FAQ: Fragen zu .NET beantwortet

Viele Windows-Programme und -Apps laufen mit .NET. Doch was ist das eigentlich und welche Version braucht man? Wir klären die wichtigsten Fragen.

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Hand auf Smartphone, die durch Text scrollt.

(Bild: Undrey/Shutterstock.com)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Hajo Schulz
Inhaltsverzeichnis

Windows-Programme und -Apps laufen nicht selten mit einer Programmiertechnik namens .NET. Normalerweise sorgen sie bei der Installation selbst dafür, dass sie eine passende Version davon vorfinden. Manchmal muss man Ihnen aber auch von Hand auf die Sprünge helfen. Wir haben aufkommende Fragen für Sie beantwortet.

Was ist eigentlich .NET?

Den Namen .NET (gesprochen "Dot Net") hat Microsoft erstmals im Jahr 2000 verwendet. Welche Produkte genau sich hinter dem Wort verbargen, hat sich im Lauf der Zeit mehrfach geändert. Aktuell kann man die Bedeutung des Namens in einem Satz so beschreiben: .NET ist eine Sammlung von Programmierschnittstellen und Hilfsprogrammen, die Entwickler zum Erstellen verschiedenster plattformübergreifender Anwendungen verwenden können.

Der Einsatzbereich reicht von Mobil-Apps über hergebrachte Desktopprogramme und Spiele bis hin zu Server- und Cloudanwendungen. Das Attribut "plattformübergreifend" hat Microsoft von Anfang an im Zusammenhang mit .NET verwendet, meinte damit aber zunächst nur alle Windows-Plattformen. Mittlerweile finden sich .NET-Implementierungen für praktisch alle relevanten Systeme: Die Desktop- und Serversysteme Windows, Linux und macOS dienen als Entwicklerplattformen; Apps und Programme lassen sich auch für Android und iOS sowie für verschiedene Spielkonsolen erstellen. Hardwareseitig unterstützt .NET sowohl x86- als auch ARM-CPUs, beide in 32 und 64 Bit.

Sie schreiben hier einfach nur von ".NET". Ich habe in c’t aber auch schon Begriffe wie ".NET Framework" oder ".NET Core" gelesen. Ist das alles dasselbe? Was ist denn nun die korrekte Bezeichnung?

Tatsächlich ist der Begriff ".NET" für sich genommen nicht eindeutig. Er steht zunächst als Oberbegriff für alles Mögliche, was mit der dahintersteckenden Programmiertechnik zu tun hat. So gibt es .NET-Werkzeuge, .NET-Sprachen oder eine .NET-Bibliothek.

Letztere ist das Fundament, auf dem alle anderen .NET-Dinge aufbauen. Verwirrenderweise gibt es das gleich zweimal: Die erste Implementierung heißt heute ".NET Framework" und ist ein Bestandteil von Windows. Ihren Quelltext hält Microsoft unter Verschluss. Die aktuelle Versionsnummer des .NET Framework lautet 4.8.1; funktional entwickelt Microsoft es nicht mehr weiter, versorgt es aber noch mit Sicherheitsupdates.

Moderner ist die von Grund auf als Open Source neu implementierte, plattformübergreifende Version der .NET-Bibliothek, die sich bis 2020 ".NET Core" nannte, mittlerweile aber einfach ".NET" heißt – ohne Zusätze. Aktuell sind derzeit die Versionen 6.0 und 7.0, wobei es sich bei den geraden Versionsnummern um LTS-Releases (Long Term Support) handelt, die drei Jahre lang mit Updates und Patches versorgt werden. Die ungeraden Versionen kommen 18 Monate lang in diesen Genuss. Von dem für November dieses Jahres erwarteten .NET 8.0 gibt es bereits eine Vorschauversion.


Welche Versionen des .NET Framework brauche ich als Anwender?

Unter Windows 10 und 11 ist das .NET Framework 4.8 vorinstalliert und Sie sollten der Versuchung widerstehen, das zu ändern.

Sollte ein älteres .NET-Programm mit der Fehlermeldung den Start verweigern, es benötige ein .NET Framework der Versionen 2.x oder 3.x, brauchen Sie nichts manuell herunterzuladen, denn auch diese Ausgaben sind in Windows enthalten, allerdings standardmäßig nicht aktiviert. Um das nachzuholen, installieren Sie zunächst alle von Windows Update angebotenen Patches. Führen Sie vor allem eventuell anstehende Neustarts aus, sonst geht das Folgende schief!

Anschließend öffnen Sie die Einstellungen und wechseln auf die Seite "Apps". Unter Windows 10 klicken Sie dort auf "Programme und Features" und dann auf "Windows-Features aktivieren oder deaktivieren". Unter Windows 11 lautet die Klickfolge "Optionale Features", "Mehr Windows-Funktionen". In beiden Fällen landen Sie im Fenster "Windows-Features", wo Sie in der Liste das Klötzchen vor ".NET Framework 3.5 (enthält .NET 2.0 und 3.0)" setzen. Die Untereinträge zur Windows Communication Foundation können Sie ausgeschaltet lassen, es sei denn, Sie betreiben auf dem Rechner einen Microsoft-Webserver und wollen entsprechende Dienste anbieten. Nach dem Bestätigen mit "OK" wird Windows in der Regel noch Dateien von Windows Update herunterladen wollen – genehmigen Sie das.

Wenn Sie Ihr System wie empfohlen regelmäßig von Windows Update aktualisieren lassen, bleiben auch die so installierten .NET Frameworks stets auf dem neuesten Stand.

Das traditionelle .NET Framework ist in Windows enthalten, die Versionen 2.0 und 3.x für ganz alte Programme muss man aber bei Bedarf erst von Hand aktivieren.

Sollte ich als Anwender auch .NET installieren?

Darum müssen Sie sich in der Regel nicht selbst kümmern. Viele Programme, die auf .NET aufbauen, bringen alles, was sie benötigen, in ihrem Setup-Paket mit und installieren es automatisch.

Es gibt aber auch Programme, die sich darauf verlassen, dass ein passendes .NET bereits auf dem Zielrechner installiert ist. Das Bestätigen der entsprechenden Fehlermeldung sollte Ihren Browser auf die Downloadseite der passenden .NET-Runtime schicken. Sollte das nicht funktionieren, merken Sie sich die angeforderte .NET-Version, steuern die Seite dotnet.microsoft.com/download an und klicken unter der passenden Versionsnummer auf "All .NET downloads". Für normale Anwendungen brauchen Sie die aktuelle ".NET Desktop Runtime" aus dem geforderten Versionszweig, also mit der richtigen Zahl vor dem ersten Punkt. Achten Sie darauf, die für Ihre Plattform richtige Variante zu erwischen, also x86 für 32- oder x64 für 64-Bit-Windows beziehungsweise Arm64 für Windows on ARM. Das Installationsprogramm braucht Administratorrechte, stellt ansonsten aber keine lästigen Fragen.

Die Desktop-Runtime für moderne .NET-Programme muss man von Hand herunterladen, die Installation ist aber mit einem Klick erledigt.

Welche .NET-Version brauche ich? Kann ich auch mehrere installieren?

Eine .NET-Runtime auf Vorrat zu installieren, ist Platzverschwendung – wenn ein Programm ein installiertes .NET benötigt, wird es sich melden (siehe vorherige Frage). Dann sollten Sie aber auch immer die angeforderte Version einspielen. Entscheidend ist dabei die Zahl vor dem ersten Punkt: Programme, die beispielsweise .NET 6.x verlangen, können mit .NET 7.x nichts anfangen und umgekehrt.

Mehrere .NET-Runtimes parallel zu benutzen, ist kein Problem: Jede Version installiert sich in eine eigene Ordnerstruktur.


Was brauche ich, um selbst in die Programmierung mit .NET einzusteigen?

Das kommt darauf an, was für Anwendungen Sie schreiben wollen. Für einfache Konsolenprogramme reicht im Prinzip ein aktuelles .NET-SDK (Software Development Kit; Download siehe Textbox). Damit haben Sie alles an Compilern und Bibliotheken, um loszulegen.

.NET-Downloads:

.NET

Download .NET

  • Links zu den aktuell unterstützten Versionen

.NET Downloads

  • Links zu allen, auch älteren und Preview-Versionen

.NET Framework

Download .NET Framework

  • Für besondere Einzelfälle und schludrig programmierte Programme, die eine ganz bestimmte, andere Version des .NET Framework verlangen als die in Windows vorhandene.

Entwicklerwerkzeuge

Download .NET

  • Links zu den aktuell unterstützten Versionen des .NET SDK

.NET Downloads

  • Links zu allen, auch älteren und Preview-Versionen des SDK

Visual Studio Code

  • Links zu Downloads für alle unterstützten Plattformen

Visual Studio Community Edition

Bearbeiten können Sie Ihren Code mit jedem beliebigen Texteditor; das Erstellen von Projekten und das Übersetzen in Binärcode erledigen Kommandozeilenbefehle. Unterstützung für die .NET-Programmiersprachen bieten fast alle Editoren, die sich an Programmierer richten. Besonders hervorzuheben ist Microsofts Visual Studio Code, für das es Plug-ins für C#, VisualBasic und F# gibt, die den Code bei der Eingabe prüfen, Korrekturen vorschlagen, die Projektverwaltung erleichtern und einen Debugger integrieren. Dieser Editor ist das Richtige auch für größere Konsolenprojekte und viele Webanwendungen. Das quelloffene Visual Studio Code gibt es für Windows, Linux und macOS.

Wenn Sie Cloud-Dienste oder grafische Desktop- und Mobilanwendungen entwickeln wollen, sollten Sie sich die ausgewachsene Entwicklungsumgebung Visual Studio (ohne "Code") besorgen. Die bringt unter anderem GUI-Editoren und Vorlagen für größere Unternehmensanwendungen mit. Visual Studio gibt es in verschiedenen Editionen, darunter die kostenlose Community-Ausgabe. Technisch entspricht sie der Professional Edition, die 450 Euro pro Jahr kostet; die einzige Einschränkung betrifft die Benutzerlizenz: Gratis dürfen Sie an einem kommerziellen Produkt mit maximal fünf Entwicklern arbeiten und als Firma nicht mehr als eine Million US-Dollar pro Jahr umsetzen.

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