Studie: YouTube-Umleitung bei Terrorvideos funktioniert nicht zuverlässig

Das Counter Extremism Project (CEP) hat die Wirkung der "Redirect"-Methode untersucht, mit der YouTube seit bald einem Jahr bei der Suche nach extremistischen Spots auf anti-terroristische Aufklärungsvideos verweisen will.

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Bei der von YouTube vor über zehn Monaten angekündigten Anti-Radikalisierungsinitiative läuft noch nicht alles nach Plan. Die Google-Tochter will seitdem eigentlich mit einer speziellen "Redirect"-Methode Nutzer bei der Suche nach Enthauptungsvideos oder anderen Propaganda-Inhalten islamistischer Terrororganisationen auf anti-terroristische Aufklärungsspots umleiten. Die Wahrscheinlichkeit, bei extremistischem Material zu landen, ist aber nach wie vor dreimal höher als eine Anzeige von Gegenpropaganda. Dies geht aus einer jetzt veröffentlichten Studie des Counter Extremism Project (CEP) hervor.

Die überparteiliche zivilgesellschaftliche Organisation, die ihren Hauptsitz in New York hat, nahm im Rahmen der Analyse Anfang April insgesamt 710 YouTube-Beiträge unter die Lupe. Die Begutachter fanden diese mit der Suche nach sechs Begriffen, die einschlägig sind für islamistische Propaganda wie etwa "Märtyrertum", "Mudschaheddin" oder "Islamischer Staat". Vier der Suchwörter erwähnte Google direkt beim Start des Redirect-Programms.

Die Prüfer schätzten 53 Videos oder über 7,4 Prozent der Trefferliste als Inhalte ein, in denen extremistische Propaganda oder zugehörige Gewalttaten zu sehen sind oder Extremismus verherrlicht wird. 25 davon seien von ihrer Machart her besonders gewalttätig angelegt gewesen oder hätten Blut gezeigt. Als offizielle Propagandaveröffentlichungen von "ISIS" machten die Analysten zwar nur vier Videos aus. Bei 18 habe es sich aber um einschlägiges Material anderer radikaler islamistischer Gruppen gehandelt. Unter den restlichen Videos hätten sich inoffizielle Propaganda, Kampfszenen oder Bildmontagen befunden.

Unter den Suchergebnissen enthielten zudem nur 15 Videos sogenannte Gegenerzählungen zu der islamistischen Hetze. Das entspricht einem Anteil von 2,1 Prozent. 15 dieser Aufklärungsbeiträge fahnden sich in den Trefferlisten für zwei der von Google genannten Begriffe, auf deren Eingabe hin auf jeden Fall Gegenpropaganda erscheinen sollte. Bei den beiden weiteren Suchwörtern, die eigentlich laut dem Internetkonzern von dem Redirect-Programm erfasst werden, zeigte YouTube aber keine Aufklärungsvideos an. 93 Prozent der letzteren waren zudem nur auf den "Islamischen Staat" ausgerichtet, nur eines davon richtete sich gegen die Propaganda anderer islamistischer Einheiten.

Das CEP bewertet die Umleitungsstrategie Googles daher bislang als "inkonsistent und unzureichend" und fordert Nachbesserungen. Es sei zwar anzuerkennen, dass ISIS-Videos zumindest in gefilterten Suchen kaum mehr auf YouTube zu finden seien. Das Programm fokussiere aber zu sehr auf diese Gruppe. Von dem Ziel, sämtliches extremistische und terroristische Material von der Plattform zu entfernen, seien die Kalifornier noch weit entfernt. YouTube will dafür verstärkt auch Maschinenlernen und andere Formen Künstlicher Intelligenz einsetzen, nachdem neben Politikern Werbetreibende Druck machten. (axk)