Also sehen wir uns vor Gericht

Dr. Wolfgang Schlaak hatte erst im November vergangenen Jahres seinen Job als Chief Finanical Officer und Geschäftsführer beim Distributor Also in Straubing aufgenommen. Nach der Übernahme durch Actebis war in dem neuen Firmengebilde offenbar kein Platz mehr für ihn. Schlaak erhielt seine Kündigung. Fristlos. Jetzt haben die Anwälte und der Richter das Wort.

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Von
  • Damian Sicking

Lieber Dr. Wolfgang Schlaak, CFO und Geschäftsführer der Also Deutschland GmbH in Straubing,

der 11. August 2011 ist ein Donnerstag, und ich kann mir gut vorstellen, dass Sie diesem Tag mit einer gewissen Anspannung entgegensehen. Denn an diesem Donnerstag, dem 11. August, um Viertel nach Eins, findet im Sitzungssal 12 des Regensburger Landgerichts Ihre Verhandlung gegen die Also Deutschland GmbH statt.

Lieber Herr Dr. Schlaak, Sie sind erst im November vergangenen Jahres als Chief Financial Officer und Geschäftsführer zur Also Deutschland gestoßen. Davor waren Sie knapp vier Jahre bei der Otto Group als Bereichsleiter Rechnungswesen Einzelgesellschaften tätig. Nach der Übernahme von Also durch Actebis hatte man für Sie offenkundig keine wirkliche Verwendung mehr, den Posten des CFO in dem neuen Unternehmen übernahm jedenfalls Dr. Ralf Retzko, der diese Aufgabe auch schon zuvor bei Actebis innehatte. Und auch in der nach dem Zusammenschluss veröffentlichten Liste der starken Männer bei Also-Actebis tauchte Ihr Name nicht auf.

Also wird man sich im Vorstand gefragt haben "Was machen wir nur mit dem Dr. Schlaak?" Vielleicht hat man Sie gefragt, ob Sie nicht freundlicherweise selbst kündigen wollen, und ganz sicher haben Sie in diesem Fall mit einem freundlichen "Nein" geantwortet. Nehmen wir nun einmal an, dass Ihr Vertrag noch eine Restlaufzeit von rund einem Jahr hat, und nehmen wir weiter an, dass der Also-Actebis-Vorstand Ihnen gerne weder Ihre Bezüge für das ausstehende Jahr noch ein Abfindung zahlen wollte. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, ist die fristlose Kündigung, etwa wegen einer "schweren Pflichtverletzung". Diese "schwere Pflichtverletzung" könnte darin bestehen, dass Sie womöglich einen Mietvertrag einer von Also in Straubing genutzten Immobilie verlängert haben, womit Sie gegen eine Anweisung von ganz oben verstoßen hätten.

Aber, lieber Herr Dr. Schlaak, das kann´s ja eigentlich nicht sein. Denn was wäre so schlimm daran, wenn Sie den Mietvertrag verlängert hätten? Wieso wäre das eine "grobe Pflichtverletzung"? Schließlich wurde in den offiziellen Stellungnahmen der Also-Actebis-Spitze doch immer ausdrücklich betont, dass sämtliche Standorte bestehen bleiben sollen, also auch der Standort Straubing. Ich zitiere aus der Pressemitteilung vom 11. Februar 2011: "Die Standorte Soest, Osnabrück, Straubing, sowie die Lagerstandorte Soest, Bad Wünnenberg-Haaren, Staufenberg und Braunschweig bleiben erhalten." Klarer geht´s ja wohl nicht. Sollte jetzt die Verlängerung des Mietvertrages für die Immobilie in Straubing als "grobe Pflichtverletzung" verurteilt werden, dann müsste man sich fragen, ob die Aussage des Also-Actebis-Vorstands, der Standort Straubing bleibe erhalten, vielleicht gar nicht so ernst gemeint war.

Nun, jedenfalls haben Sie gegen die fristlose Kündigung geklagt, und jetzt wird sich das Gericht in Regensburg mit der Angelegenheit befassen. Die Sitzung ist übrigens öffentlich, und ich kann mir gut vorstellen, dass es ein paar Leute geben wird, die den Verlauf von den Besucherplätzen aus verfolgen werden.

Lieber Herr Dr. Schlaak, sicher hatten Sie sich Ihre Zukunft bei Also anders vorgestellt, als sie Ende vergangenen Jahres Ihren Job übernahmen. Anders vorgestellt hatte sich seine Zukunft bei Also-Actebis vermutlich auch Michael Dressen, seines Zeichens immerhin Deutschland-Chef und Konzernleitungsmitglied von Also-Actebis. Vergangene Woche teilte das Unternehmen mit, dass Dressen aus dem Unternehmen ausscheidet. Sicherlich haben auch Sie die Berichte darüber verfolgt. Im Gegensatz zu Ihnen, lieber Herr Dr. Schlaak, hat Dressen aber selbst gekündigt. Aus "privaten Gründen" wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt. Als ich das las, musste ich doch schmunzeln, Sie auch? Also wenn es nach meiner Auffassung einen Grund dafür gibt, dass Dressen seinen Job hin schmiss, dann ist dieser ganz sicher nicht privater Natur. "`Private Gründe´ sind meist der Code für `Ich habe es nicht mehr ausgehalten´", sagte mir jemand, der früher einmal selbst als Geschäftsführer in der Distribution seine Brötchen verdient hat. Nach meinen Informationen hatte Dressen einfach keine Lust mehr, sich permanent von Also-Actebis-COO Gustavo Möller-Hergt in sein Geschäft reinreden zu lassen.

Vor diesem Hintergrund kann man es durchaus als irgendwie konsequent bezeichnen, dass Möller-Hergt jetzt selbst die Nachfolge von Dressen antritt und auch offiziell als Deutschland-Chef von Also und Actebis fungiert. Zusätzlich zu seinen Aufgaben als COO der Also-Actebis Holding AG, versteht sich.

Lieber Herr Dr. Schlaak, wir sehen uns vor Gericht, am 11. August, Viertel nach Eins.

Beste Grüße!

Damian Sicking

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