Apple: Raucher gefährden die Garantie ihrer PCs

Wehe der Rechner eines Kettenrauchers streikt. Dann stehen im Reparaturfall Probleme ins Haus. Vor allem wenn das Innenleben des PCs durch Nikotinablagerungen stark verschmutzt ist. Dann können etwa Apple-Techniker den hilfreichen Eingriff verweigern.

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Von
  • Matthias Parbel

heise resale-Autor Wolfgang Kühn kommentiert

Als IT-Konzern nimmt Apple seit Jahren eine Sonderrolle ein. An dem Hersteller scheiden sich die Geister: die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Anlass für Kritik bieten vor allem Extravaganzen, die sich Apple hin und wieder leistet, wie etwa jene, die kürzlich dem Magazin Stern eine ganz Seite wert war: "Halte deinen Rechner rein!" titelten die Hamburger in der Ausgabe 29. Angesprochen waren Besitzer von Apple-PCs. Vor allem jene, die nicht nur gelegentlich mal eine Zigarette rauchen, sondern bis zum Feierabend einen ordentlichen Kippenberg und mächtig viele Nikotinschwaden produzieren.

Und da kommt Apple ins Spiel. In dem geschilderten Fall versagte im iMac eines hessischen Jungunternehmers das Laufwerk – kurz nach Ablauf der Garantie. Im Apple-Store wurde Kulanz und damit kostenlose Reparatur signalisiert. Doch dann die Enttäuschung: Ein Apple-Techniker rief an, fragte ob der Jungunternehmer Raucher sei. Er bejahte. Worauf ihm mitgeteilt wurde, dass aufgrund der Nikotinverschmutzung das Gerät nicht repariert werden könnte. Weder auf Kulanz noch gegen Bezahlung. Man fürchte um die Gesundheit des Technikers.

Tatsächlich können Techniker ein Lied von Rechnern – Apple-Produkte ebenso wie PCs auf Basis von Windows – singen, deren Innenleben komplett verdreckt ist. Besonders durch die Lüftungsöffnungen dringt viel Dreck ein. Der setzt sich ab, verklebt Komponenten. Dazu gehört auch Nikotin, das sich gern auf diversen Bauteilen festsetzt. "Es ist bereits vorgekommen, dass Computer durch Ablagerungen von Nikotin auf Platinen und Bauteilen derart verschmutzt waren, dass eine Reparatur abgewiesen werden musste", erklärt beispielsweise Christoph Kwaschnik von der PR-Agentur des Apple-Händlers und Dienstleisters Gravis Computervertrieb in Berlin auf Anfrage von heise resale. Die Verweigerung rechtfertigt der Reseller mit "hygienischen Gründen zum Schutze des Technikers". Gleichwohl repariere Gravis selbstverständlich auch Apple-Produkte von Rauchern.

Beim Reseller JessenLenz GmbH in Lübeck hingegen sei man noch nie mit einem derartigen Fall konfrontiert gewesen. "Für uns als Dienstleister ist das kein Thema." Auch gebe es von Apple keine Anweisungen oder Richtlinien, die vor eventuellen Nikotinrückständen auf PC-Komponenten warnt beziehungsweise von Reparaturen abraten würde. Dies ist auch bei anderen Apple-Partnern nicht bekannt, wie Günter Nußrainer gegenüber heise resale bestätigt. Der Geschäftsführer bei Agelero IT-Systeme in Erding, habe von diesen Problemen noch nie etwas gehört. Unabhängig davon "reparieren wir selbstverständlich auch verschmutzte Geräte".

Und wie stellt sich der Hersteller mit dem Apfelsymbol gegenüber nikotinbelasteten PCs? "Bei deutlich verschmutzten Geräten kann die Reparatur verweigert werden", erklärt Unternehmenssprecher Georg Albrecht. Doch das treffe nur in Extremfällen zu, wenn durch Dreckablagerungen die Bauteile nicht mehr funktionieren oder die Techniker gefährdet werden könnten. Im Übrigen, so der Apple-Pressesprecher, sei der Fall in Hessen ein Einzelfall. "Mir ist kein anderes Beispiel in Deutschland bekannt."

Trifft jetzt der Anti-Raucher-Bannstrahl, einst instrumentalisiert durch den jetzigen ÖDP-Bundesvorsitzenden Sebastian Frankenberger, nicht nur die Wirtshausbesucher, sondern auch die Benutzer von Apple-PCs? "Natürlich nicht", sagt man dazu in der Deutschlandzentrale des Herstellers. Aber ein gewisser Vorbehalt gegen Nikotinschwaden und Raucher bleibt trotzdem. Einzig bei der Herkunft der Nikotinschwaden gibt’s kein Für und Wider: Zigaretten, Zigarillos, Zigarren oder Pfeife. Das zumindest eint die Raucher – bis zum nächsten Reparaturfall. (map)
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