Burnout Syndrom: Sind Sie gefährdet?
"Burnout" ist keine Managerkrankheit, sondern kann jeden treffen, der sich und seine Leistungsgrenzen über lange Zeit hindurch falsch einschätzt. Und genau hier liegt das Problem, denn der Gefährdete erkennt die Gefahr nicht.
- Marzena Sicking
Burnout bedeutet die totale Erschöpfung. Seelisch und körperlich. Fällt die Diagnose "Burnout" ist der Mensch aber schon am Ende seiner Kraft und braucht Monate, um sich wieder zu erholen. Besser ist es, vorher die Notbremse zu ziehen. Nur merken viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer lange Zeit gar nicht, dass es ihnen schlecht geht. Der totalen Erschöpfung gehen meistens Jahre der totalen Überforderung voraus.
Interessanterweise ist der Burnout aber keinefalls eine typische Managerkrankheit. Viel häufiger sind Menschen in niedrigereren Hierarchiestufen davon betroffen. Nicht die Position, sondern der Charakter sind hier entscheidend: Menschen, die schlecht "Nein" sagen können, ständig Angst haben, zu versagen oder andere zu verletzen und sich für alles und jeden verantwortlich fühlen, sind besonders gefährdet. Natürlich gibt es solche Leute auch unter Managern, aber auf anderen Ebenen sogar noch öfter. Denn ein Manager hat in der Regel gelernt, "Nein" zu sagen und auch mal Verantwortung abzugeben.
Besonders oft betroffen vom "Burnout" sind neben Pflegeberufen auch Mitarbeiter in der IT-Branche.Der Burnout ist als Krankheit offiziell nicht anerkannt, vielmehr werden unter diesem Begriff viele Symptome zusammengefasst, die auch bei Angststörungen oder Depressionen auftreten können. Aber weil diese Krankheiten durchaus auch durch eine permanente Überforderung entstehen können, gibt es ihn eben doch, den typischen Burnout. Doch während die meisten Menschen sofort merken, wenn sie sich einen Virus eingefangen haben, schleicht sich der Burnout sehr langsam und daher auch meist unbemerkt in das Leben der Betroffenen.
Inzwischen gibt es aber Symptome, an denen sich eine Gefährdung durchaus früh erkennen lässt. So ist es beispielsweise typisch für permanent überforderte Menschen, dass sie sich von Freunden, Familie und Kollegen zurückziehen. Eine Isolation und mangelndes Interesse an Themen außerhalb des Arbeitsbereichs sollten stutzig machen. Dieser Rückzug hat nichts damit zu tun, dass sich der Betroffene auf ein aktuelles Projekt konzentrieren muss. Denn der stürzt sich nicht mit Begeisterung auf seine Arbeit, sondern hat lediglich das Interesse an anderen Dingen – und Personen – verloren. Auch Depressionen, starke Stimmungsschwankungen, Verzweiflung, Angstattacken, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sind immer ein Alarmzeichen. Ständige Müdigkeit ist ebenfalls typisch. Wer sich "völlig fertig" fühlt und vernünftigerweise Urlaub nimmt, sollte sich als gefährdet betrachten, falls ihm dieser Urlaub keine Erholung bringt.
Wer sich in mehreren dieser Punkte wiederfindet, sollte dringend gegensteuern. Die erste wirksame Methode der Erschöpfung vorzubeugen, ist eine Analyse der aktuellen Situation. Listen Sie alle Tätigkeiten auf, denen Sie im Moment nachgehen. Und dann streichen Sie die, die Ihnen keinen Spaß machen und Sie weder finanziell, noch persönlich weiterbringen, aus Ihrem Leben. Dinge und Tätigkeiten, die Ihnen Freude bereiten, müssen Sie hingegen nicht runterfahren – im Gegenteil. Teilen Sie diesen Aktivitäten mehr Zeit zu, denn diese Tätigkeiten kosten Sie keine Energie, sondern liefern Ihnen welche. Allerdings sollten hier nicht nur berufliche Dinge im Vordergrund stehen! Wer gefährdet ist, muss sich außerdem dringend Entspannungsinseln schaffen. Ob es sich nun um Meditation, Sport oder das Rumlungern auf der Couch handelt: gönnen Sie es sich!
Doch auch die beste Entspannungsmethode wird Ihnen nicht helfen, wenn Sie weiterhin das Problem haben, dass Sie sich für alles verantwortlich fühlen und niemandem weh tun wollen. Welche Art von Selbstsabotage Sie in den Burnout treibt, können Sie durchaus mit Hilfe Ihrer Freunde oder einer guten Selbstreflexion herausfinden. Die Saboteure abzuschalten, das ist allerdings ein sehr schwieriger Weg. Hier ist es ratsam, sich einen Coach oder einen Therapeuten als Unterstützung zu holen. (masi)