Wahlwerbung für Trump billiger? – Facebook widerspricht, Trump-Kampagne stimmt zu
Anders als berichtet, habe Donald Trump für Wahlwerbung auf Facebook mehr bezahlt als Hillary Clinton, nicht weniger. Das twittert ein hochrangiger Manager des Netzwerks. Die Debatte kann er damit aber nicht beenden.
Ein hochrangiger Manager von Facebook hat einem Bericht widersprochen, demzufolge Donald Trumps Präsidentschaftskampagne weniger für Werbung auf der Plattform gezahlt hat als Hillary Clinton, weil seine Inhalte kontroverser waren. Auf Twitter veröffentlichte Andrew Bosworth eine Grafik, die zeigen soll, wie viel die beiden Kampagnen jeweils für die Reichweite ihrer Facebook-Werbung bezahlten – angegeben in CPM (der Preis, der für 1000 erreichte Zielpersonen gezahlt werden muss). Dabei liegt Trump fast durchgehend vor Clinton. Gleichzeitig verwies Bosworth darauf, dass Facebook öffentlich einsehbar machen will, welche Werbung eine Seite für welchen Betrag geschaltet hat.
Vor wenigen Tagen hatte Antonio García Martínez bei Wired erklärt, dass sein ehemaliger Arbeitgeber Facebook Trump im Präsidentschaftswahlkampf massiv bevorzugt hat. Weil seine kontroversen Beiträge deutlich mehr Nutzer-Engagement generieren würden, sei ihm Werbung günstiger angeboten worden. Auch seine bevorzugte Zielgruppe – die eher auf dem Land lebt – sei für Werbetreibende wie ihn günstiger zu erreichen. Dem hatte danach nicht nur der ehemalige Digital-Chef von Trumps Wahlkampf und der Verantwortliche für die Kampagne zur angestrebten Wiederwahl 2020, Brad Parscale zugestimmt, sondern auch dessen Konkurrentin aus Clintons Lager. Parscale zufolge war Trump "ein perfekter Kandidat für Facebook".
Facebook weist Einflussnahme von sich
Die Debatte, die in die Tiefen des Online-Marketings führt, kommt für Facebook einmal mehr zur Unzeit. Das Netzwerk will Gesetzgebern möglichst keinen Anlass geben, mehr Regulierung einzufordern. Mit der Grafik will Bosworth der Einschätzung deshalb widersprechen, Facebook habe einen Kandidaten in der US-Wahl zu stark bevorzugt. Er verwies darauf, dass auch klassische (Wahl-)Werbung unterschiedlich viel koste, je nachdem, ob sie etwa im dünn besiedelten Montana oder am Times Square in New York geschaltet werde.
Bosworths Zahlen sind aber trotzdem mit Vorsicht zu genießen, wie Wired erklärt. Sie zeigten lediglich, dass Trump im Schnitt mehr bezahlt hat: Das könne aber daran liegen, dass seine Kampagne intensiv auf Bitten um Wahlkampfspenden gesetzt habe. Angesichts der damit erzielten Einnahmen war Trumps Kampagne bereit, hierfür auch deutlich mehr pro CPM zu zahlen, hätten Eingeweihte bestätigt. Clinton setzte dieses Mittel weniger ein, weswegen die Durchschnittspreise eben doch nicht vergleichbar seien. Für vergleichbare Anzeigen habe Trump trotzdem von Facebooks Algorithmen profitiert. Außerdem zeigen die Zahlen nur, wie viel für das Erreichen einer bestimmten Nutzermenge bezahlt wurde. Wie viele Menschen die Werbung darüber hinaus tatsächlich erreichte, lässt sich daraus nicht ablesen. (mho)