IFA

Samsungs gekrümmtes OLED-TV angetestet

Samsung präsentierte die gekrümmte Variante des OLED-Fernsehers. Wir konnten den Curved OLED S9C dort nicht nur betrachten, sondern auch mit ihm herumexperimentieren und erste Messungen durchführen.

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Samsungs gekrümmtes OLED-TV S9C wird auf der IFA in Halle 20 zu sehen sein. Wir konnten vorab einen genaueren Blick auf den eleganten Fernseher werfen.

Samsungs gebogenes OLED "hängt" in einem breiteren Metallrahmen.

Der Name S9C macht bereits deutlich, dass Samsung das OLED-TV trotzt der geringeren Full-HD-Auflösung (1920 × 1080 Pixel) in eine Reihe mit seinen neuen UHD-Fernsehern aus der S9-Serie stellt. Das Design ist an den Timeless S9 angeglichen: Das organische Display mit 1,40 Meter Diagonale ist in einem stabilen Metallrahmen aufgehängt. Dabei ist der Rahmen etwas stärker gekrümmt als der organische Schirm. Durch diesen optischen Trick wirkt das TV insgesamt "runder" als es tatsächlich ist.

Durch die etwas stärkere Krümmung des Rahmens wirkt das TV noch gebogener

Der Hersteller nennt einen Krümmungsradius von 4,70 Metern: Stellt man mehrere OLED-TVs aneinander, hat der entstehende Kreis aus TVs besagten 4,70-Meter-Radius. Damit ist der S9C ein klein wenig stärker gebogen als LGs ebenfalls brandneuer OLED-Fernseher 55EA9809. Und übrigens auch 1000 Euro günstiger: Samsung ruft für den gekrümmten 55-Zöller 8000 Euro auf.

Als optimalen Sitzabstand empfahlen die Samsung-Mitarbeiter drei bis vier Meter zum Schirm. Man darf aber ruhig etwas ans OLED-TV näher heranrücken, ohne die einzelnen Pixel zu erkennen. Wie bei der gesamten S9-Serie hat Samsung die Anschlusselektronik des S9C aus dem Gehäuse in eine separate Box verbannt. Die One-Connect-Box besitzt vier HDMI-Eingänge, zwei USB-Ports und zwei Triple-Tuner für Kabel und Satellit; analoge Eingangssignale werden über Adapter an die Box beziehungsweise das OLED gegeben.

Wie die UHD-TVs wird auch der OLED-Fernseher über ein einziges Kabel mit der One-Connect-Box verbunden

Vorteil der externen Box: Für Hardware-Modifikationen muss man nur sie und nicht den kompletten Fernseher austauschen. Weil auch der Bildprozessor in der Box sitzt, wird das Display selbst mit der One-Connect-Box zum "dummen Display" degradiert. Wobei man das über das farb- und kontraststarke OLED eigentlich nicht sagen möchte …

Eine Besonderheit des S9C ist das sogenannte Multiview: Es hilft Konflikte vermeiden, wenn etwa Familienmitglieder unterschiedliche Sendungen sehen möchten. Man muss dazu lediglich die mitgelieferten 3D-Brillen mit dem TV synchronisieren, indem man auf den roten Knopf am Brillenbügel drückt und das Pairing am TV bestätigt, und im Menü Multiview aktivieren. Anschließend können die Streithähne mit einer Shutter-Brille auf der Nase unterschiedliche Inhalte – TV-Sendungen, Videos von HDMI, Fotos von USB etc. – am OLED-TV schauen. Bis zu fünfzehn Brillen sollen sich synchronisieren lassen, wobei aber nur zwei unterschiedliche Inhalte angezeigt werden.

Für den Multiview-Modus muss ein Kopfhörer an die Shutterbrille

Das Prinzip ist dem Dual View fürs Gaming entlehnt, bei dem zwei Spieler beispielsweise jeweils "ihr" Auto auf einer Rennstrecke sehen. In unserem kurzen Test konnten wir keine Übersprecher zwischen den beiden Bildern erkennen – LCDs gelingt die Trennung der beiden Bilder üblicherweise nicht so scharf, weshalb die Spieler beziehungsweise Zuschauer auch Schatten des jeweils anderen Bildes sehen. Beim S9S trat solches Ghosting dank der extrem flinken Reaktionsgeschwindigkeit des organischen Schirms nicht auf. Im TV-Menü wird angezeigt, dass man sogar zwei unterschiedliche 3D-Bilder auf den Schirm holen kann. Das haben wir in unserem ersten Hand-on nicht ausprobieren können.

Die Shutter-Brillen musste Samsung für den S9C neu auflegen: Sie haben zusätzlich In-Ear-Kopfhörer, damit die Zuschauer beim Multiview nicht nur unterschiedliche Bilder sehen, sondern auch das jeweils passende Audiosignal hören, ohne den anderen zu stören. Die neuen Brillen tragen sich ähnlich bequem wie die "normale" Brillenmodelle ohne Köpfhörer.

Dem OLED-TV liegt eine Touch-Fernbedienung und der herkömmliche Riegel mit Metallrücken bei.

Samsung nutzt für seine OLEDs "echte" RGB-Pixel, also rot, grün und blau leuchtende organische Schichten. Die blauen Subpixel sind dabei etwa doppelt so breit ausgeführt wie die roten und grünen. Hierdurch müssen sie für einen weißen Bildpunkt – der sich ja zu gleichen Teilen aus RGB zusammensetzt – nur halb so hell leuchten. Weil die Lebensdauer umgekehrt proportional zur Leuchtstärke ist, gleicht Samsung auf diese Weise die kürzere Lebensdauer der blauen Subpixel aus.

Die Leistungsaufnahme des OLED-TVs bezifferte Samsung gegenüber heise online auf 145 Watt, eingestuft wurde das TV in die Energieeffizienzklasse B. Der Leistungsbedarf variiere mit dem Bildinhalt, erklärte Samsungs Leo Han. Um ihn gering zu halten und damit auch die Lebensdauer der organischen Schicht zu verlängern, wird die Leuchtstärke der Pixel ähnlich wie bei Plasmadisplays proportional zum Weißanteil im Gesamtbild geregelt – je mehr Weiß, umso weniger hell leuchten die einzelnen Pixel. Auf einem rein weißen Bild haben wir im voreingestellten Standard-Modus magere 90 cd/m2 gemessen, im Film-Preset waren es etwas hellere 140 cd/m2. Als wir den Weißanteil im Bild reduzierten, stieg die Leuchtdichte merklich an. So erreichte das OLED in einem weißen Quadrat auf weitgehend schwarzem Hintergrund 315 cd/m2 und bei maximaler "Zellhelligkeit" sogar sehr helle 555 cd/m2. Allerdings sind solche Bildinhalte – wenig Helles auf schwarzem Grund – zumindest fürs Fernsehgucken nicht besonders repräsentativ …

Der Kontrast und die Brillanz der Darstellung ist dank der selbstleuchtenden Pixel aber auch bei geringen Leuchtdichten bestechend. Komplett blickwinkelunabhängig ist der S9C indes nicht: Als wir weit von oben auf den Schirm schauten, verblassten Gesichter und Weiß bekam einen leichten Farbstich; von der Seite schimmerte der weiße Schirm etwas bläulich und wurde fleckig. Allerdings ist diese Blickwinkelabhängigkeit viel weniger ausgeprägt als bei vielen LCDs. Im realen Betrieb wird sie deshalb kaum auffallen oder gar stören.

Insgesamt konnte der gekrümmte OLED-Fernseher gefallen. Nur sein Preis scheint uns noch nicht ganz Wohnzimmer-tauglich zu sein: Auch wenn er sich durch seine Krümmung von herkömmlichen LCD-Fernsehern abhebt und durch sein sehr kontrastreiches Bild besticht, dürfte der etwa dreifache Preis gegenüber LCDs gleicher Größe den Haben-Wollen-Reflex bei vielen Interessenten merklich dämmen. (uk)