Retter in höchster Not

Vom toten Rechner bis zur verlorenen Datei: Tut der PC nicht, was er soll, ist guter Rat teuer. Die diesem Heft beiliegende Notfall-CD hilft, wenn Windows den Hintern nicht mehr hochkriegt oder wenn zu befürchten ist, dass der nächste Windows-Start das Elend nur noch vergrößert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 132 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Gerald Himmelein

Wenn Ihr PC problemlos funktioniert, umso besser: Bauen Sie sich doch gleich gemäß der Anleitung ab Seite 112 in c't 26/08 das c't-Notfall-Windows zusammen und kopieren es auf CD oder einen USB-Stick. Dann haben Sie es griffbereit, falls Windows einmal Probleme bereitet.

Liegt das Kind schon im Brunnen, besteht vermutlich keine Zeit mehr zur geruhsamen Vorbereitung. Bei akutem Verdacht auf Virenbefall empfiehlt sich eine Analyse mit dem extra für dieses Heft zusammengebauten Knoppicillin 7 (siehe S. 120 in c't 26/08).

Im diesem Artikel geht es um konkrete Problemfälle und Ansätze zur Lösung. Die folgenden Szenarien beginnen mit dem schlimmsten aller Fälle, um sich dann weniger gravierenden Situationen zuzuwenden – auch wenn diese subjektiv ebenso traumatisch sein können.

Als genereller Diagnose-Tipp eins vorweg: Wenn ein bisher zuverlässiger PC plötzlich aufmuckt, sollte man zuerst tief Luft holen und dann nacheinander die möglichen Ursachen durchgehen. Was hat sich zuletzt an der Rechnerkonfiguration geändert? Welche Peripherie wurde angestöpselt, welche Komponente frisch eingebaut oder entfernt? Könnte es etwas mit jüngst installierter oder entfernter Software zu tun haben? Eventuell liegt auch ein Update quer. Wenn draußen gerade ein Blitz eingeschlagen ist, hat möglicherweise eine Stromspitze die Hardware in Mitleidenschaft gezogen.

Nach einem Absturz startet Windows sofort neu, statt Fehlerinformationen anzuzeigen. Ein paar Mausklicks reichen, um die Reboot-Automatik abzuschalten.

Noch ein guter Rat, dessen Befolgung aber zähes Durchhaltevermögen verlangt: Protokollieren Sie nach Möglichkeit alle Änderungen an Ihrem Rechner – insbesondere bei Installationsorgien, Entrümpelungsaktionen und Generalüberholungen. Da reichen schon krakelige Stichworte auf einem Schmierzettel: „eSATA“ genügt als Erinnerung daran, dass gestern ein eSATA-Slotblech angeschlossen wurde. Nur so kann man sich gewissenhaft nach und nach zum letzten Systemzustand zurücktasten, bei dem alles noch heile war.

Am schlimmsten ist es, wenn sich der Rechner plötzlich komplett ausschaltet oder beim Betätigen des Einschalters keinen Mucks von sich gibt. Vor dem Anstimmen des Wutschreis sollten Sie erst überprüfen, ob die Steckerleiste angeschaltet ist und ob der Netzstecker steckt. Funktioniert die Schreibtischlampe? Möglicherweise lauert das Problem im Sicherungskasten.

Es kann gar nicht oft genug wiederholt werden: Um eine Steckverbindung zuverlässig zu überprüfen, sollte man sie erst trennen und dann wieder zusammenfügen. Ein prüfender Blick versichert bestenfalls, dass der Stecker gesteckt aussieht. Stellt sich der Rechner danach immer noch tot, bleibt immer noch Zeit zum Aufschrei.

Immerhin wissen Sie jetzt, dass der Fehler tatsächlich vor Ihren Augen steht. Bei einem Desktop-PC sollten Sie jetzt das Gehäuse öffnen. Ziehen Sie erst den Netzstecker und überprüfen Sie dann, ob alle Anschlusskabel korrekt sitzen. Stellen Sie vor dem nächsten Einschalten sicher, dass Sie keine Kurzschlüsse verursacht haben – etwa durch lose Schrauben auf Grafikkarte oder Mainboard oder einen liegengelassenen Schraubendreher.

Zum Einkreisen der Problemquelle kann man testweise alle Komponenten ausbauen oder vom Mainboard trennen, die zum Systemstart nicht essenziell sind. Kommt der Rechner danach immer noch nicht in die Gänge, hilft eventuell ein BIOS-Reset. Dafür bieten die meisten Mainboards einen speziellen Jumper namens „CMOS Clear“. Startet der Rechner danach durch, kann man schrittweise alles wieder anschließen – sobald der PC abermals aussteigt, ist der Schuldige gefunden.

Schwierig wird es, sobald ein oder mehrere PC-Kernmodule unter Verdacht stehen. Die wenigsten Heimanwender haben ein GByte ungenutzten Speicher herumliegen oder können mal eben einen Ersatzprozessor für denselben Sockel aus der Schublade zaubern. Eventuell lässt sich ein Freund, Nachbar oder Kollege dazu hinreißen, für eine halbe Stunde die Grafikkarte oder das Netzteil seines Rechners zu verleihen. Ohne Spender-PC bleibt kein anderer Weg, als den Jetzt-helfe-ich-mir-selbst-Stolz herunterzuschlucken und den streikenden Rechner in die Werkstatt zu tragen.

Oft zeigt zwar das BIOS erste Statusmeldungen, mag dann aber das Betriebssystem nicht starten. Dafür gibt es eine Vielzahl möglicher Ursachen: ein Festplattendefekt, ein fehlerhafter Master Boot Record (MBR) oder ein verkonfiguriertes Betriebssystem. Gehen Sie erst einmal vom Schlimmsten aus: Platte kaputt.

Zuerst gilt es herauszufinden, ob das BIOS die Festplatte überhaupt wahrnimmt und ob sie als Boot-Medium ausgewählt ist. Hierzu ruft man beim Systemstart das BIOS-Setup auf – Details dazu im Kasten „Direkt im Zugriff“. Wird die Festplatte dort mit der richtigen Kapazität aufgeführt, ist zumindest nicht alles verloren.

Fehlt die Festplatte im BIOS, sollte man zuerst überprüfen, ob die (S)ATA- und Stromkabel richtig stecken – vielleicht hat sich da ja nur etwas gelockert. Folgt auf die BIOS-Statusmeldungen eine Meldung vom Typ „Operating System not found“, liegt der Fehler vermutlich in der logischen Struktur der Festplatte.

Hier können ungeduldige Wiederherstellungsversuche viel Schaden anrichten. So sollte man etwa die suspekte Festplatte auf keinen Fall zur Analyse als Zweitplatte in ein anderes Windows-System stöpseln. Windows überprüft beim Systemstart automatisch alle angeschlossenen Platten. Das ist zwar gut gemeint, doch interpretiert es fremde Partitionen (z. B. Linux) gern falsch und kappt beim Herumdoktern möglicherweise den seidenen Faden, an dem die Chancen zur Datenrettung zuvor noch hingen.

Hier schlägt die Stunde der c't-Notfall-CD. Der Auswahlpunkt „8“ aus dem Boot-Menü startet das Hitachi Feature Tool. Es zeigt auch bei Festplatten anderer Hersteller deren Typenbezeichnung und Kapazität an. Bricht das Feature Tool nicht sofort mit einer Fehlermeldung ab, kann man schon mal verhalten aufatmen.

Im günstigsten Fall will der Rechner nur von der falschen Platte starten. Dabei erscheint dieselbe Fehlermeldung wie bei einem Festplattenfehler, nur lässt sich der Missstand viel leichter beheben: Passen Sie in den BIOS-Einstellungen die Boot-Reihenfolge so an, dass das richtige Gerät zum Zug kommt. Wer sicher gehen will, trennt vorübergehend alle Laufwerke vom Rechner, die dazwischenfunken könnten, USB-Sticks etwa oder externe Laufwerke.

Hat das Feature Tool die Nerven etwas beruhigt, sollte man sich dennoch per Testprogramm vergewissern, dass die Festplatte in Ordnung ist. Bei unbekanntem Hersteller hilft entweder ein Blick unter die PC-Haube oder die vom Hitachi Feature Tool angezeigte Disk ID. Beginnt die Typenbezeichnung mit HD, steckt Hitachi dahinter. ST steht für Seagate Technology, WD für Western Digital – im Zweifelsfall hilft eine Google-Suche weiter.

Der Hauptbildschirm der Notfall-CD bietet direkten Zugriff auf Testprogramme von Excelstor, Fujitsu, Hitachi, Samsung, Seagate und Western Digital. Die Standardtests der Plattenwerkzeuge lesen nur; vor dem Start schreibender Testroutinen erscheinen Warnbildschirme, die man tunlichst nicht ignorieren sollte.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 26/2008.

Soft-Link

"Die c't-Notfall-CD"
Artikel zum Thema "Die c't-Notfall-CD" finden Sie in der c't 26/2008:
Tipps für gängige PC-Pannen S. 106
c't-Notfall-Windows 2009 mit 27 Werkzeugen S. 112
Bootfähiges Linux mit Virenscanner: Knoppicillin 7 S. 120
Notfall-, Diagnose- und Sicherheitsprogramme S. 124

(ghi)