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Die jungen Wilden: JavaLand

Björn Bohn
Die jungen Wilden

Die JavaLand-Konferenz bietet Neulingen in der Vortragswelt in jedem Jahr die Gelegenheit, einen ersten Vortrag auf einer Entwicklerkonferenz zu halten und mit einem Mentor gemeinsam vorzubereiten. In dieser Ausgabe der jungen Wilden erklären Neulinge und Veranstalter den Prozess.

In der heise-Developer-Serie "Die jungen Wilden" interviewen wir in regelmäßigen Abständen junge Entwickler. Heute geht es allerdings um das Newcomer-Programm der JavaLand-Konferenz [1].

heise Developer: Heute begrüßen wir die zwei Menschen, die für das Newcomer-Programm der JavaLand-Konferenz verantwortlich sind: Falk Sippach und Hendrik Ebbers. Hallo Falk, Hallo Hendrik! Stellt euch doch erstmal kurz vor.

Falk Sippach

Falk Sippach

Falk Sippach: Ich arbeite als Trainer, Architekt und Entwickler bei der OIO Orientation in Objects GmbH in Mannheim und co-organisiere die Java User Group Darmstadt. Bereits seit der ersten Ausgabe durfte ich mich an der Planung der JavaLand-Konferenz beteiligen und habe vor zwei Jahren mit einigen anderen den Konferenzplaner DukeCon als Open-Source-Projekt gestartet.

Hendrik Ebbers

Hendrik Ebbers

Hendrik Ebbers: Ich bin Java-Architekt bei der Canoo Engineering AG und Gründer der JUG Dortmund. Aktuell beschäftige ich mich viel mit Open-Source-Entwicklung und API-Design, nachdem ich mich die letzten Jahre stark auf das Frontend spezialisiert hatte. Zu dem Thema hab ich auch 2014 für Oracle das offizielle JavaFX-Buch ("Mastering JavaFX 8 Controls") zum Erscheinen von Java 8 geschrieben. Ich bin JavaOne Rockstar, Java Champion und JCP Expert Group Member.

heise Developer: Ihr kümmert euch um das Newcomer-Programm des JavaLand. Was kann man sich darunter vorstellen?

Sippach: Wenn man viel auf Konferenzen unterwegs ist, trifft man immer wieder die gleichen Personen als Sprecher mit immer wieder ähnlichen Themen. Das ist einerseits sehr schön (wie beim Klassentreffen), andererseits schlummert da draußen aber auch noch viel Potenzial an tollen Entwicklern, das wir mit dem Newcomer-Programm herauslocken möchten.

Ebbers: Das Newcomer-Programm soll Entwicklern eine Plattform bieten, um erste Erfahrungen mit Vorträgen zu machen. Das Programm richtet sich explizit an Entwickler, die bisher noch nie einen öffentlichen Vortrag gehalten haben. Dazu kommt, dass jeder Newcomer auf einen erfahrenen Speaker als Mentor zurückgreifen kann. Der Mentor unterstützt den Newcomer bei der Vorbereitung auf den Talk. Das beginnt mit dem Finalisieren eines guten Titels und aussagekräftigen Abstracts. Zudem gehört neben einer Besprechung des Ablaufs und der Folien natürlich auch, dem Neuling ein wenig die Angst vor dem ersten Vortrag zu nehmen.

heise Developer: Wie seid ihr auf die Idee gekommen? Was bewegt euch dazu, Neulinge in der Branche zu fördern?

Sippach: Das Newcomer-Programm findet bereits zum dritten Mal statt und wurde vom früheren Programmleiter der JavaLand-Konferenz, Markus Eisele, ins Leben gerufen. Ich konnte diese Idee von Anfang an unterstützen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es sein kann, als unbekannter Sprecher überhaupt auf Konferenzen angenommen zu werden. Gerade die ersten Vorträge sind ein gewisser Lernprozess, bei dem man jede Unterstützung und frühes Feedback gebrauchen kann, um sich nicht gleich wieder entmutigen zu lassen.

Ebbers: Da ich selbst regelmäßig Sprecher auf IT-Konferenzen bin, kann ich mich noch gut daran erinnern, wie schwierig die ersten Schritte waren. Hierbei gibt es grundsätzlich zwei Hürden: Für Entwickler, die noch nie einen Vortrag gehalten haben, ist es extrem schwer, ohne entsprechende Kontakte auf einer Konferenz als Speaker angenommen zu werden. Die Veranstalter greifen logischerweise auf bekannte Sprecher zurück, die auf der einen Seite mit ihrem Namen Besucher anlocken und auf der anderen Seite auch eine solide Vorstellung abliefern. Bei Neulingen hat ein Veranstalter natürlich keinerlei Informationen über die Qualität des Newcomers als Speaker. Dazu kommt, dass man in der Regel vor allem vor dem ersten Vortrag eine verständliche Panik hat. Ich selber hatte einen meiner ersten Vorträge auf der Devoxx in Antwerpen und kann mich noch gut an die schrecklichen 15 Minuten vor dem Vortrag erinnern. Hier helfen wir mit Unterstützung durch die Mentoren und dem kompletten JavaLand-Team.

heise Developer: Wie kann ich mir den Auswahlprozess vorstellen? Auf was sollte ich als Neuling achten, wenn ich beim JavaLand sprechen will?

Sippach: Bei der Einreichung müssen die Newcomer noch keinen fertigen Titel und Beschreibungstext liefern. Sie dürfen zunächst frei beschreiben, wie sie sich den Inhalt des Vortrags vorstellen und wer der Wunsch-Mentor sein soll. Dadurch können sich die Bewerter ein relativ gutes Bild machen, ob sich die Bewerber bereits intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Zusätzlich ist aber natürlich auch die Aktualität und Relevanz des eingereichten Themas wichtig.

Ebbers: Ein wichtiger Punkt ist sicherlich das Thema des Vortrags. Hier achten wir darauf, dass es sich um ein aktuelles Thema handelt, dass auch möglichst viele Leute interessiert. Dazu kommt, dass es für einen Newcomer auch immer sinnvoll ist, sich selbst bereits über einen Mentor Gedanken zu machen und diesen im Idealfall bereits vor dem Einreichen des Vortrags zu kontaktieren. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel einen Newcomer, der sich im Vorfeld direkt an Ray Tsang, den Cloud-Evangelisten bei Google, gewandt hat. Im Grunde geht es also darum, Interesse und Initiative zu zeigen. Natürlich achten wir auch auf weibliche Newcomer, denen wir eine Chance geben wollen. Schließlich wollen wir es auch ganz klar fördern, dass sich mehr weibliche Entwickler auf die Bühne trauen.

heise Developer: Wie ist das Feedback, das ihr von den Teilnehmern das Programms bekommt?

Sippach: Ich muss zugeben, dass ich persönlich bisher nur wenig direktes Feedback eingeholt habe. Das ist ein guter Vorsatz fürs neue Jahr. Ich finde es aber toll, wenn man sieht, wie die Newcomer aus den beiden vergangenen Jahren mittlerweile auch auf anderen Konferenzen auftreten und ein Teil der Community geworden sind.

Ebbers: Das Feedback ist durchgehend positiv. Ich selber bin dieses Jahr Mentor für einen Newcomer, der Konferenzen bisher nur als Besucher kennt. Hier schwanken die Gefühle aktuell zwischen Euphorie und Panik (lacht). Aber auch dafür sind die Mentoren ja da: Den Neulingen die Angst vor der Bühne zu nehmen.

heise Developer: Lassen wir doch ein paar der Newcomer selbst zu Wort kommen. Hallo an euch! Wie seid ihr zum Newcomer-Programm gekommen, was ist euer Hintergrund? Wie lief der Prozess bis jetzt für euch ab?

Felix Schumacher

Felix Schumacher

Felix Schumacher: Das Newcomer-Programm des JavaLands wurde mir von mehreren Leuten empfohlen. Auf einer Unconference haben mich viele Leute in meinem Wunsch bestärkt, selber mal einen Vortrag zu halten. Daraufhin habe ich mich an einen Anwesenden gewandt und gefragt, ob er bereit wäre, mein Mentor zu werden, wenn ich mich beim Newcomer-Programm bewerbe und angenommen werden sollte. Anschließend habe ich gespannt gewartet, ob mein Vortrag angenommen werden würde und hatte Glück. Seitdem arbeite ich an meiner Präsentation [2] in engem Austausch mit meinem Mentor Michael Simons. Es ist toll, jemanden zu haben, der einem wertvolle Ratschläge zum Beispiel zur Gliederung des Vortrags geben kann.

Iryna Feuerstein

Iryna Feuerstein

Iryna Feuerstein: Ich bin Softwareentwicklerin und habe mittlerweile über 5 Jahre Berufserfahrung im Java-Umfeld. Letztes Jahr habe ich selbst das JavaLand besucht und wurde von vielen Vorträgen inspiriert. Die Idee für meinen Vortrag beim JavaLand 2018 [3] kam durch meine Projekte mit der Graphendatenbank Neo4j, speziell im Bereich semantische Suche.

Als ich im Newsletter gelesen habe, dass die Möglichkeit besteht, einen Vortrag von Referenten ohne Bühnenerfahrung einzureichen, habe ich meine Vortragsidee beschrieben und eingereicht. Ich durfte mir bereits bei der Einreichung des Vortragstitels einen Mentor wünschen und war sehr angenehm überrascht, als kurze Zeit später die Zusage von Michael Hunger kam. Nun arbeite ich an der Demoapplikation, die ich bei meinem Vortrag vorstellen möchte.

Philipp Hertweck: Als Student durfte ich bereits mehrfach das JavaLand besuchen. Während dieser Zeit konnte ich viel Erfahrung sammeln, was alles im Hintergrund einer solchen Konferenz abläuft. Nachdem ich nun mein Studium abgeschlossen habe, wollte ich den nächsten Schritt gehen und als Speaker zum JavaLand gehen. Durch mein Hobby war schnell ein Thema gefunden [4] und ein Abstract vorbereitet. Die Bewerbung zum Newcomer-Programm lief problemlos ab, sodass ich mich bereits nach wenigen Tagen über eine Zusage freuen konnte. Ich bin total gespannt, meine Erfahrungen weiterzugeben und dadurch in Gespräche und Diskussionen einsteigen zu können.

Simon Skocylas

Simon Skoczylas

Simon Skoczylas: Ich bin seit kurzem Senior Software Engineer bei der Canoo Engineering AG. Mein Schwerpunkt ist die Entwicklung von Webanwendungen mit Java und JavaScript, des Weiteren habe ich ein Faible für Design, weshalb ich mich ausgiebig mit dem Thema Frontend beschäftige. Da ich mich oft mit aktuellen Themen auseinandersetze, hatte ich schon länger überlegt, einen Beitrag zu einer Konferenz einzureichen. Leider habe ich mich bis dato nicht getraut. Einen Schubs habe ich von einem Kollegen bekommen. Er machte mich auf das Newcomer-Programm des JavaLand aufmerksam und bat mich, einen Beitrag einzureichen. Das tat ich dann auch und mein Beitrag [5] wurde angenommen. Jetzt heißt es Augen zu und durch.

heise Developer:Seid ihr schon aufgeregt? Das JavaLand ist ja eine recht große Konferenz mit über 1500 Teilnehmern ...

Schumacher: Ich bin ziemlich aufgeregt und freue mich riesig. Ich habe eine tolle Chance bekommen und möchte diese so gut wie möglich nutzen.

Feuerstein: Ja, ich bin definitiv aufgeregt. Ich habe zwar schon diverse Vorträge vor Kollegen, bei Kunden und auf Meetups gehalten, das Publikum war mir aber meist vertrauter. Ich finde es allerdings sehr hilfreich, dass das JavaLand so gut und vor allem frühzeitig organisiert wird. Ich weiß bereits in welchem Raum ich meinen Vortrag halten werde, kann so die Teilnehmerzahl einschätzen und habe vor allem genug Zeit, um mich gut vorzubereiten.

Hertweck: Etwas Aufregung ist immer dabei, man steht ja schließlich nicht jeden Tag vor so einem großen Publikum. Und der Gedanke dass viele der Anwesenden einige Jahre mehr Erfahrung haben, als ich als Berufseinsteiger, macht es nicht einfacher. Erzähle ich wirklich etwas spannendes Neues? Da es aber nicht mein erster JavaLand-Besuch ist, kenne ich die tolle Stimmung auf der Konferenz. Schließlich sind alle gekommen, um etwas Neues zu lernen.

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Skoczylas: Noch bin ich nicht aufgeregt, da die Konferenz erst in ein paar Monaten stattfindet und ich es noch nicht ganz realisiert habe. Wenn man jedoch danach gefragt wird und darüber nachdenken muss, dann kommt doch etwas Aufregung durch. Es ist aber eine angenehme Aufregung, wird schon super werden.

heise Developer: Vielen Dank für eure Antworten – und viel Spaß beim JavaLand [12] und viel Erfolg bei euren Vorträgen!

Du bist selber ein junger Entwickler oder kennst jemanden, von dem du gerne ein Interview in dieser Serie lesen würdest? Schreib uns doch einfach eine E-Mail [13]. Wir freuen uns auf deinen Vorschlag!

In der nächsten Ausgabe erwartet euch ein Interview mit Ute Mayer. (bbo [14])


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[9] https://www.heise.de/ratgeber/Die-jungen-Wilden-Joy-Clark-3909659.html
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