Rückschläge für die Ultrabreitband-Funk-Entwicklung

Intel und auch das einst hoffnungsvollste Startup-Unternehmen der UWB-Branche WiQuest beenden die Aktivitäten im Ultrabreitband-Funk.

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Am gestrigen Montag hat Chip-Hersteller Intel überraschend seine Entwicklungsabteilung für die Nahfunktechnik UWB (Ultra-Wideband) geschlossen, mit der externe Festplatten, Kameras oder auch Drucker im Wireless-USB-Modus bis zu 480 MBit/s schnell mit dem PC kommunizieren. Das meldet das Branchenmagazin EE Times. Intel gilt als Triebfeder in der Dachorganisation WiMedia Alliance, auf deren UWB-Funkspezifikation das "Certified Wireless USB" aufsetzt.

Wenige Tage zuvor hatte schon mit WiQuest eine Firma ihre Geschäftstätigkeit aufgegeben, die Beobachter als stellvertretend für die Branche ansehen: WiQuest galt als chancenreichstes Startup-Unternehmen in der UWB-Riege. Chipsätze von WiQuest stecken als Option "Certified Wireless USB" in manchen Notebooks von Dell, Lenovo und Toshiba sowie in UWB-Hubs von Belkin oder auch D-Link. Laut einem Sprecher der Firma sei zwar ein Prozent der Notebooks damit bestückt, aber es wären fünf bis zehn Prozent erforderlich gewesen.

Zu teuer, zu stromhungrig – es sind wie bei allen neuen Funktechniken übliche Probleme, die auch die Verbreitung der Chipsätze anderer UWB-Hersteller bremsen. OEM-Hersteller erwarten wie bei WLAN-Chips Preise unter 5 US-Dollar und für Notebooks eine Leistungsaufnahme unter 300 mW. Aktuelle UWB-Chips brauchen aber das Dreifache. Ein für 2009 angekündigter Single-Chip von WiQuest sollte beide Probleme beseitigen, doch dann ging das Geld aus. Noch schwerer wiegt wohl der Rückzug von Intel, denn an Geld mangelt es beim Chip-Riesen kaum.

Dabei hatten beide, Intel und WiQuest, sicherlich gegen selbstverschuldete Vorbehalte gegenüber der UWB-Branche anzukämpfen, denn Hersteller wie Alereon, Staccato oder auch WisAir stellen marktreife UWB-Geräte seit Jahren immer wieder "für das kommende Jahr" in Aussicht. Dass nun zwei Unternehmen aus dem Wettbewerb ausgestiegen sind, verbessert nicht unbedingt die Position der Verbliebenen. Denn nachdem die Branche nach jahrelangen Grabenkämpfen in zwei Lager mit inkompatiblen Verfahren zerfallen ist (DS-UWB versus OFDM-UWB), läuft die Uhr für den Ultrabreitband-Funk immer schneller ab – und das Tempo gibt die WLAN-Technik vor.

WLAN-Hersteller haben das Kunststück fertiggebracht, auf Basis von Entwurfsversionen der IEEE-Norm 802.11n kompatible Geräte zu bauen. Sie liefern so netto über 100 MBit/s und dürften diese Rate in den kommenden Monaten verdoppeln. Das reicht für genau die Anwendungen, auf die UWB ausgerichtet ist. Schreitet die Entwicklung der UWB-Geräte weiterhin schleichend voran, bleibt dem Ultrabreitband-Funk womöglich nur eine Mauerblümchenrolle übrig, etwa als Zuträger für HDMI-Bildschirme.

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(dz)