Top Level Domain: Streit um .org geht in die nächste Runde

Die US-Aufsicht folgt den Rufen nach einer Prüfung des umstrittenen .org-Deals. Nutzervertreter warnen, dass die ICANN nicht ohne Anhörung entscheiden könne.

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Top-Level-Domain: Streit um .org geht in die nächste Runde

(Bild: alphaspirit/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
Inhaltsverzeichnis

Kaliforniens Generalstaatsanwalt prüft den umstrittenen Verkauf der .org-Registry. Die Behörde will von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) wissen, welche Kriterien für die Vergabe von Top Level Domains gelten und wie sie es mit der Umwandlung des bislang nicht-kommerziell
arbeitenden Betreibers in ein kommerzielles Unternehmen hält.

Der geplante Verkauf der .org-Registry Public Interest Registry (PIR) durch die Internet Society (ISOC) für über eine Milliarde US-Dollar kommt aus den Schwierigkeiten nicht heraus. Während die ISOC, PIR und
der Käufer Ethos Capital auf Post vom Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Pennsylvania warten, bekam die ICANN selbst Post vom Generalstaatsanwalt aus Kalifornien.

Der Generalstaatsanwalt in Pennsylvania muss der Umwandlung der PIR in ein kommerzielles Unternehmen zustimmen. Die kalifornischen Aufseher haken nun beim selben Punkt nach. Sie sind für die nichtkommerziell arbeitende ICANN zuständig und wollen unter anderem wissen, ob die ICANN jemals einem Eigentümerwechsel bei einer TLD zugestimmt hat, bei dem eine kommerzieller Betreiber ein Unternehmen abgelöst hat, dass nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet war.

Die PIR hatte ihre Gewinne an die ISOC weitergeleitet, die damit ihr eigenes Budget und teils auch das anderer Internet-Organisationen wie der Internet Engineering Task Force finanziert hatte. Den Verkauf hatte die ISOC mit der Notwendigkeit begründet, die eigene Finanzierung auf mehrere Beine zu stellen und nicht gänzlich vom Domaingeschäft abhängig zu machen.

Die kalifornische Aufsicht will darüber hinaus aber auch noch genau wissen, welche Kompetenzen die ICANN bei der Vergabe von TLDs hat, welchen Einfluss sie auf Dinge wie die Preisgestaltung hat und wie es kam, dass die ICANN im vergangenen Jahr einer Abschaffung der Preisobergrenze für .org zugestimmt hat. Gespannt sein darf man auf die Antwort der ICANN auf die Frage, nach welchem Verfahren sie einen
Eigentümerwechsel prüft und welche Kriterien sie an den neuen Bewerber anlegt.

Tatsächlich gab es für die .org-Domain spezielle Kriterien, die die ICANN bei der Vergabe der TLD an ISOC 2002 vertraglich festgeschrieben hat. In speziellen Klauseln wurde ISOC und PIR beispielsweise auferlegt, dass sie mit der .org-Domain gezielt nichtkommerzielle Organisation ansprechen und diesen die Nutzung erleichtern sollten. Auch einen Beirat und Schulungsprogramme hat die ICANN der PIR aufgetragen.

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Auf diese speziellen Regeln für .org machen auch das ICANN-Gremium aufmerksam, das nichtkommerzielle Domaininhaber innerhalb der ICANN vertritt. In Briefen an den Vorstand mahnte das Gremium die ICANN-Spitze, dass sie einer Vergabe von .org an einen neuen Betreiber erst stattgeben könne, wenn sie die betroffenen Nutzer selbst angehört habe. Das sehe übrigens die ICANN-Satzung auch klar so vor, schreibt Milton Mueller, der der Non-Commercial Stakeholder Group der ICANN schon lange angehört.

Mueller meint, dass eine Zustimmung der ICANN nicht allein eine Zustimmung durch das Management oder den Vorstand sein kann. Weil der Bescheid aus Kalifornien das Verfahren wohl bis in den April hinein verzögere, sei übrigens auch genug Zeit für eine solche Anhörung. (tiw)