FAQ: Audio/Video-Streaming

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Von
  • Sven Hansen
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Die Geräte im Handel sind mit Logos gepflastert. Auf welche muss ich beim Kauf eines Streaming-fähigen Produktes besonders achten?

Im Handel ziert das Siegel der Digital Living Network Alliance (kurz DLNA) die meisten netzwerkfähigen Produkte. Das Logo soll dem Kunden die reibungslose Zusammenarbeit aller Streaming-Komponenten garantieren und definiert einen kleinsten gemeinsamen Nenner. DLNA-Geräte kommunizieren laut Spezifikation via Universal Plug and Play Audio/Video (UPnP AV) und müssen mindestens mit drei Kernformaten umgehen können: MPEG-2 für Video, LPCM für Audio und JPEG für Fotos. Für die Bildwiedergabe ist man mit diesem Formatmix gut bedient, bei Musik unterstützen fast alle Geräte zum Glück das MP3-Format, obwohl das nur optional in der DLNA-Spezifikation aufgeführt ist.

Im Bereich Video ist man mit MPEG-2 auf die Wiedergabe von Filmen in Standardauflösung festgelegt. Wer HD-Videos anschauen möchte, sollte zusätzlich auf H.264- und MKV-Unterstützung achten. Da der DLNA-Standard niedrige Hürden setzt, sparen sich einige Hersteller die Zertifizierungskosten. Sie nutzen das UPnP-AV-Logo, unterstützen aber dennoch viele zusätzliche Formate. Wer vor allem im Apple-Universum unterwegs ist, kann neuerdings AirPlay zum Streamen von Medieninhalten nutzen. Das Apple TV dient als Abspielstation am TV und lässt sich vom Mac oder anderen iOS-Geräten beschicken (Push-Service). Die AirPort-Express-Basisstation lässt sich ebenfalls per AirPlay ansteuern, beschränkt sich jedoch auf die Musikwiedergabe.

Jeder Streaming-Client für Video kann auch MP3-Titel abspielen. Brauche ich da noch eine spezielle Lösung für die Musikwiedergabe?

MP3-Dateien können tatsächlich alle Streaming-Geräte wiedergeben. Doch wie bei einem DVD-Spieler, der auch mit Musik bespielte Silberscheiben wegdudelt, muss man sich bei den auf Video spezialisierten Streamern bei der Musiknavigation mit Schmalkost begnügen. Metainformationen werden meist unvollständig oder gar nicht angezeigt, eine komfortable Navigation fehlt.

Wer viel Musik hört und eine umfangreiche Musiksammlung besitzt, sollte sich daher die spezialisierten Audiolösungen von Anbietern wie Sonos, Logitech (Squeezebox), Raumfeld oder Philips (Streamium) anschauen. Sie unterstützen zusätzliche Audioformate wie AAC, Ogg Vorbis oder FLAC, stellen Metainformationen sauber dar und bieten einen bequemeren Zugriff auf die Mediensammlung.

Einen PC wollte ich eigentlich nicht als Server für Musik und Filme abstellen. Gibt es da nicht andere Möglichkeiten?

UPnP-AV-Server kommen inzwischen in vielen Formen daher – im kleinsten Fall hat man sie als Smartphones bereits in der Tasche. Ein Video-Server muss natürlich mit mehr Speicher ausgestattet sein.

Wer viele Mediendateien rund um die Uhr im lokalen Netz bereitstellen möchte, sollte zunächst seinen Router unter die Lupe nehmen. Die weitverbreitete Fritz!Box von AVM ist zum Beispiel von Haus aus mit einem integrierten UPnP-AV-Server ausgestattet – hier muss man nur noch ein USB-Speichermedium anschließen und die Medienfreigabe über das Web-Interface aktivieren. Eine andere Lösung ist die Anschaffung einer Netzwerkfestplatte (NAS) mit integriertem UPnP-AV-Server.

Den PC sollte man bei der Wahl des Servers allerdings nicht außer Acht lassen – heutige Systeme kommen längst nicht mehr als lärmende Stromfresser daher. Mini-Rechner wie Acers Revo-Serie sind meist kaum teurer als gute NAS-Systeme und lassen sich deutlich schneller mit aktueller Serversoftware bespielen. In jüngster Zeit finden sich Server auch vermehrt in vernetzten Festplattenspielern, wie wir sie in c’t 6/11 (S. 128) getestet haben.

Wenn ich auf meinen UPnP-Server zugreife, werden nicht alle meine Filme aufgelistet. Was mache ich falsch?

Wahrscheinlich nichts. Der DLNA-Standard legt die Latte für die zu unterstützenden Videoformate recht niedrig, gerade die momentan so beliebten HD-Dateien (H.264-Video im MKV- oder M2TS-Container) gehören nicht dazu. Selbst wenn der Client die Formate abspielt, wird manch ein UPnP-AV-Server sie erst gar nicht anbieten. In diesem Fall sollte man statt über UPnP AV zunächst direkt auf die Ordnerfreigaben von NAS oder PC zugreifen.

Bleiben auch diese Versuche erfolglos, kann man dem spielunwilligen Client nur über einen aktiven Server unter die Arme greifen, der Videodateien on the fly in ein unterstütztes Format transkodiert. Diese Aufgabe erledigt zum Beispiel der PS3 Media Server. Ursprünglich für das Streaming auf Sonys Playstation 3 konzipiert, bedient das kostenfreie Programm auch andere UPnP-AV-Clients im Netz.

Eigentlich will ich einfach nur das Bild von meinem Notebook auf dem Fernseher haben. Kann man die Videoausgabe da irgendwie „hinstreamen“?

UPnP AV sieht die Verteilung von Live-Inhalten nicht vor. Einige UPnP-AV-Server wie der kostenpflichtige Wild Media Server können zumindest Livestreams bereitstellen, indem sie dem Empfänger hierzu das Vorhandensein einer statischen Videodatei vorgaukeln. Wenn es um die Übertragung des kompletten Bildschirminhalts geht, sollten Sie den Kauf einer separaten Funkstrecke in Erwägung ziehen. Lösungen wie Devolos Vianect Air TV oder die Quicklink HD übertragen Videomaterial per Funk an den Fernseher. 1080p-Videos lassen sich so zwar nicht ruckelfrei übertragen, für 720p-Material sind heutige Funkstrecken jedoch durchaus geeignet.

Meine Musiksammlung besteht vor allem aus Klassiktiteln. Mein Server präsentiert mir die Sammlung ausschließlich nach dem Kriterium „Interpret“, obwohl ein Zugang über den Komponisten deutlich komfortabler wäre.

Die meisten Server orientieren sich an den Standardkategorien Genre, Künstler und Album, die in den Metadaten der Titel enthalten sind. In der Regel lässt sich dies nicht ändern, einen direkten Zugriff auf die Darstellung der Sammlung hat man nur bei wenigen Servern wie dem kostenpflichtigen TwonkyMedia-Server. Als Workaround lässt sich meist das Genre-Feld zur Navigation „missbrauchen“, da es von der Mehrzahl der CD-Grabber ohnehin stiefmütterlich behandelt wird. Mit einem Tag-Editor lassen sich hier zum Beispiel auch Komponisten einpflegen und später als Navigationskriterium nutzen. (sha)