Finanzierungsformen im IT-Handel: der Forderungsverkauf

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist das Factoring eine attraktive Alternative zum Bankkredit: Die offenen Rechnungen bringen sofort bares Geld, um Risiko und Eintreibung der Schulden muss sich der Unternehmer nicht mehr kümmern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Der Verkauf von Forderungen an einen Dritten, kurz "Factoring" genannt, ist für Unternehmer gerade in wirtschaftlich kritischen Zeiten eine interessante Alternative zum Bankkredit. Schließlich sind es häufig ja gerade diese Außenstände, die ein Unternehmen in Liquiditätsprobleme bringen können. Müssen Forderungen gar abgeschrieben werden, schlägt sich dies negativ in der Bilanz nieder, was wiederum eine höhere Risikoeinstufung bei der Bank und Probleme bei der künftigen Kreditvergabe bedeuten kann.

Der Forderungsverkauf bietet hier klare Vorteile: Der Unternehmer muss nicht mehr bangen, ob und wann die offenen Rechnungen von seinem Kunden endlich beglichen werden, sondern bekommt sofort Geld dafür. Außerdem gibt er auch das Ausfallrisiko und das Prozedere, das möglicherweise mit dem Eintreiben der Schulden verbunden ist, ab.

Der komfortable Service ist allerdings nicht umsonst, die Anbieter verlangen eine Provision. Auch müssen technische Voraussetzungen für den Datentransfer geschaffen werden, das ist zum Teil mit Investitionen verbunden, die man berücksichtigen sollte.

Diese Investitionen lohnen sich auf jeden Fall, denn sie stärken auch die Verhandlungsposition gegenüber der eigenen Hausbank, verspricht Thomas Frericks, Vorstand des Bundesverbands Factoring für den Mittelstand (BFM): Durch die kurzfristig gewonnene Liquidität verbessern Forderungsverkäufe die Bilanz von Unternehmen und damit auch die Position gegenüber der Hausbank. Zudem ergeben sich Einsparungen, weil keine Kreditversicherung abgeschlossen werden muss: Sie ist in jedem Factoringvertrag enthalten. Denn das komplette Ausfallrisiko liegt beim Käufer der Forderungen. Die Factoring-Gesellschaften erhalten aufgrund ihrer Auftragsmasse entsprechend günstige Konditionen bei den Kreditversicherern. "Diesen Vorteil gibt er im Gesamtpaket an seinen Kunden weiter", erklärt Frericks.

Es sind nicht wenige Firmen, die sich für diese Alternative entscheiden. Für das Jahr 2009 meldet der BFM ein Ankaufvolumen von rund 2,27 Milliarden Euro, die Zahl der Neukunden stieg im vergangenen Jahr von 3.800 auf 4.080.

Doch genau wie in anderen Branchen gibt es natürlich auch bei Factoring-Gesellschaften große Qualitätsunterschiede. Deshalb sollte man vor Vertragsabschluss ein paar Eckdaten abfragen bzw. auch schriftlich festhalten. Achten sollte man natürlich auf die Höhe der Provision, einige Anbieter langen hier kräftig zu. Genauso wichtig ist, welchen Auszahlungszeitraum die Gesellschaft angibt: Der Unternehmer kann sein Geld innerhalb von 24 Stunden oder aber erst nach Wochen erhalten. Anbieter, die etwas von "so schnell wie möglich", "zeitnah" oder "umgehend" murmeln, sollte man von der Liste streichen. Eine Auszahlung innerhalb von 24 Stunden sollte die Messlatte sein. Ebenso sollte man auf das Auftreten der Firma achten, schließlich will man sich nur von den offenen Rechnungen verabschieden und nicht von der Kundschaft, daher ist es wichtig, dass der Anbieter die Gläubiger nicht mit unhöflichem Auftreten oder frechen Schreiben verschreckt. Am Besten lässt man sich genau erklären, wie mit offenen Forderungen umgegangen wird.

Wer allerdings glaubt, auch rechtlich heikle Fälle an eine Factoring-Agentur abgeben zu können, wird eines besseren belehrt: Factoring-Gesellschaften übernehmen nur Rechnungen, die vom Schuldner unbestritten sind. Verweigert der Kunde die Zahlung, weil er die Forderung teilweise oder gar komplett bestreitet, muss der Unternehmer die Lage zunächst klären.

Weitere Informationen und Adressen von anerkannten Anbietern erhalten Interessenten beim Bundesverband Factoring oder beim Deutschen Factoring-Verband. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)