Gesundheitsmanagement und Altersdynamik in Unternehmen

Die Bevölkerung wird immer älter, damit steigt auch das Durchschnittsalter der Arbeitnehmer und die Bedeutung von betrieblichem Gesundheitsmanagement. Über dessen Entwicklung informiert eine aktuelle Studie.

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Von
  • Marzena Sicking

In den letzten fünf Jahren ist der Bedarf an Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in mittelständischen und großen Unternehmen um 21 Prozent gestiegen. Das zeigt die aktuelle Studie "Gesundheitsmanagement und Altersdynamik 2012", die von der Ludwigs-Maximilians-Universität München und der Fachhochschule Münster im Auftrag der Protegia GmbH durchgeführt wurde.

Demnach haben 73 Prozent der Firmen aus dem deutschsprachigen Raum die steigende Relevanz von BGM-Programmen erkannt, das sind 21 Prozent mehr als noch 2007. 69 Prozent der befragten Personalverantwortlichen erwarten durch den Einsatz entsprechender Angebote nicht nur interne Auswirkungen, sondern auch eine gestiegene Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber. 96 Prozent der Unternehmen wollen mit solchen Angeboten aber vor allem die Motivation und Loyalität der bestehenden Belegschaft stärken.

Die Befragten setzen vor allem auf Präventionsmaßnahmen im Bereich Stressmanagement und Entspannung. Die Zahl der Unternehmen mit entsprechenden Angeboten hat sich seit 2007 verdoppelt. Damals hatten 28 Prozent solche Programme im Angebot, heute sind es bereits 58 Prozent. Aber auch Programme im psychosozialen Bereich verzeichnen einen drastischen Anstieg. Allerdings setzt man dabei vor allem auf persönliche Betreuung: virtuelle Kanäle wie beispielsweise Online-Gesundheitsangebote werden von 69 der Unternehmen nicht eingesetzt. Ein Teil davon will das in Zukunft ändern, 50 Prozent sagen aber, sie haben gar kein Interesse an Online-Gesundheitsangeboten für ihre Mitarbeiter. Allerdings wird damit auch die Möglichkeit, Mitarbeiter zu erreichen, die viel unterwegs sind und eher dezentral arbeiten, zu sehr vernachlässigt, so das Fazit der Analysten.

Die Entwicklung geht mit einer veränderten Altersstruktur der Mitarbeiter einher: So ist der Anteil der über 50-jährigen Mitarbeiter bei den befragten Unternehmen ist in den letzten fünf Jahren um zehn Prozent gestiegen. Und so sagen auch 77 Prozent der Befragten, dass Altersdynamik in ihrem Unternehmen ein relevantes Thema ist. 2007 sahen dies erst 53 Prozent so. 81 Prozent der Verantwortlichen sehen aufgrund des steigenden Durchschnittsalters der Arbeitnehmer die Notwendigkeit, künftig Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung anzubieten.

"Es ist bekannt, dass sich Unternehmen aufgrund des sich anbahnenden Fachkräftemangels für Mitarbeiter attraktiver aufstellen müssen. In der Zukunft wird der Arbeitnehmer zunehmend die Wahl für ein Unternehmen treffen und nicht umgekehrt. Jedes Unternehmen sollte daher ein gesteigertes Interesse daran haben, die Leistungsfähigkeit seiner Arbeitnehmer zu erhalten bzw. sogar zu steigern. Der richtige Ansatz liegt in der Motivation und Wertschätzung, die an die Arbeitnehmer transportiert wird", so Studienauftraggeber Dr. Roman Schenk, Gründer und Geschäftsführer der Protegia GmbH.

Die Anzahl der Angebote steige, doch auch an deren Akzeptanz bei den Arbeitnehmern müsse noch gearbeitet werden, so der Manager: "Wie viele Mitarbeiter BGM-Angebote des Unternehmens nutzen, hängt sehr stark von der Unternehmens- und Führungskultur ab. Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter auf einen „Stress-Workshop“ schicken, ihn aber selbst "nicht brauchen" sind ein schlechtes Vorbild und bewirken oft das Gegenteil. Ein aktives Vorleben des BGM durch die Führungskraft, wiederholte Hinweise auf das Angebot, kommunizierte Unternehmensziele – heruntergebrochen auf jede Ebene im Unternehmen – sowie Wertschätzung und Anerkennung lassen die Teilnahme steigen." Und: "Ohne Motivation geht es nicht. Eine erfolgreiche Teilnahme wird ein Unternehmen nur dann verbuchen, wenn die Angebote für jeden sichtbar und zugänglich gemacht werden, z.B. über das Intranet, über Aushänge in der Kantine, über direkte Email-Ansprache durch die Führungskraft oder über einen persönlichen Erfahrungsbericht eines Teilnehmers." (gs)
(masi)