Roboterleistungsschau Elrob: Der autonome Konvoi scheitert noch an engen Kurven

Autonomes Fahren im Konvoi ist eine Herausforderung, die nur mit KI gemeistert werden kann. Ein Wettbewerb auf der Elrob zeigt den Technikstand – und Defizite.

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Roboterleistungsschau Elrob: Der autonome Konvoi scheitert noch an engen Kurven

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

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  • Hans-Arthur Marsiske

Die Botschaft ist angekommen und verstanden worden: Die diesjährige Roboterleistungsschau Elrob (European Land-Robot Trial), die am Montag in Mons (Belgien) begonnen hat, war im Internet als "zehnte und letzte" angekündigt worden. Zur Eröffnung konnte Cheforganisator Frank Schneider vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) aber verkünden, dass es weitergehen wird, wenn auch möglicherweise unter anderem Titel.

Auf die Möglichkeit, Reifegrad und Einsatztauglichkeit militärischer Robotersysteme im direkten Vergleich in realer Umgebung zu testen, wollten die Verantwortlichen der Bundeswehr dann offenbar doch nicht verzichten. Vom deutschen Verteidigungsministerium soll es jedenfalls mittlerweile die Zusage geben, die Veranstaltung weiterhin zu unterstützen. Aus Österreich und der Schweiz gibt es ähnliche Signale.

Hervorgegangen ist die Elrob aus einem Nato-Workshop zur Militärrobotik im Jahr 2004 und wurde seit 2006 jährlich ausgetragen, abwechselnd mit militärischer und ziviler Ausrichtung. Dabei haben sich insbesondere vier Szenarien herausgeschält, bei denen der Robotik-Einsatz besonders vielversprechend erscheint: das Fahren mit unbemannten Fahrzeugen im Konvoi, autonome Transporte, Erkundung unbekannten Geländes sowie die Evakuierung verletzter Personen. Daneben wird regelmäßig geübt, verdächtige Gegenstände zu entdecken und Sprengfallen zu entschärfen, dies aber zumeist unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um kein taktisches Wissen preiszugeben.

In diesem Jahr öffnet sich der EOD-Wettbewerb (Explosive Ordnance Disposal) allerdings erstmals teilweise den Zuschauern, jedenfalls mit den Abschnitten, in denen es um Herausforderungen geht, mit denen auch andere Roboter zu kämpfen haben: Mobilität, Navigation, Manipulation. So war es am ersten Tag spannend zu beobachten, wie sich ein Roboter des österreichischen Teams Taut abmühte, eine Containertür zu öffnen – bis ihm ein Teammitglied über Funk mitteilte, dass es sich um eine Schiebetür handelte. Auch die Fahrt über eine hohe Schwelle in den Container gelang nur mithilfe eines sanften Schubsers, der den Roboter davor bewahrte, nach hinten umzukippen.

Elrob: Bombenentschärfung durch Roboter (5 Bilder)

Für neun Aufgaben haben die EOD-Teams viereinhalb Stunden Zeit. Die vorletzte Aufgabe besteht darin, in diesem Eisenbahnwagen ein verdächtiges Gepäckstück zu bergen, in einen sicheren Bereich zu schaffen und dort mit Röntgenstrahlen zu untersuchen. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Ansonsten stand am ersten Tag das Szenario "Konvoi" auf dem Programm, das von allen drei daran teilnehmenden Teams sehr gut bewältigt wurde. "Sowohl auf befestigten wie auf unbefestigten Wegen sind die Fahrzeuge sehr sicher gefahren", sagte Jury-Leiter Henrik Christensen. Lediglich in engen Kurven mussten Menschen das Steuer übernehmen. Zum Teil gelang es aber, das Folgefahrzeug per Fernsteuerung durch die Engpässe zu dirigieren. Das Team MuCar, das wie alle anderen die etwa 2,5 Kilometer lange Strecke dreimal fuhr, schaffte es im dritten Versuch sogar ohne einen manuellen Eingriff – aber nur weil der Fahrer des Führungsfahrzeugs die Kurve von vornherein so anging, dass sie auf diesem Kurs auch von dem etwas größeren Folgefahrzeug genommen werden konnte.

Beim autonomen Fahren im Konvoi geht es derzeit noch darum, exakt der Spur des Führungsfahrzeugs zu folgen. Das scheint mittlerweile auch in unebenem Gelände sehr gut zu gelingen. Damit das Folgefahrzeug erkennt, wann es möglicherweise besser ist, einen anderen Weg einzuschlagen, braucht es dann wohl noch etwas mehr Künstliche Intelligenz (KI). Aber auch Entwicklungsdefizite aufzudecken ist eine wichtige Aufgabe von Wettbewerben wie Elrob. Hans-Joachim Wünsche, Leiter des Instituts für Technik Autonomer Systeme an der Universität der Bundeswehr München sowie Gründer und Mentor des Teams MuCar, brachte es auf eine knappe Formel: "Wir kommen hier immer wieder auf neue Ideen."

Elrob: Autonomes Fahren im Konvoi (15 Bilder)

Das Folgefahrzeug des Teams Smart Military Vehicles ist mit einer beeindruckenden Riege von Sensoren ausgestattet: Oben in der Mitte befindet sich eine Stereoinfrarotkamera, daneben Multispektralkameras, darunter in der Mitte optische Kameras. Unter den Rückspiegeln sind rechts und links rotierende Laserscanner zu erkennen. Außerdem hat das Fahrzeug Radarsensoren. Fürs Konvoifahren werden die aber nicht alle genutzt ...
(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

(olb)