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Funk-Book

| Florian Müssig

Dells 16-Zoll-Notebook Latitude Z600 wird drahtlos mittels Induktion geladen, und die Dockingstation findet per UWB-Funk ebenfalls ohne Kabel Anschluss.

Funk-Book

Dell gibt seinem zwei Zentimeter flachen 16-Zoll-Notebook Latitude Z600 mehrere Techniken mit auf den Weg, die man bislang nicht in Notebooks fand. So kann der Akku drahtlos per Induktion geladen werden und die Dockingstation findet per UWB-Funk ebenfalls ohne Kabel Anschluss. Doch auch ohne diese Optionen überzeugt das Notebook mit über acht Stunden Laufzeit und mattem Bildschirm.

Besonders energieeffiziente ULV-Technik findet man normalerweise in kleinen Subnotebooks, doch Dell hat einen solchen Mobilprozessor der Core-2-Duo-Generation samt zugehörigem Chipsatz in ein Notebook mit 16-Zoll-Bildschirm verpflanzt. Wegen der geringen Energieaufnahme konnten die Kühler besonders flach ausfallen, sodass das Z600 samt Deckel nur zwei Zentimeter dick ist – beachtlich. Darin fanden weder ein optisches Laufwerk noch ein Kartenleser Platz, und Dell muss sogar die SSDs gehäuselos einbauen – richtige Festplatten sind zu dick. Auch der Arbeitsspeicher ist nicht gesteckt, sondern fest aufgelötet: Bei Modellen mit Core 2 Duo SU9400 (1,4 GHz) sind 2 GByte DDR3-Speicher dabei, bei solchen mit SU9600 (1,6 GHz) 4 GByte. Die teuren Komponenten schlagen auf den Gesamtpreis durch: Das kleinste Modell kostet 1635 Euro.

Wenn man sich das restliche Datenblatt des Z600 durchliest, bekommt man schnell den Eindruck, dass Dells Ingenieure Verbindungskabel so weit wie möglich vermeiden wollten. Während WLAN, Bluetooth und UMTS bei Notebooks weit verbreitet sind und der kontaktlose RFID-SmartCard-Leser zumindest nichts Neues ist, so ging Dell bei der Entwicklung gleich zwei Schritte weiter: Der Akku kann drahtlos per Induktion geladen werden, Dockingstation und Notebook kommunizieren per UWB-Funk. Beides erfordert optionale Hardware.

Mit der optionalen Ladestation lässt sich der Akku drahtlos per Induktion befüllen.

Mit der optionalen Ladestation lässt sich der Akku drahtlos per Induktion befüllen.

Während die Induktions-Ladeelektronik samt Sekundärspule immer im Notebook steckt, kostet der zugehörige Ständer mit der Primärspule 356 Euro. Zum Laden muss das Z600 passgenau zwischen zwei Pfosten am hinteren und einer Führung am vorderen Ende auf der Halterung stehen, damit die Spulen achsengenau übereinanderliegen – nur so ist eine effiziente Energieübertragung möglich.

Weil zwischen den beiden Teilen des Ferritkerns ein mehrere Millimeter breiter Spalt aus Plastik (Abdeckung an der Ladestation), Luft und wiederum Plastik (Abdeckung am Notebook) liegt, muss das Magnetfeld (Frequenz: 100 kHz) diesen überwinden, wobei einiges an Energie verlorengeht. Schon bei ausgeschaltetem, aufliegendem Notebook lassen Induktionsladegerät plus Netzteil rund zehn Watt verpuffen und mindestens so viel geht auch im Betrieb verloren.

An der Ladezeit des Akkus ändert sich dadurch aber nichts, weil Dell das Z600 mit einem 45-Watt-Netzteil ausliefert, das der Ladestation dagegen bis zu 65 Watt liefert – die Differenz hat Dell wohl als Verlust kalkuliert, damit am Notebook dasselbe ankommt. Die entstehende Abwärme wird von einem bis zu 1 Sone lauten Lüfter aus der Ladestation geblasen. Das nervt – besonders, weil das Notebook selbst unter Rechenlast flüsterleise bleibt.

Das 237 Euro teure Wireless Dock kommuniziert per UWB mit dem Notebook. Es stellt DVI, USB und Audio-Ausgänge bereit und funktioniert in bis zu drei Metern Entfernung.

Das 237 Euro teure Wireless Dock kommuniziert per UWB mit dem Notebook. Es stellt DVI, USB und Audio-Ausgänge bereit und funktioniert in bis zu drei Metern Entfernung.

Obwohl das Z600 zu Dells Business-Notebook-Familie Latitude gehört, passt es nicht auf die Dockingstationen der Latitude-E-Geräte. Stattdessen bietet Dell ein 237 Euro teures Wireless Dock an, welches per Wireless USB respektive dem Kurzstreckenfunk UWB (Ultra Wide Band) mit dem Notebook kommuniziert – ähnlich Bluetooth, aber mit deutlich höherer Bandbreite. Am USB-Hub im Wireless Dock hängen vier USB-2.0-Ports, ein Audiochip sowie ein USB-Grafikchip von DisplayLink.

Letzterer stellt einen DVI-Ausgang bereit, dessen Auflösung auf 1680 × 1050 beschränkt ist. Da der Grafiktreiber den Bildschirminhalt komprimiert auf die Funkreise schickt, reicht die Geschwindigkeit des Bildaufbaus zum Arbeiten locker aus. Videos lassen sich im Fenstermodus flüssig darstellen, bei Vollbilddarstellungen von Szenen mit viel Bewegung kommt es zu Rucklern.

Im Test funktionierte die Bildübertragung ohne Probleme, solange Notebook und Dockingstation nicht mehr als drei Meter auseinander standen. Bei größeren Distanzen meldete der UWB-Treiber, dass man das Notebook doch bitte wieder näher an die Dockingstation stellen solle; wegen einer Bandbreitenverringerung ruckelt es dann deutlich. Zu einem Abriss der Funkverbindung kam es erst bei mehr als fünf Metern Funkstrecke.

Wer mehr als 1680 × 1050 Bildschirmpunkte wünscht, kommt um ein Kabel zum Z600 nicht herum. Vorbildlich: Der DisplayPort-Ausgang steuert sogar 30-Zoll-Monitore mit voller Auflösung an.

Die eSATA-Buchse enthält auch die vier USB-Pins und kann somit für Geräte beiderlei Art genutzt werden – oder aber eSATA-Geräte zapfen zur eigenen Stromversorgung die USB-Leitung an. Dies nutzt Dell beim mitgelieferten externen eSATA-DVD-Brenner. Für 119 Euro Aufpreis liegt ein Blu-ray-Laufwerk bei; die Chipsatzgrafik Intel GMA 4500MHD reicht für HD-Filme aus.

Der 16-Zoll-Bildschirm zeigt 1600 × 900 Bildpunkte und strahlt mit über 270 cd/m², was zusammen mit der matten Oberfläche für einen Betrieb unter freiem Himmel ausreicht. Die automatische Helligkeitsregelung stellt den Bildschirm grundsätzlich zu dunkel ein.

Der Sensorstreifen im rechten Bildschirmrahmen lässt sich zum Scrollen oder per On-Screen-Display zur Lautstärkeregelung und zum Starten von Programmen verwenden.

Der Sensorstreifen im rechten Bildschirmrahmen lässt sich zum Scrollen oder per On-Screen-Display zur Lautstärkeregelung und zum Starten von Programmen verwenden.

Der rechte Rand des Bildschirmrahmens enthält berührungsempfindliche Sensoren. Ein Druck am unteren Ende öffnet ein teiltransparentes, konfigurierbares On-Screen-Display, welches mit Verknüpfungen und Scrollbereichen zur Lautstärke- oder Helligkeitsregulierung belegt werden kann. Ohne vorigen OSD-Aufruf lässt sich der Touch-Streifen intuitiv zum Scrollen durch längere Webseiten oder Dokumente nutzen.

Das eigentliche Touchpad erkennt Mehrfingergesten zum Scrollen, Zoomen oder Rotieren. Pfiffig: Legt man alle vier Finger einer Hand auf, führt die Software eine definierbare Privacy-Aktion wie Fenster minimieren oder Bildschirm sperren aus.

Die hinterleuchtete Tastatur überzeugt mit großen Tasten, sinnvollem Layout und präzisem Druckpunkt. Die Gummierung rund um die Tastatur und die niedrige Rumpfhöhe von wenig mehr als einem Zentimeter tragen ihren Teil zu einem sehr angenehmen Tippen bei.

Zur Vorinstallation gehören zwei Hilfsprogramme, die die Webcam zum OCR-Scannen von Visitenkarten verwenden oder über eine ihr nachgeschaltete Gesichtserkennung den Desktop sperren, wenn der Nutzer den Arbeitsplatz verlässt, doch beides funktionierte im Test eher schlecht als recht.

Mit dem 80-Wh-Hochkapazitätsakku (36 Euro Aufpreis), der an der Rückseite gut zwei Zentimeter übersteht, hält das Z600 über acht Stunden durch – für ein Notebook dieser Größe beachtlich. Der normale 40-Wh-Akku macht nach der Hälfte der Zeit schlapp.

Mit dem Latitude Z600 hat Dell ein edles, hochwertiges, aber auch teures 16-Zoll-Notebook entwickelt, das dank mehr als acht Stunden Laufzeit und zwei Zentimeter flachem Gehäuse sowohl auf dem Schreibtisch als auch unterwegs eine gute Figur macht. Anders als Subnotebooks bietet das Z600 einen großen, alltagstauglichen Bildschirm, wenngleich es deswegen natürlich viel größere Abmessungen hat: Die Grundfläche entspricht einer aufgeklappten c’t – das wird in vielen Rucksäcken und Aktentaschen schon eng.

Beim EdgeTouch getauften Sensorstreifen neben dem Bildschirm fragt man sich nach wenigen Minuten, wieso ein solches OSD eigentlich noch in keinem anderen Notebook aufgetaucht ist – bei Monitoren gehören sie ja schließlich schon seit Jahren zum guten Ton. Die Drahtlos-Innovationen sind dagegen eher Demonstrationen der technischen Machbarkeit denn wirklich nützlich: Die Induktionsladestation verheizt viel Energie bei der Übertragung; die drahtlose Dockingstation bietet weniger Anschlüsse als das Z600 selbst.

Latitude Z600
16-Zoll-Notebook
Hersteller Dell [1]
Lieferumfang Windows 7 Professional 32 Bit, CyberLink PowerDVD DX 8.3, Roxio Creator DE 10.3, Dell Latitude On, Netzteil, Mikrofasertuch, Displayport-auf-VGA-Adapter
Spezifikation Intel Core 2 Duo SU9600, Intel GS45, Intel GMA 4500MHD, 4 GByte RAM (aufgelötet), 16-Zoll-Display (40,6 cm, 1600 × 900, matt), 2 × 128-GByte SSD, WLAN 802.11a/b/g/n-450, Bluetooth 2.1+EDR
Schnittstellen DisplayPort, eSATA+USB, USB, LAN,
Größe / Dicke mit Füßen 39,4 cm × 29,3 cm / 2,1 … 2,2 cm
Gewicht 2,3 kg
Preis Testkonfiguration 2811 € (ohne Ladestation/Dock)

(mue [2])


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