Twitter: Russische Fake-Konten unterstützten Labour bei Großbritannienwahl

Eine Untersuchung legt nahe, dass im Zuge der Parlamentswahl in Großbritannien 2017 rund 6500 russische Twitter-Accounts für die Labour-Partei geworben haben, um vermutlich Wähler zu beeinflussen.

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Twitter: Russische Fake-Konten unterstützten Labour bei Großbritannienwahl

(Bild: Pixabay / CC0)

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Etwa 6500 russische Twitter-Accounts sollen vor der britischen Parlamentswahl im Juni 2017 tausende Tweets mit unterstützendem Inhalt für die Labour-Partei und ihren Parteichef Jeremy Corbyn abgesetzt und möglicherweise Wähler beeinflusst haben. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der britischen Sonntagszeitung The Sunday Times, die zusammen mit der walisischen Swansea University durchgeführt wurde. Die rund 20.000 Tweets der untersuchten Stichprobe hätten neben positiven Tweets für die Labour-Partei auch überwiegend negative Äußerungen zu den Konservativen und die amtierende Premierministerin Theresa May enthalten. Ob und wie weit dadurch Wähler beeinflusst wurden, zeigt die Untersuchung allerdings nicht.

Eine Stichprobe von 20.000 Tweets hat Oleksandr Sasha Talavera, Professor für Finanzen an der Swansea University, untersucht, die in einem Zeitraum von vier Wochen vor der Parlamentswahl in Großbritannien am 08. Juni 2017 über die russischen Twitter-Accounts veröffentlicht wurden. Ein großer Teil dieser Twitter-Konten sei von Bots gesteuert worden. Die Accounts seien erst innerhalb weniger Wochen vor oder während der Wahl erstellt worden. Rund 80 Prozent davon hätten englische weibliche Namen getragen.

Dem Forscher zufolge sollen die Accounts aber russischer Herkunft gewesen sein, da die Account-Sprache auf Russisch eingestellt gewesen sein soll oder der Account als Ortsangabe Russland enthielt. Ob diese Twitter-Konten im Auftrag der russischen Regierung bei einer Meinungsmanipulationsfabrik wie der russischen Internet Research Agency (IRA) erstellt wurden und agierten, ist nicht nachweisbar. Unklar ist auch, wie viele Twitter-Nutzer erreicht wurden, weil Twitter einen großen Teil der Konten mittlerweile gesperrt hat. Die Sunday Times spricht in ihrem Bericht jedoch von mehreren Millionen Twitter-Nutzern, denn die untersuchte Anzahl von 20.000 Tweets sei nur ein Teil aller veröffentlichten Tweets gewesen.

Etwa 90 Prozent der untersuchten Tweets hätten positiv über die Labour-Partei und Corbyn berichtet. Bei Kritik an Corbyns Politik sollen die russischen Twitter-Bots angesprungen sein, um ihn zu unterstützen. Teilweise seien einzelne Tweets innerhalb des russischen Bot-Netzwerkes weiterverbeitet worden. Umgekehrt seien die Tweets über die konservativen Tories zu 90 Prozent eher negativ ausgefallen. Besonders aktiv sollen die russischen Twitter-Accounts am Wahltag gewesen sein und Labour-Anhänger zum Urnengang aufgefordert haben.

Ein Sprecher der Labour-Partei hat gegenüber der Sunday Times gesagt, dass die Meinungskampagne in keiner Weise von der Labour-Partei getragen oder finanziert wurde. Theresa May und die Konservativen hatten bei der Parlamentswahl 2017 die absolute Mehrheit verloren und kamen auf 42,4 Prozent der Stimmen. Die Labour-Partei legte im Vergleich zu 2015 um 9,5 Prozent auf 40 Prozent der Stimmen zu.

Russische Twitter-Bots sollen auch bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 eine Rolle gespielt und Wähler über zahlreiche Tweets beeinflusst haben. Erst im Januar hatte Twitter eine Reihe dieser Accounts aufgespürt, die in Verbindung mit der russischen IRA stehen sollen. (olb)