Goodbye Deutschland! Die Auswanderer - heute im Programm: Herr Ahrens aus Ahrensburg

In diesem Jahr werden 150.000 bis 160.000 Deutsche auswandern. Einer von ihnen heißt Oliver Ahrens. Der langjährige Acer-Manager geht als neuer Acer-Chef nach China. Eine tolle Story auch für den TV-Kanal VOX.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Oliver Ahrens, zukünftiger China-Chef von Acer,

lustig, wie der Zufall manchmal so spielt. Gerade gestern brachte die Süddeutsche Zeitung (SZ) einen großen Artikel auf Seite 6 mit der Überschrift "Zurück in die Heimat". Darin berichtet die Zeitung, dass aufgrund der Krise derzeit immer weniger Deutsche auswandern und immer mehr Emigranten wieder zurück wollen. Und nur wenige Stunden später kommt die Meldung ins Haus, dass Sie einer der wenigen sind, die Deutschland den Rücken kehren. Genau genommen ist es keine Meldung, sondern ein Hammer: Oliver Ahrens wird neuer Chef von Acer in China. Ein Deutscher als Chef eines taiwanischen Herstellers in China. Ist das cool?

Acers neuer China-Chef: Oliver Ahrens

Die Chinesen und Taiwaner scheinen in der Besetzung von internationalen Spitzenpositionen entspannter, ja man kann sagen, moderner zu sein als andere Nationen aus der Region. Nicht nur bei Acer, wo mit Gianfranco Lanci bereits seit 2005 ein waschechter Italiener als CEO das Unternehmen führt. Auch der chinesische Platzhirsch Lenovo hatte nach der Übernahme des PC-Geschäfts von IBM den Amerikaner William Amelio zum CEO gemacht – bevor er vor Kurzem wegen des schlechten Geschäfts von seinem Posten zurücktrat. Die Unternehmen aus Südkorea und auch aus Japan fangen erst allmählich an, sich mit diesem Gedanken zu beschäftigen. Dass ein deutscher Manager Länderchef in China wird, ist noch bemerkenswerter, als wenn er die weltweite Verantwortung als CEO übernehmen würde. Das ist wirklich Globalisierung. Ihre Beförderung wäre nur noch dadurch zu toppen, wenn Sie eine Frau wären, lieber Herr Ahrens.

China steht bei den Deutschen in der Rangliste der beliebtesten Auswanderungsländer übrigens nicht gerade an vorderster Stelle. Im Jahr 2007 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) packten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2.295 Deutsche ihre Koffer, um nach China auszuwandern. Zum Vergleich ein paar beliebtere Reiseziele: Schweiz (23.459 deutsche Auswanderer), USA (14.385), Österreich (11.201), Polen (10.451), Großbritannien (9.996), Spanien (8.991), Frankreich (7.346), Kanada (4.480), Türkei (3.826), Italien (3.405), Australien (3.317). Insgesamt verließen im Jahr 2007 rund 161.000 Deutsche ihr Land für längere Zeit oder für immer.

Nach Angaben von Gabriele Mertens, Generalsekretärin der Auswandererorganisation Raphaels-Werk, steckt hinter dem Auswanderungswillen der Menschen immer der Traum vom besseren Leben. Aus diesem Grunde waren schlechte Zeiten schon immer ein Grund, auszuwandern. Jetzt aber dreht sich diese Regel, denn wo immer auf der Welt man sich hinflüchtet – die Krise ist schon da. Das Raphaels-Werk berichtet daher von einem deutlichen Anstieg der Anfragen von rückkehrwilligen Auswanderern und einem bereits seit vergangenen Herbst bestehenden sinkenden Interesse an einer Existenz im Ausland. Bei den Menschen, die wieder zurück in die Heimat wollen, handelt es sich übrigens durchaus auch um gut ausgebildete Fachleute. In dem gestrigen Artikel in der SZ wird zum Beispiel von einem jungen Deutschen berichtet, der als Betriebswirt für T-Systems fünf Jahre lang in Spanien tätig war und Mitte Januar seine Kündigung erhielt. Nun denkt er über eine Rückkehr nach Deutschland nach.

Es gibt eine Bevölkerungsgruppe, die sich nach wie vor besonders stark für ein Leben im Ausland interessiert: Rentner. Diese ziehen zunehmend in Länder mit niedrigen Lebenshaltungskosten wie Tunesien, Bulgarien oder die Türkei, wo sie auch mit einer mageren Rente vergleichsweise gut auskommen.

Als Mittvierziger sind Sie, lieber Herr Ahrens, vom Rentnerdasein noch ein paar Jährchen entfernt, und zweifelsohne werden Sie als neuer Landeschef von Acer in China keine ruhige Kugel schieben können.

Lieber Herr Ahrens, kennen Sie eigentlich die Sendung "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" auf dem TV-Kanal "VOX"? Ich auch nicht, hab ich noch nie gesehen. Aber wenn VOX Sie und Ihre Familie bei ihrem Umzug nach China begleitet und von Ihrem Leben in der neuen Heimat berichtet, dann schalte ich ein. Garantiert. Es werden noch Kandidaten gesucht.

In jedem Fall: Alles Gute, viel Erfolg, und lassen Sie mal von sich hören.

Beste Grüße!

Damian Sicking

Und hier die Antwort von Oliver Ahrens.

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