Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Europa

Wer grenzüberschreitende Geschäfte tätigt, der sollte die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen in den Nachbarländern im Auge behalten. Und die sieht teilweise höchst unerfreulich aus.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die guten Nachrichten zuerst: Der durchschnittliche Anteil der Unternehmen in Westeuropa, die nur eine dürftige Eigenkapitaldecke haben und damit besonders krisengefährdet sind, ist im vergangenen Jahr mit 24,7 Prozent leicht gesunken, wie die Creditreform berichtet. Zugleich ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 2,6 Prozent auf insgesamt 173.000 Fälle gestiegen. Deutschland stemmt sich mit fünf Prozent weniger (rund 29.000 Fälle) allerdings gegen den Trend. Auch Großbritannien zeigt mit einem Minus von 3,9 Prozent (17.750 Fälle) eine gute Stabilität der Unternehmen. Primus ist Norwegen mit minus 12,4 Prozent und nur 3.814 Unternehmenszusammenbrüchen. Allerdings darf bei solchen Statistiken nicht vergessen werden, dass dazu noch ungezählte Fälle hinzukommen, bei denen gleich die Liquidation erfolgt ist.

Die massivsten Zuwächse bei Insolvenzanträgen verzeichneten die Krisenstaaten Italien (plus 13,5 Prozent), Spanien (plus 32 Prozent) und Portugal (41,6 Prozent). Anders als erwartet fallen hingegen die Ergebnisse in Griechenland aus: Hier ist die Zahl der insolventen Betriebe im letzten Jahr sogar um 6,7 Prozent zurückgegangen.

Unternehmensinsolvenzen in Europa 2012/2013 (10 Bilder)

Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa

(Bild: Creditreform)

Kritisch auch die Entwicklung im Osten Europas, der eine mit einem Plus von 13,6 Prozent deutliche Steigerung bei den Unternehmensinsolvenzen verzeichnen. Die höchste Zahl in Osteuropa entfiel auf Ungarn mit 36.274 Fällen (plus 17,9 Prozent). Auch Rumänien (21.974 Fälle), Tschechien (7.723) und Kroatien (rund 7.000 Fälle) verzeichnen starke Zuwächse bei den Unternehmenszusammenbrüchen. Der Großteil der Unternehmensinsolvenzen in West- und Osteuropa entfiel auf den Handel und den Dienstleistungsbereich.

Doch wichtiger als die Statistik über Insolvenzanträge ist für Unternehmen natürlich die Frage nach dem Zahlungsverhalten der Kunden und Abnehmer. Wer nur innerhalb der eigenen Landesgrenzen Rechnungen verschickt, steht demnach auf der sichersten Seite. Denn in Deutschland werden die Rechnungen in der Regel innerhalb von 26 Tagen beglichen und damit europaweit am schnellsten. Auf den nächsten sieben Plätzen folgen allesamt nordeuropäische Länder. Die gehören aber größtenteils nicht zur Euro-Zone und bringen es mit durchschnittlich 38 Tagen auf durchaus beträchtliche Wartezeiten. In Irland werden Rechnungen sogar erst nach 49 Tagen beglichen - und damit immer noch schneller als im europäischen Durchschnitt (54 Tage). Die niederländischen Unternehmen brauchen gar 72 Tage und damit genauso lange, wie die Firmen in den Krisenländern Italien, Spanien und Portugal, um zu bezahlen. Bei der Zahlungsmoral zeigt sich die Krise in Griechenland auch deutlicher als bei den Insolvenzen: Wer Rechnungen an griechische Unternehmen verschickt, kann den Zahlungseingang in der Regel erst nach 142 Tagen, also nach fast fünf Monaten, verbuchen. (masi)