Startup-Camp: Gründer zwischen Mindestlohn und Anti-Ich-ing

Investor Carsten Maschmeyer und Wirtschaftsstaatssekretärin Brigitte Zypries versorgten junge Unternehmern auf dem 4. Startup-Camp mit Ratschlägen und Lebensweisheiten für den Erfolg auf dem Weg zum großen Geld.

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"Es geht darum, schneller, besser, günstiger zu sein." Mit derlei Ansagen versuchte der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer am Donnerstag, Gründern auf dem Startup-Camp in Berlin die Augen zu öffnen. "Es gibt keine guten Unternehmen, nur gute Leute", lautete ein weiteres Bonmot des Gründers der Vertriebsgesellschaft AWD im Auditorium Maximum der Hochschule für Wirtschaft und Recht.

Carsten Maschmeyer

(Bild: Krempl)

"Persönlichkeit, Coaching, wie führe ich Menschen, wie mache ich Vertrieb, wie kommuniziere ich", sind für Maschmeyer die entscheidenden Erfolgsfaktoren für ein Unternehmen. "Diese Dinge gelten in München oder Berlin, in Los Angeles oder Peking." Sie seien auch nicht nur für die Wirtschaft entscheidend, sondern etwa auch im Sport oder in der Fortbildung. Erfinder seien oft Fachleute, die Kunden nicht emotional ansprechen und so mit ihren Informationen, Produkten oder Dienstleistungen nicht erreichen könnten. Im Firmenalltag seien sie daher auf Personal angewiesen, die dies beherrschten.

Der Chef der Maschmeyer Group, die über Unterfirmen wie Alstin rund 60 Beteiligungen an Unternehmen hält und Börsengänge vorbereitet, riet dem Publikum auch, "Anti-Ich-ing" zu betreiben, da Egoismus viel kaputt mache. Ohne den Aufbau von Beziehungen und Sympathien mit anderen brauche man gar nicht beginnen, sachlich zu argumentieren. Networking sei ein Beziehungskonto, in das man einzahlen müsse: "Die Kontaktreichsten sind die Erfolgreichsten." Er selbst sei gerade für einen Freund nach Indien geflogen und habe ihm "15 Millionen besorgt". Derweil wartet der "Stern" in seiner aktuellen Ausgabe mit einer Titelgeschichte zur "Maschmeyer Connection" und deren "fragwürdigen Geschäften in der Schweiz" auf.

Brigitte Zypries

(Bild: Krempl)

Brigitte Zypries, parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, versicherte, dass sich Schwarz-Rot im Koalitionsvertrag vorgenommen habe, "eine neue Gründerzeit antreiben zu wollen". Vorschläge dazu würden derzeit mehrere Ministerien "jeder für sich, aber auch gemeinsam" für die angestrebte Digitale Agenda ausarbeiten. Schon jetzt habe das Wirtschaftsressort etwa ein Exist-Programm aufgelegt, das jedes Jahr fast 200 Gründungsteams aus Universitäten und Forschungseinrichtungen fördere. Dazu komme der "German Silicon Valley Accelerator", der ein dreimonatiges Stipendium für Kalifornien vermittle. Derzeit werde geprüft, ob dieses Programm etwa auf Tel Aviv ausgedehnt werden solle.

Man könne aber auch gut in Berlin gründen, betonte Zypries. Deutschland und Europa hätten viele Vorteile, etwa "was die Gesundheitsversorgung oder Theater" und in Berlin Clubs ohne Sperrstunde angehe. Sie nähme aber auch gern die Einladung der Gründer an, im Rahmen der "German Valley Week" im Juni mit nach San Francisco zu kommen.

Ein besonderes Augenmerk will die Regierung der Zypries zufolge auf einen höheren Anteil von Frauen am Gründungsgeschehen liegen. Dieser liege insgesamt bei 30, in der digitalen Wirtschaft aber nur bei 8 Prozent. So soll etwa ein festes Gründerinnenfrühstück in Berlin eingerichtet werden. Daneben strebe die Regierung einen höheren Anteil privaten Wagniskapitals am Bruttoinlandprodukt an und prüfe, ein neues Börsensegment einzurichten, wie es die große Koalition in einem Antrag im Bundestag fordert. (anw)