Von Hackern benutzt: US-Entwickler von Fernwartungstool vor Gericht

Weil er eine Software für Hacker programmiert haben soll, muss sich ein US-Amerikaner vor Gericht verantworten. Dabei war er massiv gegen die rechtswidrige Nutzung seines Fernwartungstools vorgegangen und hatte sich dafür sogar mit der Community angelegt.

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Von Hackern benutzt: US-Entwickler von Fernwartungstool vor Gericht
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In den USA muss sich ein Entwickler vor Gericht verantworten, weil ihm Ermittler vorwerfen, ein Fernwartungstool für Kriminelle programmiert und damit Geld verdient zu haben. Der 26-Jährige hat das Tool namens NanoCore entwickelt und auf Hackforums.net angeboten, aber immer wieder explizit darauf bestanden, dass es nur für legale Zwecke genutzt werden dürfe, berichtet The Daily Beast. Er habe sogar Kopien gesperrt, wenn sich herausstellte, dass sie für widerrechtliche Zugriffe auf fremde Rechner genutzt wurden. Trotzdem drohe ihm nun Gefängnis und der Verlust seines Hauses, das er sich für 60.000 US-Dollar von den mit der Software erarbeiteten Einnahmen gekauft habe. Schon während des Verfahrens dürfe er gegenwärtig nicht ins Internet – weder am Rechner noch am Smartphone.

Wie das US-Portal schreibt, sei nicht klar, warum die Ermittler so sicher sind, dass der Angeklagte mit seinem Produkt Hackern helfen wollte. Da sie in den Gerichtsdokumenten sehr oft das besagte Forum erwähnen, werde ihm wohl zur Last gelegt, dass er es an diesem Sammelort für Hacker unter die Leute brachte. Für ihn sei das aber ein naheliegender Ort gewesen, da er dort schon seit Jahren angemeldet war, um Hilfe beim Programmieren zu bekommen. Dort sei er bekannt und respektiert gewesen. Schnell sei aber klar geworden, dass es kein guter Ort war, um die Software anzubieten. Immer wieder habe er darauf beharrt, dass NanoCore keine Malware sei. Dank eines von ihm entwickelten Tools namens Net Seal habe er einzelne Lizenzen auch deaktiviert, wenn die für Illegales genutzt wurden.

Auch wenn er sich dadurch mit der Community angelegt habe, sei er beharrlich geblieben und habe etwa eine Anzeige der persönlichen ID eingebaut. So konnte er Lizenzen identifizieren, die in Tutorialvideos genutzt wurden, um Hacking mit NanoCore zu erklären und diese sperren. Letztlich hätten sich dann aber Hacker gegen ihn gewandt und sein Programm geknackt, um es kostenlos im Internet zu verbreiten. Der Entwickler hatte derweil genug Geld verdient, um mit seiner Freundin aus einem Wohnwagen in ein Haus in einer unterdurchschnittlichen Wohngegend in Hot Springs in Arkansas zu ziehen. Die Verantwortung für das Tool gab er auf und verkaufte alles schließlich für wenige tausend US-Dollar.

Wenige Monate nach dem Verkauf durchsuchten dann zwei Dutzend FBI-Agenten im Dezember 2016 sein Haus. Seitdem sieht er sich den Vorwürfen der Verschwörung und der Beihilfe zum Computereinbruch ausgesetzt. Dafür könne er nicht nur ins Gefängnis kommen, sondern auch noch sein Haus verlieren. Vor Gericht wird nun zu klären sein, inwiefern der Entwickler für illegale Nutzungen seiner Software verantwortlich ist. Der verweist auf große Firmen, deren Produkte ähnlich missbraucht würden und die noch nicht einmal solche Maßnahmen dagegen ergreifen, wie er. Der Jurist James Grimmelmann sieht das Vorgehen stattdessen auch eher als Teil eines Trends, in dem Strafverfolger gegen die leichter aufzufindenden Entwickler vorgehen, weil die wirklichen Straftäter nicht zu finden seien. (mho)