Zap, zap, zap - zum Tode von Robert Adler

Zusammen mit seinem Kollegen Eugene Polley erfand Adler die TV-Fernbedienung, mit der sich das Zappen zur wichtigsten Kulturtechnik der heutigen Menschheit entwickeln konnte.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Alter von 93 Jahren ist der Erfinder Robert Adler am 15. Februar an Herzversagen in Boise im US-amerikanischen Bundesstaat Idaho gestorben. Zusammen mit seinem Kollegen Eugene Polley erfand Adler die TV-Fernbedienung, mit der sich das Zappen zur wichtigsten Kulturtechnik der heutigen Menschheit entwickeln konnte.

Robert Adler wurde als Sohn des Soziologen Max Adler am 4. Dezember 1913 in Wien geboren, wo er auch Physik studierte und mit einer Promotion über ein "Hochempfindliches Differentialmanometer" abschloss. Auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus emigrierte der aus dem großbürgerlichen jüdischen Adler-Clan (mit den Politikern Victor und Friedrich Adler) stammende Physiker zunächst nach England, dann in die USA. Dort beschäftigte er sich mit magnetostriktiven Sensoren für Oszillatoren, die die US Navy für die Suche nach U-Booten brauchte. Aus dieser Arbeit entstand später die Fernbedienung, als Adler beim TV-Hersteller Zenith arbeitete. Zusammen mit seinem Kollegen Eugene Polley entwickelte er "The Zenith Space Command", für den beide 1997 mit dem Fernseh-Emmy ausgezeichnet wurden. "Space Command" wurde von den Marketing-Fachleuten bei Zenith wörtlich genommen. Sie orientierten sich an den Abenteuern der damals sehr populären Science-Fiction-Serie Buck Rogers und nannten das Herumschalten zwischen den Kanälen "Zapping", nach dem "Zap" der Strahlenpistole des Weltraumheldens.

Robert Adler, der sein gesamtes Berufsleben bei Zenith verbrachte, konnte insgesamt 180 seiner Erfindungen patentieren lassen. Das letzte Patent erhielt er am 1. Februar 2007 für eine Verbesserung der Touch-Screen-Technik, die er maßgeblich mitentwickelte: Wie die Fernbedienung fand er das Tippen auf einem Bildschirm im "iPhone-Stil" als natürlicher, als die Benutzung von Tasten und Knöpfen. Zu seinen weiteren Erfindungen zählen Kommunikationssysteme für Interkontinental-Raketen, Verbesserungen an der Technik der Fernsehröhren und Instrumente für die Radioastronomie. Mit seiner Arbeit über Bandpassfilter für das junge Farbfernsehen legte er den Grundstein für die Entwicklung von Mobilfunk-Telefonen. Für die Erfindung des optischen Video-Plattenspielers erhielt er schließlich die höchsten Auszeichnungen der Ingenieursvereinigung IEEE.

Robert Adler war nicht nur ein herausragender Physiker, sondern ein bewundertes Sprachtalent. Eine Woche in der damaligen Sowjetunion genügten ihm, um das Russische so zu beherrschen, dass er seinen Vortrag über UHF-Filter in der Landessprache halten konnte. Von der Fernbedienung hatte Adler selbst wenig Nutzen, da er nur selten das TV-Gerät einschaltete, sondern lieber Bücher und Fachliteratur las. An der Mutation des Menschen zu Couch Potatoes und Sesselfurzern fühlte sich Adler nicht mitschuldig: "Es ist doch schlicht vernünftig und einsehbar, dass man den Fernseher von dort aus bedient, wo man sitzt." (Detlef Borchers) (jk)