FAQ: Nextcloud in der Praxis

Daten auf diversen Geräten synchron zu halten ist praktisch. Dafür braucht man keinen großen Cloudanbieter, sondern kann das mit Nextcloud selbst erledigen.

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Zwei Hände halten Smartphone, im Vordergrund Linien als Symbol für soziale Verbindungen

(Bild: issaro prakalung/Shutterstock.com)

Lesezeit: 15 Min.
Von
  • Peter Siering
Inhaltsverzeichnis

Es ist super hilfreich, Dateien, Kalender, Adressbücher und Notizen auf verschiedenen Geräten synchron zu halten. Das kann man mit Nextcloud bewerkstelligen, entweder als verwaltete Instanz oder indem man es selbst auf der eigenen Hardware installiert. Wir liefern Antworten zu Fragen, zu unserem Nextcloud-Schwerpunkt eingegangen sind.

Wie erstelle ich ein Backup meiner Kalender und Kontakte?

Sie können diese Daten in den für Kalender und Kontakte typischen Formaten herunterladen. Für Kalender sind das Dateien im ICS-Format und für Kontakte im VCF-Format. Die URLs, die sie dafür benötigen, verrät Nextcloud in seiner Weboberfläche.

Zum Exportieren der Kontakte lokalisieren Sie in den Kontakte-Einstellungen im Kontextmenü des zu exportierenden Adressbuchs die Funktion Herunterladen. Wenn Sie mit der rechten Maustaste auf den Link klicken, können Sie die URL kopieren. Sie endet mit "?export". Für Kalender läuft es ähnlich: Bearbeiten Sie den zu exportierenden Kalender per Stiftsymbol. Sie finden dann einen Link, der mit "Exportieren" beschriftet ist. Mit der rechten Maustaste können Sie auch den kopieren.

Gewusst wo: Aus der Weboberfläche kann man URLs für Backups von Kalender und Kontakten extrahieren.

Um den Export der Daten für ein Backup zu automatisieren, bietet sich das Programm curl an, das inzwischen auch in Windows vorhanden ist. Der Aufruf: curl -u user:pass https://cloud.example.com/remote.php/dav/addressbooks/users/ps/contacts/?export -o kontakte.vcf würde die Kontakte des Nutzers "ps" sichern. Wenn Sie curl über eine geplante Aufgabe oder einen cron-Job starten, kann die Sicherung in ein reguläres Backup einfließen.


Wie migriere ich meine vorhandenen Daten aus anderen Clouddiensten in eine Nextcloud?

Für Google-Nutzer gibt es eine App für Nextcloud ("Google Integration"), um Daten einmalig in eine Nextcloud abzusaugen. Die App soll helfen, Kalender, Kontakte, Fotos und Dateien zu importieren. Um sie zu nutzen, heißt es, auf Google-Seite einen API-Zugang zu konfigurieren, um damit das Google- und Nextcloud-Konto zu verbinden – viel Aufwand, der nur selten lohnt.

Einfacher dürfte es zumeist sein, die Dateien aus anderen Clouddiensten schlicht in den Sync-Ordner eines mit Nextcloud-Client versehenen Systems zu kopieren und so mit dem eigenen Server erstmalig zu synchronisieren. Für Kalender oder Adressbücher erlauben in der Regel Exportfunktionen auf dem Mobilclient oder in anderer Software, idealerweise als ICS/CalDAV und vCard/CardDAV, den Umzug beziehungsweise Import. Siehe dazu auch "Backup für Kalender und Adressen".


Einerseits kritisiert Ihr in Euren Artikel in c’t 14/2024 die Featureritits von Nextcloud, andererseits ratet Ihr vom Einsatz von Owncloud tendenziell ab, obwohl das als reduzierter gilt. Warum?

Das hat mehrere Gründe: Wir haben schlicht mehr Erfahrung im praktischen Betrieb mit Nextcloud. Die Hilfestellungen, die sich im Netz zu Nextcloud finden, sind deutlich ausführlicher und vielseitiger. Und: Unserer Recherche nach setzt eine 08/15-Privatkunden-Owncloud-Installation noch PHP 7.4 voraus, für das es schon seit langer Zeit keine Sicherheitsupdates mehr gibt.


Was hat es mit der Mail-Integration in Nextcloud auf sich, kann die einen E-Mail-Server ersetzen?

Die dazu in Nextcloud empfohlenen Apps sorgen dafür, dass eine Nextcloud-Installation E-Mails anzeigt und sich das Adressbuch für E-Mails nutzen lässt. Im Hintergrund muss aber ein vorhandener E-Mail-Server für Empfang und Versand (SMTP) sowie zum Aufbewahren der Nachrichten (IMAP) vorhanden sein. Nextcloud ersetzt einen solchen Server nicht, sondern ergänzt ihn nur um eine in Nextcloud integrierte Oberfläche.


Das automatische Übertragen von Fotos klappt nicht mit meinem iOS-Gerät. Wie setze ich es in Gang?

Eigentlich sind die Einstellungen in der Nextcloud-App recht intuitiv. Wenn Sie die Optionen gesetzt haben, dass Fotos übertragen werden sollen, und trotzdem nichts ankommt, fehlt der App eventuell die Erlaubnis für den Zugriff auf die Fotos. Das können Sie auf dem iOS-Gerät unter Einstellungen für die Nextcloud-App festlegen. Bei Fotos sollte dazu "Voller Zugriff" gewährt sein. Die App wird dann nach und nach alle Fotos in Ihre Nextcloud synchronisieren.


Ich erhalte immer wieder Fehlermeldungen, dass Dateinamen ungültige Zeichen enthalten. Was tun?

Wenn Sie den Nextcloud-Client verwenden, um sowohl von Windows- als auch auf Unix-Clients auf einen gemeinsamen Dateibestand zuzugreifen, sollten Sie mit der Benennung von Dateien etwas aufpassen: Windows kann Namen mit darin enthaltenem Doppelpunkt nicht verknusen und wirft dann Synchronisationsfehler. Auch Pfadtrennzeichen wie Slashes und Backslashes bringen die Synchronisation je nach Plattform aus dem Tritt. Meiden Sie solche Zeichen in den Dateinamen.


Ich möchte keinen Server mieten, sondern einen ohnehin vorhandenen Raspi für Nextcloud verwenden. Wie starte ich am besten?

Hier führen mehrere Wege zum Ziel: Es gibt spezielle Distributionen aus der Community wie NextcloudPi, die sich direkt Nextcloud auf die Fahne schreiben, oder YunoHost, das als universelle Installationshilfe auch Nextcloud einrichtet. Natürlich ist auch die in c’t 14/24 geschilderte und von Nextcloud empfohlene All-in-One-Methode auf dem Raspi möglich. Suchen Sie sich am besten einen Weg aus, den Sie sich technisch zu meistern trauen. Bevor Sie endgültig in den produktiven Betrieb starten: Probieren Sie herum und testen Sie Ihre Backups, damit Sie für Störungen gewappnet sind.

Mit dem Einrichten der Nextcloud auf dem Raspi ist es aber meist nicht getan. Soll Ihr Clouddienst im Internet erreichbar sein, müssen Sie sich darum kümmern, dass auf Ihrem Router eine Portweiterleitung eingerichtet ist und dieser im Internet namentlich erreichbar ist (etwa über einen Dienst, der der dynamischen IP-Adresse einen DNS-Namen zuordnet); ein solcher Name ist nötig, um automatisiert Zertifikate für TLS-verschlüsselte Verbindungen einzurichten. Alternativ zu einer Portfreigabe könnten Sie die Nextcloud via auf dem Router eingerichteten VPN-Zugang oder mittels VPN-Overlay-Netzwerk durch Tailscale & Co. erreichbar machen.


Das App-Angebot in Nextcloud erschlägt mich. Welche Apps sind gut?

Ein pauschales Urteil dazu ist schwierig, weil es auch sehr von den Nutzungsgewohnheiten abhängt. Eine gute Orientierung liefern die Bewertungen der Apps auf apps.nextcloud.com. Dort erfahren Sie auch viel über die Abhängigkeiten, erforderliche Nextcloud-Versionen und erfolgte Aktualisierungen und können direkt in die auf GitHub geführten Fehler (Issues) springen. Die Suche funktioniert dort auch besser als in einer laufenden Nextcloud. Tendenziell fahren Sie mit "offiziellen" Apps besser (Autor "Nextcloud Releases", Co-Betreuer "Nextcloud" oder "nextcloud_release_service", Label "Featured").

Die Suche von und das Stöbern in Erweiterungen für Nextcloud (Apps) geht komfortabel über eine eigene Store-artige Website (apps.nextcloud.com). Zu kaufen gibt es dort nichts.

Wie unterscheiden sich NAS und Nextcloud?

Die Art und Weise, wie Nextcloud mit den Dateien umgeht, unterscheidet sich: Der Sync-Client überträgt Dateien komplett auf den lokalen Speicher des Clients. Ihre Anwendungen sehen und bearbeiten immer nur die lokalen Kopien der Dateien und der Nextcloud-Client synchronisiert sie nach Änderungen wieder auf den Server. Dateien auf einem NAS hingegen sehen für Anwendungssoftware aus wie lokale Dateien. Die Software kann sie direkt vor Ort bearbeiten. Wenn bei der Bearbeitung Zugriffskonflikte entstehen, etwa weil ein anderer Nutzer die Datei bereits exklusiv bearbeitet, so werden die sofort bemerkt und gegebenenfalls vermieden. Nextcloud meldet solche Konflikte erst beim Synchronisieren.


Immer wieder lese ich, dass ich auf Nextcloud auch per WebDAV zugreifen kann. Was spricht dafür?

Dafür spricht eigentlich nichts. WebDAV ist, obwohl es oft in einem Atemzug mit Dateizugriffsprotokollen wie SMB und NFS genannt wird, ein ziemliches doofes Protokoll: Für den realen Zugriff auf Teile einer Datei aus gängigen Anwendungen heraus muss sie vollständig vom WebDAV-Client geladen werden. Bequemer ist der Nextcloud-Client, der im Hintergrund die Dateien und eventuelle Änderungen daran synchronisiert.

Der Zugriff via WebDAV bietet sich allerdings da an, wo Anwendungssoftware keine besseren Zugriffstechniken auf die Dateien einer Nextcloud beherrscht. Ein typisches Beispiel ist die App Notability auf iOS-Geräten. Die kann sich zwar mit allerlei Clouddiensten abstimmen, aber für Zugriffe auf eine Nextcloud bleibt nur WebDAV. Das gilt hier insbesondere auch deshalb, weil die Anbindung der Nextcloud-App an die iOS-eigene Dateiverwaltung mitunter hakelig ist – ansonsten wäre das eine Alternative zu WebDAV.


Nach dem Einrichten meiner Nextcloud habe ich den Admin-Zugang ewig nicht gebraucht und nun das Passwort nicht mehr parat. Wie komme ich wieder als Admin an die Instanz?

Wenn Sie weiter Zugang über eine Kommandozeile wie SSH oder die Konsole des Hosters zum System haben, das die Nextcloud ausführt, ist das recht einfach: Nextcloud kennt dort den occ-Befehl. Er kann unter anderem das Passwort eines Nutzers zurücksetzen, für einen Nutzer namens admin mit: occ user:resetpassword admin.

Den Namen des admin-Benutzers in Nextcloud können Sie damit auch herausfinden. Hilfestellung gibt occ, wenn Sie den Befehl unvollständig aufrufen. Der Aufruf occ user: gibt alle Optionen der Funktionen zur Nutzerverwaltung auf der Kommandozeile aus. Eventuell müssen Sie vorübergehend eine aktive Zweifaktoranmeldung deaktivieren (die dazu bereitstehenden Befehle liefert occ twofactorauth:).

Der Aufruf des occ-Befehls kann etwas trickreich sein: Er steht oft nicht im Suchpfad, sondern Sie müssen den vollen Pfad angeben, etwa /var/www/html/occ sowie unter Umständen dem vollständigen Pfad noch php voranstellen, damit dieser Interpreter das Kommando ausführt. Und: Der Befehl muss unter der Nutzerkennung ausgeführt werden, unter der in der Linux- oder Docker-Umgebung Nextcloud läuft. Meist ist das der Nutzer www-data. Idealerweise kennen Sie die ihm zugewiesene UID, die zum Beispiel der Aufruf von ls -ln /var/www/html für die Dateien im Nextcloud-Verzeichnis liefert.

Läuft Nextcloud via Docker-Container, können Sie den für den occ-Aufruf direkt mit docker exec -it -u 33 nextcloud bash betreten. Die Option -u 33 setzt die UID. Analog klappt das auch mit sudo -u www-data, wenn Sie schon als Nutzer root im System angemeldet sind, das Nextcloud ausführt, und dort der sudo-Befehl zur Verfügung steht. Der sudo-Befehl gelingt auch dann, wenn der Nutzer "www-data" Anmeldeverbot hat.


Wenn ich mich mit der Weboberfläche meiner Nextcloud verbinde, erhalte ich Hinweise, dass es Updates für einzelne Apps gibt. Kann ich deren Installation automatisieren?

Während Nextcloud selbst eine automatisierte Aktualisierung auf eine neuere Version vorsieht und eine solche auch für im Internet betriebene Installationen unbedingt zu empfehlen ist, fehlt eine solche Automatik für Apps. Sie können einzelne Apps bei Bedarf per Klick aktualisieren oder das auf der Kommandozeile mit occ app:update für einzelne oder alle Apps erledigen; manche Nutzer automatisieren das auch über regelmäßig ausgeführte Befehle (via cron).

Wenn Sie aber Nextcloud automatisch aktualisieren, erhalten Sie damit auch stets die frischesten App-Versionen. Wie Sie die Nextcloud-Aktualisierungen einspielen, hängt wiederum von der zur Installation verwendeten Methode ab. Bei Docker-basierten Installationen haben wir gute Erfahrungen mit Watchtower als Helfer gemacht. Die von Nextcloud inzwischen für Docker empfohlene AIO-Installation aktualisiert die Apps nach erfolgreichem Backup einmal wöchentlich.

Die Weboberfläche weist Admins darauf hin, wenn neue Nextcloud- oder App-Versionen bereitstehen. Sie warnt bei Inkompatibilitäten von Apps.

Was muss ich beachten, wenn ich eine Nextcloud-Installation von einem Server auf einen anderen umziehen möchte?

Es gibt zwei wesentliche Datenhalden in einer benutzten Installation: die Dateien und die Datenbank, in der Nextcloud viele Detailinformationen ablegt. Um eine konsistente Kopie zu erzeugen, sollten Sie Nextcloud in den Wartungsmodus versetzen (occ maintenance:mode --on) und erst dann einen Dump der Datenbank und eine Kopie der Dateien erstellen. Diesen Dump und die kopierten Dateien spielen Sie in eine frische Installation ein.

Damit die Sync-Clients realisieren, dass sich Daten auf dem Server geändert haben könnten, empfiehlt Nextcloud, ihnen das über einen speziellen Befehl mitzuteilen (occ maintenance:data-fingerprint).

Wenn kein Zugriff auf Datenbank und Dateien einer Nextcloud-Installation besteht, können Nutzer mit der App "User migration" ihre Daten selbst exportieren und in einer anderen Instanz wieder importieren.

Je nach Anzahl aktiver Nutzer kann es einfacher sein, die ihren Umzug selbst vornehmen zu lassen: Es gibt eine spezielle App, mit deren Hilfe ein Nutzer seine Daten exportieren und in einer anderen Instanz importieren kann ("User migration"). Sie findet sich in den benutzerspezifischen Einstellungen, wenn der Admin die App hinzugefügt hat.


Kann ich Dateien mit Nutzern teilen, die kein Konto in meiner Nextcloud haben?

Das ist so vorgesehen. In der Dateiübersicht innerhalb der Weboberfläche finden Sie neben Dateien und Ordnern ein Personensymbol mit Pluszeichen. Das öffnet die Optionen zum Teilen und generiert einen Freigabelink. Der genügt, damit auch der Nextcloud-Instanz unbekannte Nutzer zugreifen können. Diverse Optionen helfen, die Art des Zugriffs zu beschreiben, etwa nur lesend oder auch schreibend. Freigaben für der Nextcloud-Instanz bekannte Nutzer sind natürlich ebenfalls möglich. Bei installiertem Nextcloud-Syncclient stehen die Freigabefunktionen auch im Kontextmenü der Dateiverwaltung, etwa im Finder oder Explorer bereit.


Für einzelne Dateien tauchen im Nextcloud-Client Meldungen auf, dass die Synchronisation nicht geklappt hat. Der Server meldet angeblich 423 Locked. Was passiert da, muss ich etwas tun?

Das passiert, wenn der Server eine Datei nicht übertragen kann, weil dort eine Zugriffssperre hängen geblieben ist. Um diese Sperre aufzuheben, empfiehlt die Community, die Nextcloud-Instanz das Dateisystem neu inhalieren zu lassen. Das gelingt über den Aufruf occ files:scan ps – das "ps" in dem Befehl ist der Name des Nutzers, dessen Dateien betroffen sind. Oft lässt das aber solche Meldungen nicht verschwinden.

In der zweiten Eskalationsstufe raten viele Hinweise aus der Nextcloud-Community, die Nextcloud vorübergehend mit occ maintenance:mode --on in den Wartungsmodus zu versetzen und dann direkt die Datenbanktabelle mit den Dateisperren zu bearbeiten (oc_file_locks), um dort alle Einträge zu löschen, die einen Wert von 1 in der "lock"-Spalte führen. Anschließend sollte erneut der im vorherigen Absatz genannte Aufruf von occ files:scan abgesetzt werden.

Das letztere Vorgehen scheint uns ein ziemlicher Schrotschuss ins Blaue zu sein. Eine gezieltere Methode, die "423 Locked"-Einträge im Log loszuwerden und für die betroffenen Dateien die Synchronisation erneut anzuwerfen, haben wir allerdings nicht herausfinden können. Im Zweifel hilft Pragmatismus: Erstellen Sie eine Kopie der Dateien unter anderem Namen. Dann sollten sie auch wieder synchronisiert werden.

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(ps)