Juniper Networks verstärkt sich mit Trapeze Networks im Bereich Wireless-LANs

Für 152 Millionen Dollar hat der Netzwerk-Spezialist Juniper Networks den WLAN-Hersteller Trapeze Networks von dessen Mutterfirma Belden losgeeist. Die Reseller von Trapeze-Produkten werden es mit Freude sehen, denn Belden wusste mit dem Wireless-LAN-Anbieter nichts anzufangen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Matthias Parbel

Mit Routern und Switches wie dem EX 8216 ist Juniper Networks groß geworden. Nun bereichert WLAN-Equipment das Portfolio.

(Bild: Juniper)

Als Belden im Jahr 2008 Trapeze Networks für 133 Millionen Dollar übernahm, war die Fachwelt gelinde gesagt erstaunt. Die Frage stellte sich, was ein hoch spezialisierter Netzwerkausrüster wie Belden mit einem Hersteller von Wireless-LAN-Access-Points und -Switches für Firmennetze anfangen sollte. Beldens Domäne sind seit jeher Kabel für Daten- und Telekommunikationsnetze sowie die dazu gehörigen Komponenten wie Steckverbinder und Kabelmanagement-Systeme. Besonders stark vertreten ist Belden mit seinen Produkten in der der Fertigungsindustrie. Ein "Exot" wie Trapeze passte nicht so recht in dieses Umfeld.

Das hat sich nun bestätigt: Nur zwei Jahre nach dem Kauf von Trapeze gibt Belden den WLAN-Spezialisten wieder ab – für 152 Millionen Dollar. Somit kam der Verkäufer gewissermaßen mit einem blauen Auge davon. Der Käufer ist mit Juniper Networks ein Unternehmen, das mit der Funknetz-Technologie deutlich mehr anfangen kann. Das Unternehmen sieht sich als einer der Hauptrivalen von Cisco Systems, auch wenn zwischen beiden Firmen in finanzieller Hinsicht Welten liegen. Im Geschäftsjahr 2009 (Ende: 31. Dezember) erzielte Juniper einen Umsatz von 3,32 Milliarden Dollar, rund 7 Prozent weniger als 2008. Der Grund: die Wirtschaftsflaute. Trotzdem wies Juniper einen Gewinn von 225,1 Millionen Dollar aus. Die Vergleichszahlen von Cisco: Der Umsatz im Geschäftsjahr 2010 (Ende: 31. Juli 2010) lag bei 40 Milliarden Dollar, der Nettogewinn bei 7,8 Milliarden Dollar.

Mit den WLAN-Switches und Access-Points von Trapeze lassen sich "Mesh-Networks", also vermaschte Funknetze, aufbauen. Sie sind ausfallsicherer als eine herkömmliche Infrastruktur und bieten bessere Übertragungseigenschaften.

(Bild: Trapeze Networks)

Ähnlich wie Cisco versucht Juniper derzeit, sich als Netzwerkausrüster mit einem breiten Produktportfolio zu positionieren. Neben Switches und Routern für Telekommunikations- und Firmennetze zählen IT-Security-Geräte (Sicherheits-Gateways, Systeme für die Netzzugangskontrolle), Systeme für die Beschleunigung des Datentransfers über Weitverkehrsnetze (WAN-Acceleration) sowie Netzwerkmanagement-Lösungen zur Produktpalette. Dagegen fehlte es bislang an Komponenten, mit denen sich Funknetze in Unternehmen aufbauen lassen. Solche WLAN-Infrastrukturen sind deutlich anspruchsvoller als Funknetze in kleinen Unternehmen oder Home-Offices. So lassen sich mithilfe der WLAN-Switches und der "Ring-Master"-Management-Software von Trapeze Funknetze mit bis zu 5000 Access-Points (APs) aufbauen und verwalten. Ebenfalls wichtig im Business-Umfeld sind Funktionen wie das automatische Umschalten auf einen anderen AP, wenn ein System ausfallen sollte, sowie Mechanismen, die Echtzeitdaten wie Sprache und Videos den Vorrang vor weniger kritischen Datenpaketen wie E-Mails einräumen.

In vielen Fällen macht es Sinn, drahtgebundene Netze durch WLANs zu ergänzen, etwa um Besprechungsräume und Lagerhallen mit einem Netzwerkzugang auszustatten. In Deutschland kommen Funknetze der Enterprise-Klasse zudem in Krankenhäusern, Hotels oder auf dem Campus von Universitäten zum Einsatz. Insofern eröffnet die Übernahme von Trapeze Networks durch Juniper den Resellern beider Unternehmen die Chance, ihren Kunden ein breiter gefächertes Portfolio von Netzwerkprodukten anzubieten.

Ein Problem wird jedoch offenbar, vergleicht man die Reseller und Systemhäuser miteinander, die in Deutschland die Produkte von Juniper und Trapeze anbieten: Es gibt derzeit so gut wie keinen Partner, der Produkte beider Firmen im Portfolio hat. Zu den Grossisten von Trapeze gehören unter anderem das Systemhaus Controlware, Avnet, Comsys, Magellan, Pan Dacom und Western Convergence. Die Produkte von Juniper bieten die TLK Distributions GmbH, Computerlinks und die Entrada Kommunikations GmbH an.

Als einzige Unternehmen zählen Scansource, Controlware und Pan Dacom beide Hersteller zu ihren Partnern. Andere, wie beispielsweise TLK, verfügen zwar sowohl bei WLANs als auch bei drahtgebundenen Netzen über das erforderliche Know-how. Doch TLK hat mit Aerohive bereits einen anderen Anbieter von Enterprise-WLAN-Systemen unter Vertrag genommen. Auf Juniper Networks kommt somit ein ordentliches Stück Arbeit zu, soll die Übernahme von Trapeze die gewünschten Synergieeffekte bringen. Zumindest einige der vorhandenen Partner müssen dafür gewonnen werden, Juniper- und Trapeze-Produkte im Paket anzubieten und den entsprechenden Support zu bieten.
Das wiederum erfordert von den Partnern Vorleistungen, etwa in Form von Schulungen für die eigenen Mitarbeiter und dem Aufbau eines technischen Supports. Diesen Aufwand dürfte der eine oder andere Partner scheuen. (map)
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