Buchtipps für Manager, Teil 6

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Welche Bücher bringen einen beruflich weiter, welche Standardwerke muss man gelesen haben? Wir haben Coaches, Manager und andere Experten um ihre persönlichen Tipps gebeten.

Heute verrät Madeleine Leitner ihre Favoriten. Sie ist als Autorin und Karriereberaterin in München tätig. Frau Leitner hat 1982 ihren Abschluss als Diplom-Psychologin gemacht, anschließend arbeitete sie als Psychotherapeutin und Personalberaterin. Unter anderem war sie für die Konzeption und Organisation der Assessment Center bei der Deutschen Telekom verantwortlich. Als erste Deutsche absolvierte sie in den USA eine Ausbildung zum Career Counselor bei Richard Nelson Bolles, einem der weltweit führenden Experten zum Thema Karriereplanung und überarbeitete seinen Bestseller "Durchstarten zum Traumjob" für den deutschen Markt. Madeleine Leitner ist Mitglied der Sektion Wirtschaftspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologen, war zuletzt Vorstandsvorsitzende und Mitglied des Präsidiums.

Timothy Ferriss: The 4-Hour Work Week. Escape the 9-5, live anywhere and join the new rich. Vermillion, London, 2007.

VonTeilzeit-Ruhestand bis Outsourcing: Wenn Sie davon träumen, möglichst viel zu leben und möglichst wenig zu arbeiten, finden Sie hier eine Anleitung für den Ausbruch aus der real existieren Arbeitswelt. Der Autor empfiehlt unter anderem, seine E-Mails nur noch einmal in der Woche zu lesen, sich auf Informationsdiät zu setzen und sich im Job rar zu machen. Auch wenn nicht alle Tipps für jeden Arbeitnehmer praktikabel sind, so liefert das Buch doch viele Denkanstöße für alle, die das Gefühl haben, zuviel Zeit mit Arbeit und zuwenig mit Leben zu verbringen. Der flotte und humorvolle Schreibstil macht das Buch auch für alle anderen lesenswert. Das Buch gibt es zwar auch in einer deutschen Übersetzung, aber wie so oft, ist das Original einfach besser.

Walter Krämer: So lügt man mit Statistik. Piper. Statistiken hinterfragen oder selbst geschickt einsetzen. Piper, 2000.

Der Klassiker eines Statistikprofessors, der zu einem mündigen Umgang mit Charts und Kurven auffordert. Merke: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast. Denn Manipulationen und sogar Fälschungen sind bei der "Interpretation" der Zahlen an der Tagesordnung, wie Krämer beweist. Meistens erkennen wir das aber nicht - das wird sich nach der Lektüre dieses Buches allerdings ändern. Besonders angenehm: Auch wenn es sich hauptsächlich um Zahlen dreht, wird das System von Krämer so gut erklärt, dass selbst bekennende Mathe-Muffel anschließend durchblicken.

Macchiavelli, Niccolò: Der Fürst. Insel Taschenbuch, 1990.

Das Original wurde 1532 unter dem Titel "Il Principe" veröffentlicht und in vielfacher Form kopiert. Ursprünglich geschrieben als Anleitung zur Erhaltung von Macht, hilft es, besser in Firmen zu überleben - weil man zumindest weiß, welches Spiel gerade läuft. Herrschaftsbildung und Herrschaftssicherung sind die Hauptanliegen des Buches. Macchiavelli schockte damals mit seinen Thesen, die Machterhalt über das moralische Handeln stellen, doch wie man sieht, sind solche Praktiken in vielen Unternehmen an der Tagesordnung, daher hat das Buch bis heute nicht an Aktualität verloren. Auch wenn man selbst sich dieser Instrumente nicht bedienen will, sollte man das Buch lesen, denn es hilft zu erkennen, welche Spielchen bei den "Machiavellis" im Betrieb gerade ablaufen.

Bertold Ulsamer: "Der Apfel-Faktor. Wie die Familie, aus der wir kommen, beruflichen Erfolg beeinflusst“. Kösel Verlag, 2009.

Der Blick in die eigene Familiengeschichte kann dabei helfen, um die Hintergründe für Unzufriedenheit und Fehlschläge, aber auch Probleme mit Autoritäten, die Tendenz zu Arbeitssucht und Burnout besser zu verstehen. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" - das bewahrheitet sich eben nicht nur im privaten, sondern auch immer wieder im beruflichen Umfeld, wie der Autor anhand vieler interessanter Fallbeispiele zeigt. Das Buch ist interessant für alle, die sich für Psychologie interessieren und auch die eigene Entwicklung etwas genauer beleuchten wollen. Denn erst, wer erkennt, was ihn beeinflusst, kann das auch überwinden.

Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit.

Die Hauptfigur in diesem Abenteuer- und Entwicklungsroman ist eigentlich zunächst ein Problemfall: er ist im Denken, Sprechen und Handeln eigentlich viel zu langsam für die moderne Welt in der Zeit der industriellen Revolution. In Form von Gründlichkeit, Ausdauer und Gelassenheit werden sie aber zu seinen Stärken, er wird zu einem Helden. Denn er entzieht sich dem Zwang zur Beschleunigung und setzt ihm seine persönlichen Stärken entgegen, um zu zeigen, dass jedes Individuum mit seinen Fähigkeiten einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann. Ein Buch, das nachdenklich macht.

Paul Auster: Mond über Manhattan. Rororo, 2000.

Ein Mann, ist ganz unten angekommen und Stadtnomade. Er hat seine letzte, familiäre Bezugsperson verloren und stürzt danach in ein einsames, anonymes Leben voller Leid. Allein auf sich gestellt, ohne Wohnung und Einkommen, findet er aber wie durch ein Wunder wieder den Einstieg in die Gesellschaft. Das Wunder ist die Liebe zu Kitty, die in ihm wieder sein Bewusstsein für Eigenverantwortung weckt. Es mag im ersten Moment rührselig klingen, tatsächlich ist dieses Buch das aber nicht. Vielmehr wird die Selbstfindung eines Menschen genau nachgezeichnet, ein gelungenes Psychogramm. Und das Buch erinnert uns: Menschen verlieren den Blick dafür, was in ihrem Leben gut läuft. Erst ein Kontrastprogramm hilft, die Dinge zu relavieren.

Antoine de Saint-Exupérie: Der kleine Prinz. Rauch, 2008.

Lebensweisheit pur. Eigentlich ein Kinderbuch, hilft aber zu erkennen, was wirklich wichtig ist. Köstlich sind auch die Erlebnisse des kleinen Prinzen mit den diversen Herrschern der Planeten. Sie finden dabei die Aktionisten, die Narzissten,… Die meisten von uns kennen dieses Buch und seine Botschaft. Trotzdem sollte man es von Zeit zu Zeit wieder in die Hand nehmen und die Geschichte nocheinmal lesen. Denn dieses Buch macht wieder Mut, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die im Leben wirklich wichtig sind: Freundschaft, Liebe und die kleinen Freuden des täglichen Lebens.

M. Scott Peck: Der wundersame Weg. Goldmann, 2004 (im Original: The Road Less Travelled).

Der amerikanische Psychotherapeut behandelt in seinem Klassiker "Der wundersame Weg" die wesentlichen Themen des Lebens aus einer verblüffend ungewöhnlichen, inspirierenden Perspektive. Er plädiert für Mut und Eigenverantwortung bei der Lebensgestaltung. Er zeigt, warum es so wichtig ist, die Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert werden, bewusst anzunehmen und wie sich aus dieser Auseinandersetzung eine positive Entwicklung für unser Leben ergibt. "Jeder ist seines Glückes Schmied" - eine alte Weisheit, die durch die Erfahrungen eines Psychotherapeuten bestätigt wird. (masi)