US-Atomwaffensteuerung rüstet von 8-Zoll-Disketten auf SSDs auf
Ein Steuerungssystem für US-Atomwaffen läuft noch auf Computern aus den Siebzigern – nun verabschiedet man sich zumindest von altmodischen 8-Zoll-Disketten.
Im Zuge der Modernisierung veralteter Computersysteme hat die US-Luftwaffe ein Kontrollsystem für Atomwaffen mit modernen SSD-Speichern statt 8-Zoll-Disketten ausgestattet. Wie die Militär-Nachrichtenseite C4ISRNET berichtet, habe die US-Luftwaffe das System bereits im Sommer mit einer "hochsicheren" Solid State Disk-Lösung aufgerüstet. Zuvor waren jahrzehntelang Floppy-Disks im 8-Zoll-Format (20,23 Zentimeter) mit einem Speicherplatz von ganzen 80 Kilobyte im Einsatz.
Das "Strategic Automated Command and Control System" (SACCS) läuft bis heute teilweise auf alten IBM-Computersystemen aus den Siebzigerjahren. Es koordiniert das beträchtliche amerikanische Arsenal an Interkontinentalraketen und Langstreckenbombern, die im Falle eines Atomkrieges auf Befehl des US-Oberkommandos eingesetzt werden könnten. Bereits 2016 hatte ein Bericht des US-Rechnungshofes die veraltete Technik in vielen IT-Systemen staatlicher Organisationen bemängelt und dabei unter anderem den Einsatz der Disketten in der Atomwaffenkoordination als besonders drastisches Beispiel hervorgehoben.
"Was keine IP-Adresse hat, kann auch nicht gehackt werden"
Damals war von einem IBM Series/1-Computer die Rede, auf dem das SACCS immer noch laufe – nach Angaben des Rechnungshof-Berichts sollte es bis Ende 2017 modernisiert werden. Das IBM Series/1-System wurde 1976 vorgestellt, der Rechner scheint jedoch immer noch im Einsatz zu sein.
Ob und wie das System vollständig ersetzt werden soll, ist noch unklar. Tatsächlich gilt das Alter der Geräte manchen sogar als zusätzlicher Sicherheitsfaktor – C4IRSNET zitiert Lt. Col. Jason Rossi von der zuständigen Luftwaffeneinheit: "Was keine IP-Adresse hat, kann auch nicht gehackt werden." Er räumte jedoch auch ein, dass es inzwischen schwierig sei, überhaupt noch Personal im Umgang mit den betagten Geräten zu schulen.
Die Gefahr eines Atomkrieges gilt auch in diesem Jahr als unverändert hoch: Im Januar wurde die sogenannte "Doomsday Clock" des Bulletin of Atomic Scientists erneut auf die symbolische Uhrzeit von zwei Minuten vor zwölf gestellt. Die Wissenschaftler nannten dabei auch Cyberangriffe und den Klimawandel als zusätzliche Risikofaktoren. (siko)