Scanographie: Makros fotografieren mit dem Scanner

Die Idee ist nicht neu, doch sie ist es Wert, wiederentdeckt zu werden: Statt mit einer Kamera fotografiert man mit dem Scanner.

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Ein Scanner kann auch kleine Elemente sehr hochauflösend wiedergeben. Diese Blüte ist insgesamt etwa 1,5 Zentimeter groß. Ich habe für das Bild mit einem Zerstäuber ein paar Wassertropfen auf das Vorlageglas des Scanners gegeben, die Blüte platziert, ein Wasserglas verkehrt herum darüber gesetzt und auf dessen Boden ein paar Blätter platziert, die als Hintergrund dienen. Mit einer Lampe wurden die Blätter zusätzlich aufgehellt.

(Bild: Markus Schelhorn)

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Markus Schelhorn
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Sie haben einen Multifunktionsdrucker mit einem Flachbettscanner? Dann können Sie auch mit diesem Gerät auf vielfältige Weise Vorlagen aller Art einmal anders zu einem digitalen Bild verwandeln. Das macht doch auch viel mehr Spaß, als nur Rechnungen und Verträge einzuscannen. Einen guten Einstieg bieten hierzu Blumen, Gräser und Blätter. Doch auch Federn, Hände, Ihr Gesicht, Schmuck, Insekten und sogar Haustiere können Sie mit einem Scanner kreativ digitalisieren.

c't Fotografie 3/24

Sofern Sie einen Fotoscanner besitzen, der auch mit einer Durchlichteinheit für das Digitalisieren von Dias und Negativen ausgestattet ist, dann umso besser. Doch auch mit einem herkömmlichen Flachbettscanner reicht für den kreativen Spieltrieb. Wie in der Fotografie können Sie auch bei der sogenannten Scanographie Unschärfe und Licht als gestalterisches Mittel nutzen. Erfahren Sie, welche Gestaltungsmittel Sie nutzen können.

Die Scanographie bietet eine andere Art, Fotos zu präsentieren. Platzieren Sie doch mal Fotos so ähnlich wie auf dieser Aufnahme und erstellen damit ein Fotobuch.

(Bild: Markus Schelhorn)

Ich empfehle, das A4-Format als Referenzgröße zu verwenden. Bei 300 dpi beträgt die Auflösung 2480 × 3508 Pixel. Scannen Sie kleinere Motive ein, dann skalieren Sie diese entsprechend hoch. Für ein A5-Format eignet sich beispielsweise eine Scanauflösung von 600 dpi, ein 10 x 15 cm großer Ausschnitt 1200 dpi. Empfehlenswert ist eine Nachbearbeitung etwa mit Photoshop, Affinity Photo oder GIMP. Dazu sollten Sie das Tiff-Format und eine Farbtiefe von 16 Bit pro Farbkanal (Milliarden Farben) wählen, um das bestmögliche Ergebnis zu erhalten.

Richtig Spaß bereitet die Scanographie bei geöffnetem Deckel. Sie können so auch Objekte digitalisieren, die für einen geschlossenen Deckel zu dick oder zu empfindlich wären – beispielsweise Blumen. Je weiter entfernt der Hintergrund ist, desto dunkler wird er wiedergegebenen. Möchten Sie einen schwarzen Hintergrund, dann nutzen Sie entweder einen schwarzen Pappkarton oder scannen einfach in einem dunklen Raum. Mein Tipp: Nutzen Sie verschiedene farbige Kartons, die mindestens DIN-A3 groß sind. Sie bekommen diese beispielsweise im Schreibwarenhandel. Auch halbtransparente Hintergründe sind gut geeignet, diese können Sie zusätzlich mit anleuchten. Dazu eignet sich hervorragend eine Schreibtischlampe.

Die Blume habe ich einfach auf das Vorlageglas des Scanners platziert und ein helles Papier darüber gelegt.

(Bild: Markus Schelhorn)

Das gleiche Motiv wie zuvor, ich habe nur das helle Papier gegen ein farbiges ausgetauscht.

(Bild: markus Schelhorn)

Nur wenige Millimeter vom Auflageglas entfernt werden Objekte unscharf wiedergegeben. Bei günstigen CIS-Scannern, die von herkömmlichen Multifunktionsdruckern verwendet werden, ist dieser Unschärfeeffekt stärker im Vergleich zu den teureren CCD-Scanzeilen, die in Fotoscannern wie dem Epson Perfection V550 zum Einsatz kommen. Den Unschärfeeffekt können Sie für die Bildgestaltung nutzen: Platzieren Sie einen Hintergrund auf eine Glasplatte, die sie mit einem Abstand von mehreren Zentimetern zum Auflageglas des Scanners platzieren. Als Stützen können beispielsweise vier kleine Trinkgläser dienen.

Die Unschärfe können Sie auch für eine Scanographie effektvoll einsetzen: Für dieses Bild habe ich die Blumen im Hintergrund auf eine Glasplatte platziert, die einen Abstand von rund sieben Zentimeter zum Vorlageglas hat. Als Stützen für das Glas dienen vier Trinkgläser.

(Bild: Markus Schelhorn)

Während des Scannens können Sie das Objekt mit der Scanzeile bewegen. Das Resultat sind Schlieren, auf denen aber auch farbige Artefakte des Scanvorgangs zu sehen sind. Daher ist dieser Trick eher eine lustige Spielerei, mit der man beispielsweise die Finger einer Hand verlängern kann.

Spielerei mit dem Scanner: Die Hand wurde während des Scanvorgangs mitgezogen, das Resultat sind lange Finger.

(Bild: Markus Schelhorn)

Mit einem Wasserzerstäuber können Sie viele schöne Effekte erzielen. Achten Sie nur darauf, dass die Flüssigkeit nicht in das Innere des Scanners läuft und ihn beschädigt. Wasser lässt sich beispielsweise als kleine Tropfen direkt auf das Vorlageglas auftragen oder auf eine Glasplatte, die Sie mit Abstand zum Vorlageglas platzieren. Experimentieren Sie mit einer Kombination verschiedener Gestaltungsmöglichkeiten. So erzeugt ein Spiegel als Hintergrund in Verbindung mit Wassertropfen einen wunderbaren Effekt.

Für diese Aufnahme habe ich mit einem Zerstäuber Wassertropfen auf einen Spiegel gegeben und mit etwa sieben Zentimeter zum Vorlageglas platziert.

(Bild: Markus Schelhorn)

Die Scanographie bietet eine schier unerschöpfliche Spielwiese für kreative Experimente. Die hier beschriebenen Tipps sollen Ihnen eine Anregung dazu geben, viele weitere Gestaltungsmöglichkeiten zu entdecken. Weitere Inspirationen finden Sie beispielsweise auf Instagram unter dem Hashtag #scanographie.

(keh)