Festplatten-Markt im Umbruch

Noch ist die befürchtete Allokation nicht eingetreten. Die Festplatten-Hersteller sind mit den Geschäften im laufenden Jahr nur bedingt zufrieden. Aktuell befindet sich das Segment im Umbruch. Gerüchten zufolge sind die Zusammenschlüsse von WD/Hitachi sowie Seagate und Samsung aber noch nicht in trockenen Tüchern.

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Von
  • Matthias Parbel

In den letzten Wochen hält der HEK für 3,5-Zoll-Festplatten ein stabiles Niveau – gestützt allerdings vom schwächelnden Dollarkurs.

Die HEKs für interne Desktop-Festplatten sinken zwar im Schnitt, folgen aber vor allem dem US-Dollar/Euro-Kurs. Im Prinzip haben sich die Preise seit Ende Februar, Anfang März nur wenig bewegt. Die nach der Japankatastrophe angekündigte Verknappung erreicht den Markt bisher nicht. Nachdem sich einige Anbieter zunächst aus Angst vor einer Allokation mit zusätzlicher Ware eindeckten, hat sich die Auftragslage vorerst normalisiert. Saisonbedingt geht die Nachfrage hierzulande leicht zurück.

Im Prinzip kann der Fachhandel fast alle Typen und Kapazitäten gleich gut einkaufen. Nur eingeschränkt lieferfähig sind vor allem 500-GByte-Drives im 2,5-Zoll-Format und 3-TByte-Laufwerke. Der größte Bedarf herrscht im 3,5-Zoll-Bereich an den Kapazitäten 500 GByte sowie 1 und 2 TByte. Bei mobilen Laufwerken stehen 250 und 500 GByte derzeit mit am stärksten im Kurs.

3,5-Zoll-HDDs kleiner 1 TByte liegen im HEK nahezu gleichauf.

Die meistgesuchten Festplatten laut heise resale Preisradar bleiben die beiden 2-TByte-Laufwerke Samsung Ecogreen F4 HD204UI (59,25 Euro brutto) und Western Digital WD20EARS (61,97 Euro). Hinzukommen die Hitachi Deskstar 5K3000 (59,24 Euro) und das externe WD-Drive Elements Desktop, beide ebenfalls mit jeweils zwei TByte (66,02 Euro). Im Vergleich zur Vorwoche ist der durchschnittliche Angebotspreis im Onlinehandel für Festplatten und SSDs um 2,5 Prozent auf nun 86,54 Euro (brutto) gestiegen. In der KW 14 lag der Schnitt noch bei 84,36 Euro.

Während sich die deutschen Distributoren mit den Geschäften im ersten Quartal zufrieden zeigen, bleibt der weltweite Absatz der Harddisk-Hersteller hinter den Erwartungen zurück. WD vermeldet für die ersten drei Monate des Jahres einen um 15 Prozent geringeren Umsatz als im Vorjahr. Für das zweite Quartal rechnen Marktbeobachter nicht mit besseren Zahlen. Diese hängen allerdings in erster Linie von der prognostizierten Komponentenknappheit ab. Sobald sich tatsächlich ernste Lieferschwierigkeiten andeuten, werde dies den Markt absatztechnisch beleben.

Abzuwarten bleibt auch, wie die Übernahmen von Hitachi GST durch WD sowie Samsung durch Seagate die Branche beeinflussen. Wobei die beiden Deals noch nicht hundertprozentig in trockenen Tüchern sind. Gerüchten zufolge kauft Seagate Samsung nur, um den Merger zwischen WD/Hitachi zu verhindern. Technologisch können die Koreaner nichts bieten, was Seagate nicht selbst hätte – es geht also primär um Marktanteile. Aktuell prüft die Federal Trade Commission in den USA die WD/Hitachi-Akquisition. Auch die EU in Brüssel beäugt die beiden Merger. Wenn WD die Erlaubnis zur Übernahme der Hitachi-Festplattensparte erhält, kann – im Gegenzug – der Zusammenschluss von Seagate und Samsung eigentlich auch nicht abgelehnt werden. In der Folge würden sich Seagate und WD dann über 90 Prozent des Marktes teilen. Toshiba gilt in dieser Konstellation eher als das dritte Rad am Wagen und hat eigentlich keine Chance mit den beiden anderen zu konkurrieren – allein aufgrund des eingeschränkten Produktportfolios. Aus diesem Blickwinkel halten es einige Experten für durchaus wahrscheinlich, dass die beiden Deals nicht genehmigt werden.

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Bei der Preisbeobachtung unterstützten uns:

Actebis Peacock
B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
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Ingram Micro GmbH

Andererseits lebt beispielsweise der CPU-Markt nicht schlecht mit lediglich zwei maßgeblich konkurrierenden Herstellern (AMD/Intel). Im Grafikkarten-Segment gibt es zwar eine Vielzahl an Board-Anbietern, die aber ausschließlich Grafik-Chips von AMD oder Nvidia verbauen. Gleichzeitig befindet sich die Festplatten-Branche sowieso im Umbruch. In den kommenden drei bis vier Jahren werden sich SSDs zu einer ernstzunehmende Konkurrenz für interne Harddisks entwickeln. Und genau dafür rüsten sich Seagate und WD heute. Im Moment sieht es so aus, als ob der Handel für Mai keine größeren Beeinträchtigungen im Festplattenbereich zu erwarten hat. (map)
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