Drucker-Markt: Die Zukunft heißt MPS (und nicht Cloud Printing)

Eine Kernkompetenz der IT-Branche ist bekanntlich das Erfinden von Schlagwörtern, die man entweder gar nicht oder die jeder anders versteht. In der Druckerbranche derzeit groß in Mode: "Cloud Printing" und "Managed Print Services" (MPS). Der Unterschied zwischen beiden: Mit MPS lässt sich (mehr) Geld verdienen.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Damian Sicking
Druckerfachmann.de-Chef Heino Deubner

Druckerfachmann.de-Chef Heino Deubner

(Bild: sic)

Lieber Heino Deubner, Vorstandschef der druckerfachmann.de AG,

wir leben in einer Welt, in der fast alles immer beweglicher, sprich: mobiler wird. Vom Telefon (Handy) über den PC (Notebook, Notepad) bis hin zum Kaffee ("Coffee to go"). Nur die Drucker, die stehen immer noch so rum. Die Drucker sind sozusagen die Immobilien der IT-Branche.

Gerade veröffentliche die Unternehmensberatung Experton Group eine Analyse, die belegt, dass die Zahl der mobilen Mitarbeiter in den Unternehmen ständig zunimmt. Rund zehn Prozent der Firmen bis 499 Mitarbeiter gaben in einer Befragung an, dass über 50 Prozent ihrer Beschäftigten mobile Mitarbeiter seien. Diese stammen vor allem aus den Bereichen Vertrieb, technischer Service oder Beratung. Diese Mitarbeiter sind länger auf der Straße, Schiene oder in der Luft unterwegs, als dass sie an einem stationären Arbeitsplatz sitzen. Auch Tendenzen wie Heimarbeitsplätze oder das immer stärker werdende vernetzte Arbeiten, auch über Unternehmensgrenzen hinweg, haben nachhaltige Auswirkungen auf die Arbeitswelt.

Diese Menschen haben alle ein Notebook im Gepäck, ein Handy oder Smartphone sowieso, aber einen Drucker? Negativ. Bis auf wenige Ausnahmen (Versicherungsvertreter, Einrichtungsberater) schleppt niemand einen portablen Drucker mit sich herum. Schlechte Karten also für die Druckerbranche. Doch auch hier arbeiten ja intelligente Menschen, die sich immer wieder neue tolle Sachen einfallen lassen. Vor allem bei Hewlett-Packard. So war auch HP meines Wissens das erste Unternehmen, das mit dem Schlagwort "Cloud Printing" aufwartete (inzwischen nennen sie es "ePrint"). Jetzt ziehen auch Sie und Ihr Unternehmen druckerfachmann.de nach und bieten "Cloud Printing Lösungen" an. Was kann man sich darunter vorstellen? Eine tolle Sache für alle mobilen Manager und sonstigen Unterwegsmenschen, die jetzt auch von ihrem Smartphone oder Notepad mal schnell etwas ausdrucken müssen. Cloud Printing wandelt Dokumente in Druckdaten um und sendet sie per E-Mail über das Internet an einen verfügbaren Drucker – innerhalb eines Unternehmens, aber auch an speziell eingerichteten öffentlichen Print Spots auf Flughäfen und Bahnhöfen, in Hotels und ähnlichen Plätzen, wo sich Geschäftsreisende häufig aufhalten. Wow! Hört sich gut an.

Es stellt sich aber die Frage: Ist das ein großes Geschäft? Wie groß ist denn der Bedarf an diesem Service? Wie häufig kommt es vor, dass jemand mal eben schnell etwas ausdrucken muss? In entsprechenden Expertenrunden wird das Thema durchaus kontrovers diskutiert und mein geschätzter Kollege und Druckerexperte Armin Weiler fasste die Diskussion so zusammen: "Der Kunde wird Lösungen zum Cloud Printing brauchen – er weiß es heute nur noch nicht." Naja, schaun wir mal. Ich persönlich denke nicht, dass darin die Zukunft der Druckerbranche liegt.

Deutlich interessanter als das Cloud Printing ist in meinen Augen das, was mit einem anderen Schlagwort bezeichnet wird: Managed Print Services (MPS). Man kann in Anlehnung an andere Begriffe auch von "Printing as a service" sprechen. Sie selbst, lieber Herr Deubner, scheinen diesem Thema ja auch viel mehr Gewicht zu geben, wie ich Ihrer Homepage entnehmen kann, wo MPS auf der Startseite neben den Inhaltspunkten "Über uns", "Leistungen", "Referenzen" und "Karriere" einen eigenen Reiter hat. MPS passt haargenau in den momentanen Trend der "...as a service"-Angebote, ist aber vor allem von der rechtlichen Seite viel einfacher zu handhaben. Allgemein gesagt handelt es sich bei MPS darum, dass die Anwender die Geräte nicht mehr kaufen, sondern lediglich noch für die Leistung Drucken/Kopieren/Scannen bezahlen, in der Regel mit einem Seitenpreis. Der Job des Anwenders reduziert sich aufs Drucken, der des Händlers darauf, dafür zu sorgen, dass der Anwender zu jeder Zeit drucken kann.

Inzwischen springen immer mehr Unternehmen der IT-Branche auf den MPS-Zug auf. Distributor Tech Data zum Beispiel hat MPS zu einem strategischen Kernthema gemacht und hat eine eigene Seite im Internet dafür aufgesetzt. Und in der noch jungen IT-Branchencommunity Partnercloud hat Tech Data eine eigene MPS-Gruppe eingerichtet, um mit Herstellern und Händlern zu kommunizieren. Vor allem für Händler mit Know-how im Bereich Drucken ist MPS nach meiner Einschätzung eine hoch interessante Sache. Alternativlos, kann man fast sagen.

Dies auch aus dem Grunde, weil die Aussichten in Bezug auf den Absatz der Produkte nicht besonders gut sind. Das sagen zumindest manche Experten wie zum Beispiel die bereits erwähnte Experton Group. "Unternehmen geben weniger für Drucker, Kopierer, Scanner aus", schrieb Experton-Mitarbeiter Frank Schmeiler gerade erst letzte Woche. Er behauptet, dass der Markt für Drucker in Deutschland bis 2015 um über sechs Prozent auf knappe 2,1 Milliarden Euro schrumpfen wird. Besonders restriktiv gehen seinen Angaben zufolge Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern vor. Die durchschnittliche jährliche Abnahme (CAGR) für Kopierer und Scanner in den Jahren 2011 bis 2015 beträgt nach Experton-Sicht sogar über zehn Prozent. Insgesamt planen die Unternehmen, im Jahr 2015 rund 350 Millionen Euro weniger als im Jahr 2010 für Drucker, Kopierer und Scanner auszugeben, so Schmeiler. Gründe hierfür seien, neben sinkenden Durchschnittspreisen pro Gerät, längere Laufzeiten und verbesserte Managementkonzepte. Diese beziehen sich sowohl auf eine intern verbesserte Organisation als auch auf zunehmende Einbeziehung von externen Services (Managed Print Service / MPS). Hierdurch erhöhen sich zwar prozentual die Servicekosten, die Gesamtausgaben werden jedoch nachhaltig reduziert. Der sinkende Bedarf an Output Systemen wird nach Angaben des Experton-Spezialisten auch durch optimierte und nahtlose digitale Arbeitsabläufe beflügelt. Diese verbesserten Prozesse sollen sowohl die Notwendigkeit als auch den Wunsch der Mitarbeiter reduzieren, mit papierbasierten Dokumenten zu arbeiten.

Vom papierlosen Büro ist aber nach wie vor nicht die Rede. Davon bleiben wir soweit entfernt wie von der papierlosen Toilette.

Beste Grüße!

Damian Sicking

Und hier geht es zur Antwort von Heino Deubner.

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