Satellitenbilder klären Ursachen für Seekabelbeschädigungen

Viel war spekuliert worden, nachdem vor rund zwei Monaten innerhalb kürzester Zeit gleich mehrere Unterwasser-Glasfaser-Backbones beschädigt worden waren. Jetzt steht fest, dass es zumindest in zwei Fällen ganz profane Gründe gibt.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Viel war über mögliche Ursachen spekuliert worden, nachdem vor rund zwei Monaten innerhalb kürzester Zeit gleich mehrere Unterwasser-Glasfaser-Backbones im Mittelmeer und im Persischen Golf beschädigt worden waren. Selbst die International Telecommunication Union (ITU) wollte damals nicht ausschließen, dass die Kabel möglicherweise vorsätzlich zerstört worden sein könnten. Doch inzwischen steht fest, dass es zumindest für zwei Beschädigungen ganz profane Gründe gibt: Schiffe, die sich eigentlich nicht in der Nähe der Kabeltrassen hätten aufhalten dürfen, die bei stürmischem Wetter aber dennoch dort ankerten und Kabel der FLAG Telecom Group beschädigten.

FLAG betreibt unter anderem das FEA-Kabel (FLAG Europe Asia), das von Großbritannien bis nach Japan reicht, sowie das um die Arabische Halbinsel verlegte FALCON-Kabel. Nach Angaben der arabischen Tageszeitung Khaleej Times führten Auswertungen von Satellitenbildern auf die Spur zweier Schiffe – eines aus dem Irak, eines aus Korea –, die sich zur fraglichen Zeit in der Nähe der Beschädigungsstellen aufgehalten hatten. Beide Schiffe seien vor Kurzem bei der Wiedereinfahrt in Hoheitsgewässer der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) aufgebracht und die verantwortlichen Offiziere an Bord mit den ermittelten Sachverhalten konfrontiert worden.

Die Crew des koreanischen Schiffes habe bereits eingeräumt, das Gebiet mit den Kabeltrassen gequert zu haben. Gegen eine Entschädigungszahlung von 60.000 US-Dollar sei dem Schiff inzwischen die Weiterfahrt erlaubt worden. Das irakische Schiff befinde sich hingegen noch immer im Gewahrsam der Küstenwache von Dubai. Zwei von den Polizeibehörden festgenommene Crew-Mitglieder hätten in Verhören angegeben, im Sturm rund 45 Kilometer vor der Küste Dubais Anker geworfen zu haben. Nach Beruhigung des Wetters habe man versucht, die Anker wieder einzuholen. Einen Anker habe man jedoch zurücklassen müssen, weil dieser sich offenbar in den Kabeln verheddert hatte.

Dies deckt sich mit den Angaben eines von FLAG Telecom beauftragten Reparaturteams, das einen fünf bis sechs Tonnen schweren Anker nahe der Durchtrennungsstelle des FALCON-Kabels geborgen hatte. Vom Eigner des irakischen Schiffes verlangt die zum Reliance-Communications-Konzern des indischen Milliardärs Anil Ambani gehörende FLAG Telecom Group nun Kompensationszahlungen in Höhe von 350.000 US-Dollar. Als Folge der Seekabelbeschädigungen war der Internet- und Telefonverkehr im arabischen Raum, aber auch zwischen Europa und Indien zwischenzeitlich stark beeinträchtigt. Gerissene Unterwasserkabel sind alles andere als selten. Nach Angaben von Global Marine Systems, einem der größten Dienstleister auf dem Gebiet der Seekabelverlegung und -reparatur, wurden allein im Atlantik im vergangenen Jahr mehr als 50 Kabel beschädigt. (pmz)