Studie: Deutsche Firmen verlieren an Weltbörsen an Bedeutung

In einer Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young sind 25 Prozent der Top 100 weltweit wertvollsten Unternehmen aus der Tech-Branche.

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Aktien

(Bild: dpa, Frank Rumpenhorst)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Neumann

In einer Studie der weltweit agierenden Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) sind unter den 100 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt kaum noch deutsche Firmen zu finden. Während gerade Tech-Konzerne aus den Vereinigten Staaten und China im globalen Ranking der Börsenschwergewichte dominieren, hat Deutschland mit seinen traditionellen Industriefirmen hier offenbar weiter an Bedeutung verloren.

Unter die wertvollsten 100 Firmen schaffen es demnach nur der Softwarekonzern SAP auf Platz 51 (2018: 61.) mit einem Börsenwert von 160 Milliarden US-Dollar (Stichtag: 26.12.2019) sowie Siemens auf Rang 100 (106 Mrd. Dollar). Nicht mehr unter den Top 100 ist der Versicherer Allianz, der trotz gestiegenen Aktienkurses nur Platz 110 belegt. Als weitere deutsche Vertreter unter den Top 300 sind außerdem Volkswagen (116.), Bayer (142.), Deutsche Telekom (149.), BASF (176.), adidas (195.), Daimler (214.), BMW (249.), Merck (263.) und Siemens Healthineers (293.) gelistet. Bis auf adidas haben jedoch alle an Positionen im Vergleich zum Vorjahr verloren.

Unter den Börsenriesen hat es 2019 ein nichtamerikanisches Unternehmen an die Spitze geschafft. Der saudi-arabische Ölkonzern Saudi-Aramco, der im Dezember an die Börse ging, ist rund 1,88 Billionen Dollar wert – etwa doppelt so viel wie die zwölf wertvollsten deutschen Firmen zusammen. Auf Saudi-Aramco folgen Apple, Microsoft, die Google-Mutter Alphabet, Amazon und Facebook. Weitere Tech-Unternehmen in den Top 10 sind Alibaba (7.) und Tencent (9.), beide aus China. Mehr als die Hälfte der 100 wertvollsten Unternehmen stammen aus den USA. Genau ein Viertel aller Top-100-Unternehmen kommen aus der Tech-Branche.

Im Länder-Ranking haben übrigens die Niederlande zugelegt; Großbritannien ist hingegen nur noch mit fünf statt wie vor einem Jahr mit acht Unternehmen vertreten. Europas Nummer eins, der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé, landet auf Rang 16.

"Seit Beginn der Finanzkrise Ende 2007 haben sich die Gewichte an den Weltbörsen massiv verschoben", sagte Hubert Barth, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung. Vor der Finanzkrise hatten noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt ihren Hauptsitz in Europa – heute sind es nur halb so viele. Allein aus Deutschland waren 2007 sieben Firmen unter den Top 100. Deutschland habe an den Weltbörsen stark an Bedeutung verloren, sagte Barth.

Investoren trauten Tech-Unternehmen zu, die Wirtschaft künftig noch stärker zu prägen. Aus ihrer Sicht verspreche Europas Leitbranche, die produzierende Industrie, nur wenig Wachstum. Der Vormarsch der Tech-Konzerne an der Börse scheine unaufhaltsam, sagte Barth.

Weitere Zahlen finden Interessierte in der Präsentation von Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PDF).

(mit Material der dpa) / (ane)