Welche CPU ist besonders sparsam?

Welchen aktuellen Prozessor empfehlen Sie mir für einen Desktop-PC, der möglichst wenig Strom fressen soll?

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Welchen aktuellen Prozessor empfehlen Sie mir für einen Desktop-PC, der möglichst wenig Strom fressen soll?

Wenn der Energiebedarf bei Ihrer PC-Kaufentscheidung tatsächlich die oberste Priorität hat, dann sollten Sie sich ein Notebook kaufen, denn fast jedes ist sparsamer als ein normaler PC. Im Leerlauf kommt ein typisches 15,6-Zoll-Notebook mit weniger als 20 Watt inklusive Display aus – das ist auch mit einem extrem sparsamen PC kaum zu unterbieten, weil selbst die genügsamsten 22-Zoll-Monitore mit LED-Hinterleuchtung schon mindestens 13 Watt schlucken und sich nur sehr wenige Mini-PCs mit Intel-Atom-Prozessoren mit weniger als 10 Watt begnügen. Normale Desktop-PCs, die unter 25 Watt im Leerlauf brauchen, gehören noch immer zu den extrem sparsamen Geräten, typische Multimedia-PCs liegen je nach Ausstattung eher bei 40 bis 60 Watt. Mit einer High-End-Grafikkarte und mehreren Festplatten können es leicht über 70 Watt werden.

Die Leistungsaufnahme alleine sagt aber über den jährlichen Energieverbrauch eines PC nichts aus, denn dieser ergibt sich erst zusammen mit der Einschaltdauer und der Nutzungsweise. Deshalb sollten Sie einen PC und angeschlossene Peripheriegeräte nach dem Herunterfahren komplett vom Stromnetz trennen (Steckdose mit Schalter oder Master-Slave-Automatik) sowie die automatischen Energiesparfunktionen aktivieren, etwa den Standby nach 20 Minuten Untätigkeit.

Bei typischer PC-Nutzung – im Internet surfen, Texte schreiben, Bildbearbeitung – steht der Prozessor bloß in kurzen Intervallen unter Last, die meiste Zeit taktet er sich herunter und reduziert dann seine Leistungsaufnahme. Deshalb ist der Leerlaufbetrieb maßgeblich für den gesamten Energieverbrauch.

Weil sich praktisch alle modernen Prozessoren beim Nichtstun drosseln, sparen Stromsparprozessoren nur sehr wenig Energie. So gibt es beispielsweise im Leerlauf keinen wesentlichen Unterschied zwischen Dual- und Quad-Cores aus der Intel-Baureihe Core i-2000. Andere Faktoren sind im Vergleich bedeutsamer, etwa ein sparsames Mainboard, ein hocheffizientes Netzteil, möglichst wenige und genügsame Festplatten und die Verwendung der Onboard-GPU statt einer Grafikkarte.

Sowohl AMD als auch Intel haben Desktop-PC-Prozessoren mit besonders geringer Thermal Design Power (TDP) im Angebot. Diese TDP-Angabe bezieht sich auf volle Auslastung, sagt also nichts über den Leerlaufbetrieb aus. Meistens erreichen diese 35-, 45- oder 65-Watt-Typen deutlich niedrigere Taktfrequenzen als normale Prozessoren, sie rechnen also auch erheblich langsamer. Die TDP-Angabe verrät zudem wenig über die tatsächliche Volllastleistungsaufnahme in der Praxis, hier sind die Unterschiede zwischen Normal- und teuren Sparprozessoren bei ähnlichen Taktfrequenzen oft viel geringer als erhofft.

Eine Sonderstellung haben die extrem sparsamen Prozessorbaureihen AMD C und E sowie Intel Atom: Sie sind vor allem für besonders billige Notebooks gedacht, die auch mit schwachem Akku lange durchhalten. Bezahlbare Desktop-PC-Mainboards mit AMD E-350 oder Intel Atom D525 sind im Leerlauf allerdings nur wenige Watt sparsamer als die besten Standard-Boards für Intels Core i-2000 und die Billigprozessoren rechnen nach heutigen Maßstäben sehr lahm.

Besonders sparsame Prozessoren haben trotzdem ihre Daseinsberechtigung: Die Kühlung kann schwächer oder kleiner dimensioniert werden, sie ermöglichen also kompaktere Gehäuse – auch das dient der Umwelt, weil weniger Material nötig ist. Schließlich rechnen manche Stromsparprozessoren unter Volllast effizienter; dieser Vorteil spielt allerdings erst dann eine Rolle, wenn die CPU sehr häufig und über längere Phasen ausgelastet wird, etwa in Servern. (ciw)