Auch der ITK-Handel kommt um Innovationen nicht herum

Endlich mal eine Distributorenveranstaltung ohne Schnitzeljagd! Schluss mit dem albernen Spielchen, welches die Händler auf das Niveau von Kindern degradiert. Dass man die Händler auch wie erwachsene Menschen behandeln kann, zeigte Tech Data in der vergangenen Woche auf der Hausmesse "Forum 2010".

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

Liebe Tech-Data-Geschäftsführerin Simone Frömming,

Endlich werden die Händler nicht wie Kinder behandelt

(Bild: Tech Data)

das Highlight der IT-Branche in Deutschland aus Händlersicht war in der vergangenen Woche sicher die Tech-Data-Hausmesse "Forum 2010" in München. Eigentlich war alles wie immer, bis auf den Termin. Die Verlagerung auf den September soll sowohl bei den Herstellern als auch im Handel sehr gut angekommen sein, sagten Sie am vergangenen Donnerstag, was sich konkret sowohl in einer Zunahme der Aussteller- als auch der Besucherzahlen äußerte.

Eine andere Sache, die nicht wie immer war, hat mir besonders gut gefallen. Anstelle der ansonsten und in früheren Jahren nicht nur bei Tech Data beliebten "Schnitzeljagd", mit der die Besucher auf möglichst viele Stände gelockt werden sollen (am Ende gibt es dann etwas zu gewinnen), haben Sie die Händler in diesem Jahr wie erwachsene Leute und nicht wie kleine Kinder behandelt. Sogar wie erwachsene kompetente Leute. Ich meine die erstmalige Verleihung des Innovationspreises "TechInnovation 2010". Jeder Besucher konnte seine Stimme (in Form eines Chips) einem bzw. einer von 16 nominierten Produkten, Lösungen, Technologien oder Fallstudien geben. Die Bewertungskriterien waren Innovationsgrad, Partnereinbindung und Marktrelevanz. Eine ausgezeichnete Idee, wie ich finde, denn hier werden die Händler so ernst genommen, wie sie es verdienen.

Innovation ist derzeit ja noch immer ein großes Thema. Völlig zu Recht, wenn Sie mich fragen. Auch der Distributor TLK stellt sein "IT-Gipfeltreffen" am heutigen Montag in München ganz unter diesen Begriff. Das geplante Roundtable-Gespräch zum Thema "Sind große oder kleine Firmen innovativer?" ist allerdings wohl nur etwas für echte Liebhaber der Materie, da es komplett in englischer Sprache stattfindet.

Zum Thema Innovation äußerte sich in der vergangenen Woche auch IBM-Chef Sam Palmisano, und er tat dies mit Blick auf den Konkurrenten HP. Beziehungsweise genauer mit Blick auf den früheren HP-CEO Mark Hurd, der nach seinem Rausschmiss quasi nahtlos bei Oracle eine neue berufliche Heimat gefunden hat. Palmisano ist der Ansicht, dass Hurd beileibe nicht der tolle Hecht sei, für den ihn manche halten würden. Denn Hurd habe bei HP einseitig auf Kostensenkung gesetzt und den Etat für Forschung und Entwicklung (R&D) brutal zusammengestrichen. Als Hurd im Jahr 2005 das Ruder bei HP übernommen hatte, lagen die R&D-Ausgaben bei HP noch bei vier Prozent vom Umsatz, bei seinem Abgang dagegen nur noch bei 2,5 Prozent. Auch in absoluten Zahlen sei das Budget zurückgegangen, nämlich von 3,5 auf 2,8 Milliarden Dollar. IBM gibt nach Angaben von Palmisano sechs Prozent des Umsatzes von Forschung und Entwicklung aus. Die fatale Konsequenz des Kürzens von Forschungsgeldern bei HP sei, so der Vorwurf des IBM-Chefs, dass HP unter Hurds Führung viel von der ehemaligen Innovationskraft verloren habe und deswegen heute gezwungen sei, fehlende Technologien durch kostspielige Firmenübernahmen hinzuzukaufen. Explizit nannte Palmisano in diesem Zusammenhang den kleinen Speicherspezialisten 3Par (keine 200 Millionen Dollar Umsatz, noch einen müden Cent Gewinn gemacht), dessen Akquisition HP sich sagenhafte 2,4 Milliarden Dollar hat kosten lassen.

Ob Großkonzern wie IBM oder HP, ob Distributor wie Tech Data oder TLK, oder ob großer oder kleiner ITK-Händler, das Thema Innovation betrifft jeden, und zwar direkt. Allerdings habe ich den Eindruck, dass dies noch immer nicht allen klar ist. Mir scheint, dass viele Händler nach wie vor meinen, Innovationen, das seien immer nur Produkte. Und der Handel, der stelle ja keine Produkte her. Wenn der Handel also über Innovationen spricht, dann in der Regel so, dass er über seine Hersteller schimpft, die keine innovativen Produkte auf den Markt bringen, welche er verkaufen kann. Aber das ist zu kurz gedacht. Innovationen beschränken sich nicht nur auf das, was man sehen und anfassen kann. Prozesse, Verfahren, Lösungen, Dienstleistungen – auch hier sind Innovationen möglich.

Insofern ist es absolut zu begrüßen, dass Tech Data als Partner des Händlers das Thema Innovation auf dem "Forum 2010" groß herausgestellt hat. Fand ich mal echt innovativ. Aber klar ist, dass Innovationen nur dann gut und erfolgreich sind, wenn sie eine Verbesserung bringen, entweder mehr Umsatz und Gewinn oder weniger Kosten oder einfachere Prozesse oder auch ein besseres Betriebsklima. Innovationen sind nicht immer einfach zu kreieren und man muss schon eine gehörige Portion Gehirnschmalz investieren. Aber wie heißt es doch so schön: Wenn´s einfach wäre, dann könnt´s ja jeder!

Beste Grüße

Damian Sicking

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