Basel III und die Unternehmensfinanzierung

2013 soll Basel III in Kraft treten. Die strengere Regulierung der Kreditinstitute bringt veränderte Rahmenbedingungen für die Unternehmensfinanzierung mit sich.

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Von
  • Marzena Sicking

Nach monatelangem Ringen haben sich die Finanzminister der Europäischen Union auf schärfere Eigenkapitalregeln für Banken geeinigt. Unter anderem soll das Eigenkapital der Banken bis 2019 stufenweise auf 10,5 Prozent ansteigen, die einzelnen EU-Mitglieder können aber auch höhere Anforderungen stellen. Damit müssen die Banken ihre Kreditrisiken mit deutlich mehr Eigenkapital absichern, als bisher.

Mit "Basel III" soll das global vernetzte Finanzsystem stabilisiert und eine Finanz- und Wirtschaftskrise wie 2008 verhindern werden. Doch die strenge Regulierung hat nicht nur Auswirkungen auf die Kreditinstitute selbst. Auch für Unternehmenskunden wird sich einiges ändern, die Rahmenbedingungen werden härter. Denn um eine höhere Eigenkapitalquote zu erreichen, müssen die Banken entweder mehr Gewinne erwirtschaften – was unter anderem mit einer Verteuerung der Kredite möglich wäre – oder sie verleihen deutlich weniger Geld. Die Folge davon wäre eine Kreditklemme. Damit rechnen die meisten Experten allerdings nicht, denn eine Einschränkung des Kreditvolumens hätte weniger Erträge für die Banken und Versicherungen zur Folge.

In Deutschland werden allerdings größere Auswirkungen auf die Mittelstandsfinanzierung erwartet, als in anderen Ländern. Denn im Vergleich zu beispielsweise den USA oder Großbritannien, spielen Banken und Versicherungen hierzulande eine besonders große Rolle bei der Unternehmensfinanzierung. Wie der Bankenverband bestätigt, ist der Bankkredit für Firmen in Deutschland der zentrale Finanzierungsbaustein – unabhängig von Unternehmensgröße oder Branche. "Eventuelle – durch die Regulierung ausgelöste – Änderungen in der Geschäftspolitik der Banken dürften sich daher unmittelbarer auf die Unternehmensfinanzierung auswirken", so die Einschätzung der Experten.

Außerdem sollen die neuen Regeln Basel-II nicht ersetzen, sondern ergänzen. Das bedeutet, dass sowohl das Rating wie auch die Risikogewichtung bei Mittelstandskrediten beibehalten werden. Um die Folgen etwas abzumildern, soll die Risikogewichtung von Krediten an KMU von 75 Prozent auf 57 Prozent gesenkt werden.

Zugleich werden die bisherigen Risikoübernahmemöglichkeiten der Kreditwirtschaft durch Basel III deutlich eingeschränkt. Daher müssen vor allem Betriebe mit mittlerem Rating – wozu laut Bankverband die meisten KMU zählen – mit höheren Finanzierungskosten oder Anforderungen an Sicherheiten rechnen. Finanzierungen von Existenzgründungen, Unternehmensnachfolgen oder Innovationen gelten grundsätzlich als vergleichsweise risikoreich. Hier wird der Zugang zu Krediten vermutlich ebenfalls schwerer. Um ihr eigenes Kreditrisiko zu senken, werden die Kreditinstitute künftig wohl eine bessere Eigenkapitalausstattung von Unternehmen fordern. (gs)
(masi)