Ingram Micro: Ist Markus Adä eigentlich glücklich verheiratet?

Der zukünftige Zentraleuropachef von Ingram Micro, Markus Adä, sagte bei der Vorstellung seiner Person im Rahmen der Hausmesse IM.TOP in der vergangenen Woche, dass er verheiratet sei. Besser wäre es zu wissen, ob er auch GLÜCKLICH verheiratet ist.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Marcus Adä, neuer Deutschland- und Zentraleuropa-Chef von Ingram Micro,

Ingram-Micro-Manager Markus Adä

(Bild: Ingram Micro )

herzlichen Glückwunsch zur Beförderung! Sie treten ab August an die Stelle von Gerhard Schulz, der neuer Europachef von Ingram Micro (IM) wird. Damit übernehmen Sie keinen einfachen Job, denn Ingram steht in Deutschland sehr gut da. Skeptiker und Pessimisten könnten sagen, es kann nur schlechter werden. Sicher sind die Fußstapfen groß, die Gerhard Schulz hinterlassen hat. Aber als langjähriger IM-Vertriebschef und enger Mitarbeiter von Herrn Schulz sind Sie an dem Erfolg des Unternehmen ja nicht ganz unbeteiligt. Und wenn der neue Europachef nicht glauben würde, dass Sie es drauf haben, hätte sicher ein anderer diesen Job bekommen. Wer Ihr Nachfolger als Vertriebschef wird, ist noch nicht bekannt. Insider tippen auf eine firmeninterne Besetzung. Einer der Kandidaten: SMB-Chef Christian Schneider; zumindest wird sein Name in Gesprächen immer wieder genannt, wenn es um Ihren möglichen Nachfolger als Gesamtvertriebschef geht.

Lieber Herr Adä, Sie nutzten die Hausmesse IM.TOP in der vergangenen Woche, um sich den Kunden aus dem Handel und den Herstellervertretern noch einmal kurz vorzustellen. Dabei erfuhren die Zuhörer unter anderem, dass Sie verheiratet sind und eine Tochter haben. Das ist schön und das ist gut, aber noch besser wäre es zu erfahren, ob Sie auch glücklich verheiratet sind und ob Ihre Tochter wohlgeraten ist und Ihnen Freude macht. Warum das wichtige Informationen sind? Lassen Sie mich ein wenig ausholen.

Im Handelsblatt war kürzlich zu lesen, dass sich der Deutschland-Chef der US-Investment Bank Goldman Sachs, Alexander Dibelius, von seiner Frau Andrea scheiden läßt. Im Anschluss an die Veröffentlichung entspann sich sowohl auf der Handelsblatt-Homepage wie auch auf der Facebook-Seite der Wirtschaftsgazette unter den Lesern eine lebhafte und kontroverse Diskussion über die Frage, ob solch eine Information einer serösen Wirtschaftsmedium würdig sei oder doch eher in das Hoheitsgebiet der Klatschpresse wie der Zeitschrift Bunte gehöre, welcher das Handelsblatt diese Info auch ursprünglich entnommen hatte. Tenor der Kommentare: Das Handelsblatt möge derart unternehmerisch irrelevante Informationen in Zukunft doch bitte unterlassen.

Ich bin da völlig anderer Meinung. Die privaten Umstände, insbesondere die Frage, ob der Manager daheim in einem geordneten und harmonischen Umfeld aufgehoben ist und davon getragen wird, wirken sich unmittelbar auf seine Stimmung, sein Wohlbefinden und damit auch auf seine Leistung aus. Vor allem der oder die Ehe- bzw. Lebenspartner/in spielt hier eine entscheidende Rolle. Es ist doch naiv und völlig unrealistisch zu glauben, dass sich unsere Wirtschaftskapitäne beim Betreten des Firmengebäudes Stress und Gezanke in der Familie einfach so aus dem Anzug schüttelt. Und vor allem eine Scheidung nach jahrelanger Ehe oder die Trennung von einem Lebenspartner ist in aller Regel ein tiefgreifender Einschnitt mit immensen Nebenwirkungen auf Seele und Geist der Betroffenen. Genauso übrigens wie einem Manager eine neue Liebe und Beziehung wieder frischen Schwung geben und das gesamte Lebensgefühl verbessern kann..

Solche Dinge SIND relevant! Auch und gerade unternehmerisch und gehören damit in jede abgerundete Wirtschaftsberichterstattung. Ich würde mir daher noch viel mehr derartiger Meldungen wünschen. Gerade natürlich bei börsennotierten Unternehmen, damit man weiß, welche Aktien man kaufen und welche man abstoßen sollte. Als zum Beispiel vor wenigen Monaten ebenfalls das Handelsblatt über die zärtlich geknüpften Bande zwischen Daimler-Chef Dieter Zetsche und der Schauspielerin Désirée Nosbusch berichtete, habe ich mich sofort mit Daimler-Aktien eingedeckt. Und als die Beziehung wieder in die Brüche ging, trennte ich mich ebenfalls von meinen Daimler-Anteilsscheinen. Wegen dieser gegenseitigen Einflussfaktoren von Privatem und Beruflichem fordere ich schon seit langem, dass auch solche von vielen für privat gehaltenen Ereignisse zumindest bei Vorständen von Aktiengesellschaften per Adhoc-Mitteilung kundgetan werden müssten.

Übrigens schleppen ja nicht nur Vorstände und andere Top-Manager ihr Privatleben immer im Rucksack mit sich herum, sondern sämtliche Angestellte in den Unternehmen. Wir alle sind nun einmal immer nur eine einzige Person und nicht zwei, nämlich eine private und eine berufliche. Und genauso wie wir unsere Frustrationen (auch unsere Freude) aus dem Geschäft und Unternehmen mit nach Hause nehmen, haben wir auch immer unsere privaten Frustrationen (und Freuden) im Gepäck, wenn wir morgens in die Firma kommen. Dieser Umstand ist zwar auch jedem Vorgesetzten und jeder Personalabteilung bekannt, hat aber ansonsten keine Folgen. Das ist schade. Denn hier schlummert ein gewaltiges Verbesserungspotenzial. Ich weiß nicht, wie viel Geld die Unternehmen allein in Deutschland Jahr für Jahr für Fortbildungen und Coaching ihrer Mitarbeiter ausgeben. Es ist sehr viel Geld. Das ist auch sicher gut und richtig, aber wir sollten auch einmal darüber nachdenken, ob es aus Sicht der Firma nicht sinnvoll wäre, Fortbildungen und Coachings auch auf den Privatbereich der Mitarbeiter auszuweiten. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Eheberatung oder eine Unterstützung in Erziehungsfragen nicht nur dem Privatleben der Mitarbeiter und Manager gut täte, sondern auch dem Unternehmen, in denen sie beschäftigt sind. Natürlich nicht par ordre de mufti verordnet, sondern freiwillig.

Das wollte ich schon lange mal loswerden, lieber Herr Adä, und ich danke Ihnen, dass Sie mir dafür den Anlass geliefert haben. Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Ich kenne Ihre privaten Verhältnisse nicht, ich weiß nur das, was Sie jetzt auf der IM.TOP selbst berichtet haben. Aber ich wünsche Ihnen, dass Sie aus Ihrem Privatleben die Kraft und Lebensfreude gewinnen, die Sie für Ihre anstrengende und verantwortungsvolle Aufgabe im Beruf brauchen. In diesem Sinne:

Viel Erfolg und beste Grüße!

Damian Sicking

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