsbojen Argo, autonomer Tauchroboter Tethys mit Sipper. Von li.n.re. (2. Reihe): Unterwassertropedo Seal, Kettenfahrzeug Viator, Bottom Lander.

(Bild: Argo, AWI/D. Wagner, GEOMAR, Marum, Monterey Bay Aquarium Research Institute, Casey Machado/Woods Hole Oceanographic Institution; Grafik: Eric Tscherne )

Antje Boetius erhofft sich zum Beispiel, dass NUI von unten die Stärke des arktischen Eises ermittelt. Dazu führt das Vehikel ein großes Arsenal an Kameras und Sensoren mit sich: "Allein seit 2012 ist die durchschnittliche Dicke von zwei auf unter einen Meter geschrumpft", sagt die Forscherin. "Das ist nicht nur ein deutliches Zeichen der Klimaerwärmung, sondern geht auch einher mit Änderungen des Ökosystems insgesamt. Das Eis schmilzt viel schneller als berechnet, und die Meeresbewohner müssen sich anpassen.“

Mehr zu dem Thema lesen Sie in der neuen Ausgabe von Technology Review (im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich). (inwu)