"Der Umbau zum Mobile Enterprise belebt das Geschäft"

Mobile gehört aktuell neben Cloud, Big Data und Social zu den vier elementaren Kräften, die die IT-Branche neu herausfordern. Für IT-Dienstleister ergeben sich aus dieser Entwicklung zahlreiche Geschäftschancen: von der Entwicklung über das Design bis hin zur Implementierung von kundenindividuellen Lösungen.

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Von
  • Matthias Parbel

Ivo Körner ist Mitglied der Geschäftsleitung der IBM Deutschland GmbH und Vice President für den Vertriebsbereich Branchenkunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

(Bild: IBM)

Damit aus einem Unternehmen ein Mobile-basiertes Unternehmen werden kann, gilt es, zahlreiche Aufgaben zu lösen, bei denen es Rückendeckung von Service-Providern oder Systemhäusern benötigt. Im Interview mit heise resale erläutert IBM-Geschäftsführer Ivo Körner die vier Hauptbereiche, in denen Lösungen gefunden und bereitgestellt werden müssen und wie ein Mobile-basiertes Unternehmen auch den notwendigen Wandel in seiner Unternehmenskultur bewältigt.

Inwiefern ist Mobile anders? Worauf müssen sich Unternehmen, aber auch IT-Dienstleister einstellen?

Ivo Körner: Der Mobile-Trend bringt einige grundlegend andersartige Herausforderungen mit ins Unternehmen, als Notebooks oder Netbooks. Neue Arbeitsweisen und Geräte erfordern andere Interaktionsstile und Sicherheitsvorkehrungen und lassen häufig die Grenzen zwischen Privatleben und Beruf verschwimmen. Das Veränderungspotenzial ist enorm hoch – immer häufiger wird bei der Anwendungsentwicklung daher in erster Linie auf die Mobile-Nutzung geblickt. Die damit verbundenen Chancen und Risiken sind vielgestaltig, für Unternehmen und damit auch für ihre Partner. Mobility eröffnet mancherlei Geschäftsmöglichkeiten für IT-Dienstleister. Um sich hier als kompetenter Partner zu positionieren, sollte man aber auch zu einer grundlegend neuen Herangehensweise bereit sein. IBM hat mit dem 'MobileFirst'-Ansatz hier eine Plattform geschaffen, mit der IT-Dienstleister holistisch, aber auch in den einzelnen Detailschritten nach Bedarf vorgehen können.

Welche Voraussetzungen muss denn ein Unternehmen für die "Mobile"isierung schaffen?

Körner: Die Basis für die Verwirklichung einer Mobile-Strategie sind Einrichtung und Betrieb einer integrierten Plattform für die Bereitstellung der Unternehmens-Apps. Diese Plattform dient der Erleichterung der App-Entwicklung und ermöglicht den Zugriff mobiler Anwendungen auf Daten und Anwendungen aus den Backend-Systemen.

Welche Rolle kommt den Themen Sicherheit und Management dabei zu?

Körner: Um die mobilen Geräte für die Firma sicher nutzen zu können, sind State-of-the-Art-Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. Dazu zählt die Absicherung des Zugriffes bzw. die Überwachung des Netzwerkes. Zudem muss der Sourcecode auf Schwachstellen geprüft werden.
Für ein effizientes Management müssen die Endgeräte und mobile Apps registriert, gewartet und aktualisiert sowie gegebenenfalls ferngesteuert außer Betrieb genommen werden. Dazu benötigt das Unternehmen eine Lösung für das Management sowohl der Mobilgeräte als auch der Applikationen.

Wie wichtig ist dabei das Feedback aus der Praxis?

Körner: Das Thema Analysen ist ein weiterer bedeutender Punkt der Mobilstrategie. Aus der Analyse der Nutzung der Anwendung lassen sich Hinweise für deren Optimierung ziehen. Um das tun zu können, benötigen Unternehmen geeignete Analytics-Werkzeuge.

Welche Aufgaben müssen oder sollten IT-Dienstleister an dieser Stelle übernehmen?

Körner: Für IT-Dienstleister ergeben sich eine Reihe von Marktchancen: Zunächst bietet sich ihnen die Gelegenheit, ihre Kunden bei der Strategie-Entwicklung zu unterstützen. Auch die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen eröffnet neue Möglichkeiten. Da es hier selten Lösungen von der Stange gibt, benötigen die Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen, die die individuelle Unternehmenskultur berücksichtigen.

Können Sie konkrete Beispiele nennen, wie sich Partner bei den Unternehmen positionieren sollten?

Körner: Der Einsatz von Social Software auf Unternehmensniveau ist ein wichtiges Betätigungsfeld. Denn häufig ist die Öffnung eines Unternehmens für mehr Mobilität mit einer Entwicklung in Richtung Social Business verbunden. Hier eröffnen sich zahlreiche neue Beratungsfelder, die häufig jeweils auch einen Mobile-Nutzungsaspekt haben. Etwa wenn das Unternehmen klassische E-Mails durch einen sogenannten "Activity-Stream" – der Integration von Neuigkeiten aus E-Mail, Chat, Blogs etc. in einem Stream – ersetzen oder Wikis und Blogs vermehrt für den Wissenstransfer nutzen will, dann sollten diese auch in nutzerfreundlicher Form mobil bereitgestellt werden. Das gleiche gilt für andere Social-Business-Funktionen wie Kompetenzprofile, Messaging, Web-Konferenzen etc.

Sie hatten auch das Thema App-Entwicklung bereits angerissen?

Körner: Auch hier sind Unternehmen auf die Unterstützung von Profis angewiesen. Das beginnt bei der Beratung bezüglich der Plattformwahl, reicht über Fragen der Bereitstellung der Apps beispielsweise im unternehmenseigenen App-Store bis hin zur Entwicklung der Apps selbst – je nach Anforderung nativ, browserbasiert oder hybrid.

Der mobile Einsatz von Apps erfordert doch zwingend auch ein entsprechendes Mobile Device- und Identity Management?

Körner: Service-Anbieter können Unternehmen hier bei verschiedenen, miteinander zusammenhängenden Themen unterstützen. Zum Beispiel können sie dahingehend beraten, wie sie die Verwaltung von privaten (BYOD) und Firmengeräten vereinheitlichen können oder Verschlüsselungsstandards und Passwortrichtlinien definieren.

Womit wir beim Thema Sicherheit wären?

Körner: In puncto Security eröffnen sich für IT-Dienstleister und Systemhäuser weitere Beratungsfelder. Das betrifft zum Beispiel den Schutz der Unternehmensdaten und der Anwendungen auf den Geräten oder die Einrichtung bzw. Erweiterung der Firewalls und des Virenschutzes für die mobilen Endpunkte des wachsenden Unternehmensnetzwerks.

Ein mit Smartphones und Tablets einhergehendes, noch relativ neues Phänomen ist das mobile Einkaufen. Wo sehen Sie hier Chancen für Partner?

Körner: Das Thema Mobile Commerce eröffnet gleich ein ganzes Spektrum an Beratungsfeldern. Unternehmen, die in den 'Smarter Commerce' einsteigen wollen, benötigen Unterstützung auf vielen verschiedenen Ebenen. So müssen beispielsweise eigene strategische Ansatzpunkte entwickelt, eine überzeugende Mobile-Kundenerfahrung kreiert, Kampagnen gemanagt werden und vielerlei mehr. (map)