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Von der Mango genascht

| Gerald Himmelein

Die wesentlichen Neuerungen in Windows Phone 7.5 „Mango“ sind ein besserer Browser, tief gehende Social-Media-Einbindung sowie Multitasking. 500 neue Funktionen hat Steve Ballmer versprochen; ein erster Kurztest förderte aber nur moderate Änderungen zutage.

Von der Mango genascht

Noch im Herbst soll Windows Phone „Mango“ von Hardware-Herstellern als Update bereitgestellt werden. Wenn man Microsoft glauben darf, kommt es allen derzeit erhältlichen Smartphones mit Windows Mobile 7 zugute. Mitte August tauchte in einem Entwicklerforum der fertige Code auf, der an die Hardware-Hersteller geliefert wurde; er trägt die Revisionsnummer 7.10.7720.68.

Auf den ersten Blick hat sich wenig getan: Der Startbildschirm zeigt das Windows-Fähnchen in einem roten Quadrat statt in einer grünen Kugel; in den Design-Einstellungen heißt die Farbe „orange“ jetzt „mango“; die Klingeltonauswahl wurde erweitert. Dass die ehemals mit „SMS/MMS“ beschriftete Kachel bei Mango „Nachrichten“ heißt, kommt nicht von ungefähr: Die App unterstützt jetzt auch Chats mit Facebook- und MSN-Nutzern.

Der überarbeitete Dialog zur Einrichtung zusätzlicher Konten führt auch LinkedIn und Twitter auf. Den Twitter-Account muss man allerdings erst mit einem Live-Konto verknüpfen, was im Selbstversuch mit einem Fehlercode 500 scheiterte. Neu ist auch der „Stromsparmodus“: Über diesen kann man das Mango-Phone anweisen, bei niedriger Akkuladung automatisch den Energieverbrauch zu drosseln. Dabei wird unter anderem der automatische Mail-Abruf ausgesetzt.

Ab 45 Einträgen gruppiert Mango die Anwendungen.

Ab 45 Einträgen gruppiert Mango die Anwendungen.

Der integrierte Internet Explorer 9 zeigt neuerdings auch in der Queransicht eine Adressleiste an – für Besitzer eines Slider-Phones eine positive Entwicklung, eher ärgerlich für Anwender, die diese Queransicht bisher als Zoom-Modus verwendet haben.

Auch sonst hat sich Windows Phone vor allem im Kleinen verändert: Die Bilder-App zeigt statt „Alle, Datum“ und „Favoriten“ jetzt „Eigene Aufnahmen, Alben, Datum“ und „Kontakte“. Die Kontaktliste lässt sich filtern, um beispielsweise alle Facebook-Kontakte auszublenden. Die „Erleichterte Bedienung“ für Hörgeschädigte wurde weiter ausgebaut. Die Karten-Anwendung merkt bei der Routennavigation, wenn man einen Wegpunkt erreicht hat, und wechselt automatisch zum nächsten Punkt. Bis zu den Möglichkeiten der mit Android oder Symbian 3 ausgelieferten Kartenanwendungen ist es aber noch ein weiter Weg.

Der Mail-Client kann jetzt Links zu bestimmten Ordnern auf die Startseite legen und soll auch die Rechteverwaltung von Exchange-Servern unterstützen. Nachrichten mit Headern im Format ISO 8859-15 zeigt das Mail-Programm weiterhin nicht korrekt an.

Drückt man länger auf die Hardware-Taste „Zurück“, bekommt man jetzt eine Reihe von Kacheln zu sehen, die einen Überblick über die fünf zuletzt genutzten Anwendungen erlauben. Wählt man eine der Flächen aus, initialisiert sich die jeweilige App dennoch neu, statt an der alten Stelle weiterzumachen.

Der Internet Explorer 9 rendert Webseiten etwas besser.

Der Internet Explorer 9 rendert Webseiten etwas besser.

Das versprochene Multitasking ließ sich im Kurztest nicht ausprobieren, denn offenbar müssen Anwendungen hierfür angepasst werden. Derzeit meldet der Konfigurationsdialog für Hintergrundaufgaben nur: „Sie haben keine Anwendungen, die im Hintergrund ausgeführt werden können.“

Microsofts Suchmaschine „Bing“ kann sowohl auf das Mikrofon als auch auf die Kamera des Smartphones zugreifen und erkennt damit EAN-Codes, Schriftzüge und Musik. Hierfür muss man nur die Piktogramme an der Unterseite des Suchfensters antippen: Auge für Text, Note für Musik. Das Mikrofon aktiviert die Spracherkennung. Sowohl Text- als auch Spracherkennung funktionierten im Kurztest nicht hundertprozentig: Über die Bildschirmtastatur geht die Eingabe immer noch schneller.

Mango bindet auch LinkedIn und Twitter direkt ein.

Mango bindet auch LinkedIn und Twitter direkt ein.

Bing wurde noch tiefer ins System integriert als bisher: Anders als bisher führt die Hardware-Suchtaste nun immer zu Bing, auch im Mail-Client und im Marketplace. Diese Anwendungen besitzen jetzt deshalb eigene Suchknöpfe, ebenso wie die Anwendungsliste. Sammeln sich dort mehr als 44 Apps an, gruppiert Mango sie nach Anfangsbuchstaben, zwischen denen man wie in der Kontaktliste über zwei Tippser wechseln kann.

Beim Test mit einem LG Optimus 7 (LG-E900) blieben zwar alle Einstellungen erhalten, dafür überhitzte das Smartphone immer wieder und blieb in Neustart-Loops hängen. An diesem Fehlverhalten dürfte Schuld sein, dass die generische Firmware keine angepassten Treiber enthält. Offizielle Updates werden Anfang September erwartet. Die zugehörige Aktualisierung der Zune-Software (4.8) erschien am 23. August. (ghi [1])


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https://www.heise.de/-1901787

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