Point&Click: Diese Adventures sollte man vor "Return to Monkey Island" spielen

Die Zeit zum Release von "Return to Monkey Island" kann man mit anderen Point&Click-Spielen verkĂĽrzen. Wir zeigen Klassiker und Geheimtipps.

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In den "Inner World"-Spielen muss man einem diktatorischen Regime das Handwerk legen.

(Bild: Studio Fizbin)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Andreas MĂĽller
Inhaltsverzeichnis

Die 90er-Jahre waren die glorreiche Zeit der Point&Click-Abenteuer. Besonders deutsche Spieler und Spielerinnen entwickelten eine große Liebe zu Spielen wie "The Secret of Monkey Island" von LucasArts. Statt Action und Spektakel standen hier eine detailverliebte Story, clevere Rätsel und nicht zuletzt eine gehörige Portion Witz im Vordergrund. Mit "Return to Monkey Island" will Genre-Legende Ron Gilbert dieses Spielprinzip in die Gegenwart holen – bis zum Release dauert es aber noch ein paar Monate. Wir zeigen bis dahin sechs alte und neue Point&Click-Abenteuer, von denen manche vielleicht ein wenig in die Jahre gekommen sind, aber ihren Spielwitz noch lange nicht verloren haben.

Eine Liste mit den besten Point&Click-Abenteuern ohne ein Spiel von LucasArts wäre Blasphemie. Unter den vielen außergewöhnlichen Spielen der Firma sticht "The Day of the Tentacle" besonders hervor. Es erschien 1993, rund fünf Jahre nach dem nicht minder populären Vorgänger "Maniac Mansion". Im Spiel züchtet ein verrückter Wissenschaftler zwei Tentakel, von denen eines durch giftige Abwässer mutiert und die Welt bedroht. Daraufhin werden Physik-Nerd Bernard, Roadie Hoagie und Medizinstudentin Laverne gerufen, um die Bedrohung zu stoppen. Dummerweise werden sie bei ihrer Reise durch die Zeit getrennt und müssen sich allein durchschlagen.

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Durch die Zeitreise werden die Rätsel um einiges kniffliger als im Vorgänger: Ereignisse aus der Vergangenheit wirken sich auf die Zukunft aus, Gegenstände können durch die Zeit geschickt werden und berühmte Figuren aus der US-amerikanischen Geschichte spielen eine wichtige Rolle. Dieses damals revolutionäre Spielkonzept und die witzige Story mit ihren zahlreichen skurrilen Momenten machen "The Day of the Tentacle" zu einem der besten Computerspiele aller Zeiten. Es ist ein weiterer Geniestreich in der Karriere von Ron Gilbert, der zuvor an "Maniac Mansion" und den ersten beiden "Monkey Island"-Spielen beteiligt war. 2016 erschien von Double Fine eine Remastered-Version, die das Original liebevoll technisch aufpoliert.

"Day of the Tentacle Remastered" von Double Fine ist für Windows, Linux und macOS erschienen. Es kostet ca. 15 €. USK ab 12.

Aus dem Nichts eroberte 2013 das bis dahin unbekannte Indie-Studio Fizbin mit "The Inner World" die Herzen großer und kleiner Point&Click-Fans. In ihrem preisgekrönten SF-Abenteuer übernehmen Spieler und Spielerinnen die Rolle des kleinen Robert, der als Ziehsohn eines despotischen Herrschers zur Hoffnung des Widerstands wird. Das Besondere: Die Spielwelt Asposien liegt in dem titelgebenden riesigen Hohlraum, der von der Erdhülle umgeben ist. Die Luft zum Atmen kommt von vier Windbrunnen, die im Verlauf der Handlung eine wichtige Rolle einnehmen. Auf seiner Reise durch diese eigenartige Welt muss Robert Tauben jagen, versteinerten Einwohnern helfen und seinen Vater vom Thron stoßen.

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"The Inner World" entstand als studentisches Abschlussprojekt an der Filmakademie Baden-Württemberg. Während das Spielprinzip auf die Kombination einzelner Gegenstände hinausläuft, verzückt die visuelle Umsetzung mit handgezeichneten Hintergründen und einem optionalen Hilfesystem, das sich besonders an jüngste Spieler und Spielerinnen richtet. 2017 erschien die ebenso gelungene Fortsetzung "Der letzte Windmönch", die hinter ihrem knuddeligen Äußeren eine ernstzunehmende Kritik an Faschismus und Diktaturen versteckt.

"The Inner World 1 + 2" von Studio Fizbin sind für Windows, PS4, Xbox One, Nintendo Switch, Linux, macOS, iOS und Android erschienen. Der erste Teil kostet ca. 15 €, der zweite Teil ca. 20 €. USK ab 6.

Mit rund sechs Millionen verkauften Exemplaren zählen "Baphomets Fluch" – international bekannt unter dem Namen "Broken Sword" – und seine vier Fortsetzungen zu den erfolgreichsten und langlebigsten Point&Click-Spielen Europas. Seit 1996 jagen Anwalt George Stoppard und die Journalistin Nico Collard in den Abenteuern des Entwicklungsstudios Revolution Software Geheimorganisationen auf der ganzen Welt. Obwohl spielerisch wenig originell, hebt die aufwendige Zeichentrickfilm-ähnliche Inszenierung und das ungleiche Duo die Reihe von der Konkurrenz ab. Spieler und Spielerinnen, denen der Lucasarts-Stil zu schräg ist, finden hier eine wohltuende Abwechslung.

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Mit dem dritten und vierten Teil kam Revolution Software ein wenig vom Weg ab und setzte auf eine zeitgemäße 3D-Grafik. Trotz des Erfolges kehrte die Reihe dank einer Kickstarter-Kampagne mit dem vorerst letzten Teil "Der Sündenfall" zu einem eher klassischen Look zurück. Wieder einmal decken George und Nico eine Verschwörung auf, als sie bei einer Kunstausstellung Zeugen eines Mordes werden. Historische Fakten, gemixt mit Mystik und Verbrechen – ein Erfolgsrezept, das seit fast drei Jahrzehnten unverwüstlich scheint.

Die "Baphomets Fluch"- Reihe von Revolution Software ist für Windows und viele weitere Plattformen erschienen. Die einzelnen Teile kosten ca. 5 – 23 €. USK 6 – 12.

Deutschlands Ron Gilbert heißt Jan Müller-Michaelis, genannt Poki. Der Gamedesigner von Daedalic schuf mit "Deponia" eines der herausragenden Point&Click-Abenteuer der Post-LucasArts-Ära. Er erzählt in seiner mittlerweile 4-teiligen Abenteuer-Reihe vom trotteligen Rufus, der vom titelgebenden Müllplaneten Deponia flüchten will. Dabei trifft er nicht nur seine große Liebe Goal, sondern auch fiese Verschwörer, denen er sich entgegenstellt. Spielerisch erwartet Spieler und Spielerinnen ein Mix aus gewohnten Kombinationsrätseln und einigen Minispielen. Die Handlung wird dagegen immer komplizierter und verworrener. Besonders der vierte Teil, ein Mix aus Prequel und Sequel, erfordert durch die ausgiebige Nutzung von Zeitreisen viel Aufmerksamkeit von den Fans.

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Die "Deponia"-Reihe von Daedalic zählt zu den erfolgreichsten Point&Click-Abenteuern Deutschlands. Der zweite Teil "Chaos auf Deponia" wurde 2013 sogar mit dem Deutschen Computerspielpreis als "Bestes Deutsches Spiel" ausgezeichnet. Die "Deponia"-Collection bietet das komplette Sammelpaket für Konsolen, "Deponia: The Complete Journey " vereint die ersten drei Teile für den PC. Ein Muss für jeden Point&Click-Fan. Wer schwarzen Humor mag, sollte außerdem Daedalics "Edna bricht aus" unbedingt ausprobieren.

"Deponia Collection" von Daedalic ist für PS4, Xbox One und Nintendo Switch erschienen. Sie kostet ca. 50 €. USK ab 6. "Deponia -The Complete Journey" ist für Windows, Linux und macOS erschienen. Es kostet ca. 30 €. Beide Sammelpakete sind von der USK ab 6 Jahren freigegeben.

Ein Schrottplatz, ein Roboter und eine bizarre Welt – schon allein die Ausgangslage von Amanita Designs "Machinarium" ist ein Rätsel für sich. Wo die Handlung spielt und was man hier eigentlich machen soll, muss man sich in der Rolle des kleinen Roboters Josef erstmal erarbeiten. Erst einmal muss Josef selbst repariert werden, bevor er in einer geheimnisvollen Stadt auf einer Verschwörung stößt, die das Leben der Bewohner bedroht. Im Gegensatz zu anderen Point&Click-Abenteuern verzichtet "Machinarium" nahezu vollkommen auf ein User-Interface. Alles ist hier auf das Nötigste reduziert: Kaum Sprache, stattdessen Gedankenblasen mit Zeichnungen, Objekte können nur in unmittelbarer Nähe angeklickt werden. Dazwischen findet Robert sogar Zeit, um Minispiele wie "Space Invaders" zu zocken. Zusammen mit den eigenwilligen, handgezeichneten Hintergründen entstand so eines der außergewöhnlichsten Point&Click-Abenteuer der vergangenen Jahre.

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"Machinarium" wurde beim Erscheinen von der Presse begeistert aufgenommen. Es folgten Preise fĂĽr die visuelle Umsetzung und den Soundtrack. Leider wurde das Spiel nach Angaben von Amanita Design Opfer von Raubkopierern: nur knapp 15 % der Spieler und Spielerinnen bezahlten fĂĽr das Spiel. Erst nach einer Preisreduzierung und Portierungen auf andere Plattformen wurde das Spiel auch finanziell erfolgreich.

"Machinarium" ist für PC, Linux, macOS, PS4, Xbox One, Nintendo Switch, iOS und Android erhältlich. Es kostet ca. 15 €. USK ab 0.

Ein Geheimtipp zum Schluss: "Mutropolis" vom spanischen Indie-Studio Pirita schickt die Fans auf Zeitreise in das Jahr 5000. Gespickt mit zahlreichen Popkulturzitaten, kniffligen Kopfnüssen und respektlosem Witz im Stil von "The Secret of Monkey Island" gelingt ein unterhaltsames Point&Click-Abenteuer der alten Schule. Held Henri wandelt auf den Spuren von Guybrush Threepwood, wenn er sich mit altägyptischen Göttern anlegt, um das Ende der Welt zu verhindern. Die Rätsel erfordern meist mehrere Schritte zur Lösung und abstraktes Denken. Das ist zwar nicht immer logisch, aber witzig und spannend.

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Genre-Fans sollten sich nicht von der comicartigen, handgezeichneten Hülle täuschen lassen: "Mutropolis" ist eine anspruchsvolle Kopfnuss für Kenner. Genre-Anfänger müsse sich deshalb auf einige Frustmomente einstellen. Wer aber auf eine echte Herausforderung im Stil alter Point&Click-Abenteuer steht, darf einige Stunden seinen Kopf qualmen lassen.

"Mutropolis" von Pirita Studio ist für Windows, Linux und macOS erschienen. Es kostet ca. 20 €. USK nicht geprüft.

Siehe auch:

(dahe)