Kurzzeitfotografie: Schnelle Motive gekonnt einfangen

Digitalkameras werden immer leistungsfähiger, die Sensoren bieten riesige Auflösungen und fangen auch bei Dunkelheit die wenigen verbliebenen Photonen ein. Geht es allerdings darum, kleine, bewegte Motive einzufangen, geraten auch Profigeräte an ihre Grenzen. Wir zeigen, wie man selbst schnelle Bewegungen scharf ins Bild bekommt.

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Lesezeit: 38 Min.
Von
  • Hans-Christian Steeg
Inhaltsverzeichnis

Aktuelle Digitalkameras erkennen Gesichter, stellen automatisch scharf und bieten eine Fülle von Spezialeffekten. Also sollte es doch eine Kleinigkeit sein, eine Biene im Flug zu fotografieren. Doch weit gefehlt, für derartige Anforderungen sind auch die heutigen Kameras nicht ausgelegt. Natürlich erleichtert die moderne Technik vieles, was vor Jahren nur mühsam oder gar nicht möglich war. Eine der wesentlichsten Limitierungen – der teure Film – ist mit dem Einzug der Digitaltechnik weggefallen, und Filmkosten spielen keine Rolle mehr. Mit Autofokus und Motorantrieb auf "Dauerfeuer" lassen sich nicht nur Formel-1-Rennwagen in voller Fahrt ablichten, sondern auch viele andere schnelle Motive wie Sportler, jagende Löwen oder Vögel im Flug. Was aber bei einem startenden Schwan noch gut funktioniert, wird bei einer flinken Möwe schon schwieriger und versagt meist bei quirligen Singvögeln. Denn je kleiner die Flieger, desto komplexer werden ihre Flugbahnen und die Reaktionsfähigkeit der menschlichen Sinne stößt an ihre Grenzen. Dass dem einen oder anderen Fotografen auf diese Art und Weise sogar Fotos von fliegenden Insekten gelingen, zeigt nur, was mit viel Können und noch mehr Glück möglich ist.

Wer sich nicht auf den Zufall verlassen will, muss auf die Hilfe der Technik zurückgreifen. Das wichtigste Werkzeug zum Lokalisieren fliegender Objekte ist die Lichtschranke, die hundert- bis tausendmal schneller reagiert als die schnellsten menschlichen Reflexe. Während Fotografen wie Hosking oder Dalton (siehe Geschichte der Kurzzeitfotografie) noch gezwungen waren, ihre Lichtschranken selbst aufzubauen, gibt es mittlerweile für nahezu jeden denkbaren Anwendungsfall eine geeignete Ausführung.

Eingesetzt werden Lichtschranken hauptsächlich in der industriellen Automatisierungstechnik, viele davon sind aber genauso gut für fotografische Zwecke geeignet. In der Realität muss die Lichtschranke schnell und empfindlich genug sein, um auch kleine Objekte wie Insekten sicher detektieren zu können. Auf der anderen Seite darf sie sich von schwankenden Umweltbedingungen nicht beeinflussen lassen, schließlich soll sie nicht nur im dunklen Wald funktionieren, sondern auch in der hellen Sonne. Seit der Ablösung der trägen Glühlampe durch die schnelle LED arbeiten moderne Lichtschranken deshalb mit gepulstem Licht, bei dem sich das Störsignal, das von der langsam schwankenden Umgebungshelligkeit verursacht wird, vom eigentlichen Nutzsignal elektronisch trennen lässt. Eine Wolke, die sich vor die Sonne schiebt, führt deshalb nicht mehr zur Auslösung.