Bonität: ITK-Firmen geht es überdurchschnittlich gut

Die Bonität der ITK-Firmen in Deutschland hat sich deutlich verbessert. Die meisten berichten von einer höheren Eigenkapitalquote und planen wieder Investitionen. Allerdings könnten sich die hohen Anforderungen bei der Kreditvergabe als Wachstumsbremse erweisen.

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Von
  • Marzena Sicking

Die Bonität der hiesigen ITK-Unternehmen hat sich nach der Wirtschaftskrise überraschend schnell wieder erholt. Nach drastischen Kürzungen im vergangenen Jahr planen die meisten derzeit sogar eine deutliche Ausweitung ihrer Investitionen: branchenübergreifend gaben dies 28 Prozent der Firmen zu Protokoll, bei den ITK-Unternehmen sind es sogar 38 Prozent. Das bestätigt die aktuelle Unternehmensbefragung der KfW-Bankengruppe. Demnach war die Finanzierungssituation der Unternehmen in Deutschland aufgrund der weltweiten Krise im Jahr 2009 deutlich angespannter, als in den Jahren zuvor, aber bei weitem nicht so kritisch wie in den Jahren 2002 und 2003.

Wie eine Sonderauswertung der "KfW-Unternehmensbefragung 2010" durch den Branchenverband Bitkom zeigt, ist die Lage in der IT-Branche sogar besser als in der Gesamtwirtschaft: Während branchenübergreifend 42 Prozent der Firmen von erschwerten Bedingungen bei der Kreditaufnahme sprechen, berichtete nur ein Drittel der ITK-Firmen von ähnlichen Schwierigkeiten. Fast die Hälfte der Unternehmen hatte im vergangenen Jahr Probleme, überhaupt noch einen Kredit zu bekommen, in der IT-Branche waren es nur elf Prozent. Dabei ist außerdem eine deutliche Verbesserung der Situation zu verzeichnen, denn 2008 wurde noch 18 Prozent der ITK-Firmen ein Kredit verweigert.

Auch hat sich die durchschnittliche Eigenkapitalquote der ITK-Firmen im ersten Quartal 2010 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 40 Prozent erhöht, das bedeutet ein Plus von 6 Prozentpunkten. Zudem erhielten 29 Prozent der befragten ITK-Unternehmen aktuell eine bessere Ratingnote von ihrer Bank als noch vor einem Jahr. Lediglich 17 Prozent der ITK-Firmen wurden von der Bank schlechter eingestuft, 2009 mussten 28 Prozent der ITK-Unternehmen das negative Ergebnis verkraften.

Die Experten der KfW-Bankengruppe warnen jedoch vor verfrühtem Optimismus. Denn die geplanten Investitionen würden den Kapitalbedarf und damit die Nachfrage nach Krediten steigen lassen. Viele Kreditinstitute seien aber vor dem Hintergrund ihrer eigenen schwachen Kapitalausstattung und den aufgrund der Krise gestiegenen Ausfallrisiken bei der Kreditvergabe deutlich zurückhaltender als früher. Dies könnte die wirtschaftliche Erholung ausbremsen und die Finanzsituation der Unternehmen wieder deutlich verschärfen.

Tatsächlich beklagen 45 Prozent der ITK-Firmen, dass die Banken im Vergleich zu früher höhere Kreditsicherheiten fordern. Die Hälfte der Unternehmer berichtet über Schwierigkeiten bei der Projekt-Dokumentation, auch hier sind die Ansprüche der Banken deutlich gestiegen. 39 Prozent empfinden die Forderung der Banken, interne Geschäftszahlen offenzulegen, als Problem, ein Drittel beschwert sich über gestiegene Zinsen. Diese Entwicklung sieht Bitkom-Vizepräsident Heinz-Paul Bonn sehr kritisch: "Wir haben Verständnis dafür, dass die Banken ihre Kreditrisiken reduzieren wollen. Wenn sie aber sämtliche Risiken komplett auszuschalten versuchen, werden sie ihrer Finanzierungsfunktion für die Wirtschaft nicht mehr gerecht." (masi)