Spiele-Baukasten Core: Wie Mario Kart oder Fortnite – nur selbstgemacht

Das Studio Manticore veröffentlicht mit "Core" einen Spielebau-Sandkasten und möchte damit die Spiele-Entwicklung revolutionieren.

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Spiele-Baukasten Core: Wie Mario Kart oder Fortnite – nur selbstgemacht

(Bild: Core)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Michael Wieczorek
Inhaltsverzeichnis

Man stelle sich YouTube vor – nur mit Videospielen statt Clips. So präsentiert sich "Core", das Spieler zu Spiele-Erschaffern machen möchte. Das Ganze funktioniert prinzipiell ganz ähnlich wie das gerade erst erschienene Dreams auf der Playstation 4, die primäre Plattform für Core ist aber der Windows-PC. Die interaktive Spiele-Entwicklungssoftware ist ab dem 16. März als öffentliche Alpha-Version verfügbar.

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Core ist daher aus zwei Sichtweisen zu betrachten: Einmal aus Sicht des reinen Spielers, der die Kreationen von anderen zocken und bewerten kann. Auf der anderen Seite können Nutzer auch aktive werden und selbst Spiele entwickeln oder verbessern. Manticore, das Studio hinter Core, setzt stark auf das vorherrschende Besserwissertum bei Gamern. Aber anstatt den Entwicklern Vorwürfe zu machen, können sie sich bei Core einfach selbst den aktuellen Build herunterladen und nach eigenem Gusto weiterentwickeln – ein bisschen wie bei Linux und den zahlreichen Derivaten.

"Ein kleiner oder vielleicht sogar großer Spieleentwickler steckt in jedem von uns", sagt uns Jordan Maynard, Co-Gründer von Manticore während einer einstündigen Demonstration von Core. "Spiele machen war bisher sehr, sehr, sehr, sehr schwierig und teuer. 90 Prozent der Spiele sind kommerziell nicht erfolgreich. Deswegen ist Core kostenlos und die Entwickler können in wenigen Sekunden Spiele erschaffen, ausbauen und teilen." Die Schöpfer von Core wollen regelmäßig Spiele präsentieren und bewerben, die sie für besonders gelungen halten. Spieler werden aber primär ihre eigenen Abos und Genres sehen, wenn sie sich bei Core einloggen.

Core Open Alpha (6 Bilder)

Core (Open Alpha)
(Bild: Manticore)

Das Studio hat in der geschlossenen Alpha bemerkt, dass viele Menschen vor allem ein oder zwei Dinge der traditionellen Produktionskette eines Videospiels erstaunlich gut beherrschen. Aber während sie damit selten direkt einen Job in der Videospielindustrie bekommen könnten, hilft ihnen Core, trotzdem ein fertiges Spiel auf die Beine zu stellen. Die Community und ihr Feedback helfen zudem stetig bei der Weiterentwicklung – es ist wie ein steter interaktiver Game Jam im Netz.

Mit Core lassen sich zum Beispiel Actionspiele aus der Iso-Perspektive wie Diablo genauso erschaffen wie ein Battle-Royale-Shooter á la Fortnite. Für die Optik sorgt die Unreal-Engine, den Editor haben die Entwickler aber selbst gebaut, um ihn einsteigerfreundlicher zu gestalten als das Pendant von Epic Games. Nach dem Baukastensystem können vorgefertigte Formen platziert, transformiert und verbunden werden. In der Demonstration entsteht eine komplette Battle-Royale-Karte in weniger als 7 Minuten. Texturen, Farben und Lichtstimmung lassen sich dabei erstaunlich filigran anpassen, nur eigene Texturen müssen draußen bleiben. Durch die Verwendung der Unreal-Engine bekommen die Kreationen schon alle einen ähnlichen Look – eben diesen Fortnite-Look.

Obwohl auch ein Solo-Rollenspiel wie Dragon Age im Bereich des Möglichen liegt, steht der Fokus derzeit auf Multiplayern. Viel Wert haben Maynard und sein Team daher auf das Backend und den Multiplayer-Code gelegt. Der müsse sich "einfach richtig anfühlen", erklärt Maynard im Interview. Deswegen wirken bereits zum Start verfügbare Fan-Nachbauten – etwa Maps aus dem N64-Klassiker 007 GoldenEye – mitunter besser als das Original. Während der Demonstration haben wir auch das Arathi-Hochland aus World of Warcraft oder die komplette Fortnite-Map in Core nachgebaut gesehen. Ein User hat außerdem die Portal-Gun aus Valves Portal bereits integriert und allen Nutzern frei zur Verfügung gestellt. Man stelle sich das Chaos vor, wenn sie in einem Mario-Kart-Klon zum Einsatz kommen könnte.

Besonders interessant ist der fliegende Wechsel zwischen Spielen durch Warp-Tore. Technisch ist das Warp-Tor nichts anderes als ein Hyperlink, durch den man das nächste Level betreten kann. Dadurch entstehen abwechslungsreiche Playlists. Spieler können zum Beispiel zuerst in einem Fun-Racer ihre Runden drehen und bei der letzten Zieldurchfahrt direkt ins nächste Level fahren, wo es darum geht, so viele Moorhühner wie möglich innerhalb einer Minute abzuschießen. Gewinner ist am Ende der Spieler, der alle Disziplinen hintereinander am schnellsten gemeistert hat.

Mehr Infos

PS4-Spiel Dreams

Spiele spielen und erschaffen ist mit Core kostenfrei – einzig die Registrierung und der Download sind vonnöten. Die Entwickler wollen aber Cosmetics, Haustiere und Reittiere für den individuellen Avatar sowie zukünftige Themen-basierte Assets für Geld verkaufen. Da die Avatare die Spieler in jedem Game verkörpern, gehen die Entwickler davon aus, dass sie sie genauso gerne verschönern und ausstatten wollen wie ihre Helden bei Dota 2 oder Autos in Rocket League. Die Rechte an den Spielen liegen stets bei Manticore, Content Creator werden aber ebenfalls Geld verdienen, sofern Cosmetics und DLC über die Level der Spieler gekauft werden. (wie)