Skype fordert neutrale US-Mobilfunknetze

Der VoIP-Anbieter hat bei der US-Regulierungsbehörde FCC die Öffnung der Mobilfunknetze für Drittanbieter (wie zum Beispiel Skype) beantragt.

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Der VoIP-Anbieter Skype macht sich in der amerikanischen Mobilfunkindustrie weiter keine Freunde. US-Berichten zufolge hat die eBay-Tochter die Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) aufgefordert, die für andere Kommunikationsnetze geltenden Regeln auch auf Mobilfunknetze anzuwenden. Insbesondere sollen die Mobilfunker ihren Kunden die Möglichkeit geben, verschiedene Dienste und Software von Drittanbietern in den Netzen einsetzen zu können. Skype hat dabei primär den eigenen Dienst im Sinn, dessen Nutzung in den meisten Datentarifen der US-Anbieter verboten ist.

Skype beruft sich auf die Expertise eines Jura-Professors der Columbia University und eine sehr alte Entscheidung der FCC. Mit der genannten "Carterfone Entscheidung" von 1968 wurde der damalige Telefon-Monopolist AT&T verdonnert, seinen Kunden zu erlauben, auch andere Geräte als die eigenen mit dem Netz nutzen zu dürfen, solange die Integrität des Netzes dadurch nicht gefährdet werde. Die Entscheidung wurde seither als Präzedenz auch für andere Netze genommen; so können Kunden an TV-Kabelnetzen oder DSL-Anschlüssen inzwischen beliebige Geräte betreiben, ohne sich dabei nach Vorschriften des Netzbetreibers richten zu müssen.

Bei den Mobilfunkern ist das oft anders, argumentiert Skype. Sie binden die Handys an ihr Netz, verändern die Software der verkauften Geräte mit Voreinstellungen auf eigene Dienste und verwehren ihren Kunden, fremde Software zu nutzen. Auf diese Weise engen die Mobilfunkanbieter die Wahlfreiheit ihrer Kunden in unzulässiger Weise ein, findet Skype. Zudem würde ein Dienst wie Skype zu neuer Konkurrenz auf den abgeschotteten Netzen führen, was ganz im Sinne des Wettbewerbs und der Verbraucher sei.

Unterstützung erhält Skype dabei durch ein Papier des Columbia-Professors Tim Wu. "Der Mobilfunkmarkt ist und bleibt in vielerlei Hinsicht ein Wunder", stellt der Jurist zunächst fest, blickt aber auch hinter die Segnungen dieser neuen Technik. Zwar herrsche ein reger Wettbewerb der Mobilfunkanbieter untereinander, doch übe die Branche auch wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung von Geräten und Anwendungen aus. Das sei in anderen Netzen undenkbar. Auch Wu spricht sich für eine Anwendung der "Carterfone"-Doktrin auf die Mobilfunknetze aus. Die Handynetze sollten denselben Neutralitätsregeln unterworfen werden wie andere Netzanbieter auch.

Die angesprochenen Mobilfunkunternehmen machten ihrer Empörung über solche Vorstellungen über den internationalen Branchenverband CTIA Luft. Dessen Chef Steve Largent wies Skypes Vorstoß als "von eigenen Interessen gesteuert" zurück. Die Eingabe an die FCC enthalte "eklatante rechtliche Fehler". Skype berücksichtige nicht die "gewaltigen Vorzüge", die der Verbraucher von dem wettbewerbsgeprägten Mobilfunkmarkt habe. "Dieser Ruf, die Carterfone-Regel aus der Monopol-Ära auf den heute lebhaften Markt anzuwenden, ist unverkennbar falsch verbunden." (vbr)