iPhone geht aus: Akkuproblem auch bei iPhone 6/6 Plus und 6s Plus

Nicht nur das iPhone 6s schaltet sich plötzlich mit vermeintlich leerem Akku ab: Auch Nutzer von iPhone 6, 6 Plus und 6s Plus berichten vermehrt von dem Problem. Weil Apple bei diesen Geräten den Akku nicht kostenlos tauscht, bleiben nur Workarounds und die Eigeninitiative. Mac & i fasst zusammen.

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iPhone-Akku

Nach dem unerwarteten Ausschalten signalisiert das iPhone beim Drücken der Anschalttaste einen leeren Akku – obwohl dieser noch gefüllt ist.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 8 Min.
Inhaltsverzeichnis

Seit Beginn des Winters häufen sich erneut die Berichte über iPhones, die unerwartet im laufenden Betrieb ausgehen: Versucht man, sie wieder einzuschalten, zeigen sie das Bild mit dem leeren Akku an – den Hinweis von iOS an den Besitzer, sein Gerät aufzuladen. Es startet erst wieder, wenn man es mit Strom versorgt. Nach dem Hochfahren stellt sich dann meist heraus, dass der Akku zuletzt gar nicht leer war.

Oft tritt das Problem auf, wenn der Akku nur noch eine Restfüllung von 30 oder 20 Prozent besitzt – es kann aber auch mit einer noch gut gefüllten Batterie vorkommen. Meist schalten sich die iPhones unerwartet ab, wenn sie bei kühleren Temperaturen zum Einsatz kommen, etwa weil ihre Besitzer im Freien ein Foto schießen oder einen Blick auf die Karte werfen wollen. Das unerwünschte Verhalten ist seit dem letzten Winter bekannt.

Apple hat kürzlich einen Fehler bei der Produktion des iPhone-6s-Akkus eingeräumt, bislang aber nur bei Modellen, die zwischen September und Oktober 2015 gefertigt wurden und zu einer bestimmten Reihe von Seriennummern gehören. Bei diesen tauscht das Unternehmen kostenlos den Akku aus. (Netzbetreiber nehmen übrigens nicht an Apples Akkutauschprogramm teil: Nutzer, die ihr iPhone über den Mobilfunkanbieter bezogen haben, sollten also lieber gleich den Hersteller kontaktieren.)

Wegen Akkuproblemen schalten sich viele iPhone 6s unvermittelt ab. Bei bestimmten Geräten tauscht Apple den Akku aus – aber längst nicht bei allen.

(Bild: ifixit.com)

Bislang betonte Apple stets, es sei nur eine kleine Zahl von Geräten betroffen, doch die Meldungen von betroffenen Nutzern – auch von Lesern der Mac & i – häufen sich. Es scheint sich um eine größere Stückzahl zu handeln und durchaus auch Modelle aus anderen Produktionsmonaten zu betreffen.

Inzwischen werden sogar die Austausch-Akkus knapp. In mehreren deutschen Ladengeschäften kann die Reparatur derzeit nicht durchgeführt werden, weil keine Akkus mehr vorrätig sind, wie Mac & i-Leser berichten. Apple will die Kunden benachrichtigen, sobald neue Akkus zum Tausch verfügbar sind.

Doch es scheint kein Phänomen zu sein, das allein auf dem iPhone 6s auftritt. Auch Besitzer von iPhone 6, iPhone 6 Plus und iPhone 6s Plus berichten vermehrt von dem Abschaltproblem – viele davon beschweren sich lauthals darüber, dass sie keinerlei Unterstützung von Apple erhalten.

Ein Kollege der c't-Redaktion, der sich mit seinem betroffenen iPhone 6 Plus beim Apple Store Hannover vorstellte, wurde abgewiesen: Das Gerät sei inzwischen über zwei Jahre alt und damit nicht nur außerhalb der einjährigen Garantiezeit, sondern auch knapp außerhalb der Gewährleistung. Da Apple für das Gerät kein Austauschprogramm anbietet, schlug der Mitarbeiter im Apple Store dem Kollegen nur den Kompletttausch des Gerätes vor – zum Pauschalpreis von gut 360 Euro. Das ist besonders merkwürdig, weil es ja durchaus die Möglichkeit gibt, den Akku separat zum Festpreis wechseln zu lassen (dazu gleich mehr).

Lediglich in einem chinesischen Support-Dokument äußert sich Apple bislang zu Akkuproblemen bei anderen iPhone-Modellen als dem 6s.

Bislang hat das Unternehmen die Probleme bei anderen iPhone-Modellen nicht offiziell kommentiert, geschweige denn bestätigt. Statt dessen führt Apple sie lediglich in einem chinesischen Support-Dokument an. Manche der von anderen Modellreihen gemeldeten Abschaltvorgängen könnten "unter normalen Bedingungen auftreten, damit das iPhone seine Elektronik schützt", führt der Konzern dort aus – dies gelte etwa für “extrem kalte Temperaturen”.

Doch auch das allein kann nicht stimmen: Betroffene iPhones schalten sich auch bei Temperaturen ab, die teils weit über 0 Grad liegen. Die sollten eigentlich unproblematisch sein: Laut Apple darf sich die Betriebstemperatur des Smartphones zwischen 0 und 35 Grad Celsius bewegen. Anders als bei einer Überhitzung, bei der sich das iPhone ebenfalls abschaltet, gibt es bei den aktuellen Fällen keinen Warnhinweis durch das Betriebssystem.

Auf die Nachfrage von Mac & i, was betroffene Nutzer mit einem iPhone 6, iPhone 6 Plus oder iPhone 6s Plus nun machen können, antwortete das Unternehmen bislang nicht. Laut dem autorisierten Apple Service Provider FundK in Hannover ist auch das iPhone 6s Plus nicht vom Austauschprogramm abgedeckt.

Möglicherweise gelingt es Apple, Software-seitig gegen das unerwartete Herunterfahren vorzugehen: Das demnächst erscheinende iOS 10.2 soll zusätzliche Diagnosedaten erfassen. Apple verspricht sich davon, die Algorithmen für das Akkuverhalten zu verbessern. Falls dies überhaupt möglich ist, sollen die Verbesserungen mit zukünftigen Software-Updates ausgeliefert werden, merkt das Unternehmen vage an – ob und wann diese Aktualisierungen erscheinen, bleibt offen.

Auch iPhone 6 und iPhone 6 Plus können sich plötzlich ausschalten.

(Bild: dpa, Vincent Jannink)

Wenden Sie sich in jedem Fall zunächst an Apple, an den Support im Internet oder an einen Apple Store. Erst, wenn der Druck steigt, besteht eine Chance, dass das Unternehmen reagiert.

Davon abgesehen bietet Apple natürlich grundsätzlich an, einen iPhone-Akku auch außerhalb der Garantie auszutauschen, das kostet knapp 80 Euro. Fragen Sie gezielt danach. Apple kann das jedoch bei Geräten ablehnen, deren Display beschädigt ist oder die verbogen sind.

Unabhängig davon können Sie sich derzeit lediglich mit drei Workarounds behelfen:

1. Manchmal kann es helfen, den Einschaltknopf viele Male wiederholt zu drücken. In einigen Fällen schaltet sich das iPhone dann doch wieder ein und arbeitet danach weiter. Auch ein Aufwärmen in der Hosentasche soll unter Umständen helfen, wie Leser in Kommentaren angemerkt haben.

2. Sicherer ist, das iPhone in einer Akkuhülle zu verwenden oder stets einen externen Akku-Pack mitzuführen: Mit der darüber eingespeisten Energie lässt sich das iPhone nach dem unerwarteten Abschalten gleich wieder starten. Ist der iPhone-Akku komplett geladen oder weitestgehend voll, kommt es zudem nur selten zum eigenständigen Herunterfahren. Dies tritt oft erst auf, wenn der Ladestand unter rund 80 Prozent sinkt.

3. Sie können natürlich auch den Akku selbst tauschen oder den Austausch bei einer freien Reparaturwerkstatt in Auftrag geben. Dadurch verlieren Sie allerdings die Garantie und anschließend lehnt Apple jegliche (auch bezahlte) Reparatur des iPhone ab. Deshalb sollten Sie das nur in Erwägung ziehen, wenn Sie für Ihr Gerät bereits keine Gewährleistung mehr in Anspruch nehmen können. Der Kostenpunkt liegt hier gewöhnlich zwischen 50 und 70 Euro; es werden allerdings keine Originalteile verwendet. Dazu kommt, dass es bei den freien Werkstätten durchaus schwarze Schafe gibt, die bei der Reparatur pfuschen, wie sich in einem Test von Mac & i herausgestellt hat. Sie sollten sich daher erst informieren, etwa Bewertungen im Internet lesen, ehe Sie ein Gerät zur Reparatur in Auftrag geben.

Besonders ärgerlich: Ein neuer Akku ist nicht automatisch ein Garant dafür, dass das Problem nicht mehr auftritt. Mehrere Nutzer, die ihr iPhone 6s im vergangenen Winter von Apple tauschen ließen, litten beim Austauschgerät unter dem gleichen Symptom.

Dass Apple fast ein Jahr gebraucht hat, um ein Akku-Austauschprogramm einzurichten, ist unschön – von der inzwischen herrschenden Akku-Knappheit und den entsprechenden Wartezeiten ganz abgesehen. Umso ärgerlicher, dass das Tauschprogramm nur spezifische Modelle des iPhone 6s abdeckt, statt gleich auch iPhone 6s Plus, iPhone 6 und iPhone 6 Plus zu berücksichtigen – allesamt Smartphones, für die Käufer über 700 Euro ausgegeben haben, für den 5,5-Zöller schnell auch über 1000 Euro.

Da Apple in der Vergangenheit häufiger Reparatur- und Austauschprogramme anbot, nachdem vermehrt Beschwerden bekannt wurden, besteht die gewisse Hoffnung, dass das Unternehmen auch in diesem Fall nachgibt – falls nicht doch noch ein iOS-Update das Problem aus der Welt schaffen kann. (lbe)