Kolumne: Good News, Teil 4: Es gibt ein Jahr nach 2009!

BDI-Präsident Jürgen Thumann warnt vor "zu viel Schwarzmalerei". Dazu bestehe kein Grund, denn es gebe nach wie vor viele Firmen "mit einer guten Beschäftigung". Außerdem sei das Problemjahr 2009 auch irgendwann mal vorbei. Wir wissen auch schon wann.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

BDI-Präsident Jürgen R. Thumann

(Bild: BDI)

Lieber BDI-Präsident Jürgen Thumann,

jeder redet derzeit vom Jahr 2009 und wie schwierig dies für die Unternehmen in Deutschland wird und was für ein Desaster da auf uns zukommt. Man könnte angesichts der vielen Horrormeldungen fast meinen, das Jüngste Gericht stehe endgültig bevor, lediglich die genaue Uhrzeit sei noch ungewiss. Wahrscheinlich ist alles wahr und richtig, was die Experten über das Problemjahr 2009 sagen und schreiben, aber es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass 2009 das Ende ist und danach nichts mehr kommt. Was im allgemeinen Trübsalblasen ziemlich untergeht, ist, dass auch das Jahr 2009 einmal vorbei sein wird und dann – hoffentlich – wieder gute Zeiten kommen werden. Ich weiß sogar, wann genau das Jahr 2009 zu Ende ist: am 31. Dezember nächsten Jahres. Somit lautet meine gute Nachricht von heute: Es gibt ein Jahr NACH 2009! Es steht sogar schon fest, wie es heißt: 2010.

Sie selbst, lieber Herr Thumann, haben jetzt in einer Erklärung vor "zu viel Schwarzmalerei" gewarnt. Das finde ich gut und richtig. Ein bisschen Schwarzmalerei ist okay und angemessen, aber "zu viel Schwarzmalerei" ist übertrieben. Dazu besteht ja auch keine Veranlassung. Sie sagen: "Sehr viele Unternehmen erfreuen sich nach wie vor einer guten Beschäftigung." Eine interessante Formulierung. Sie sagen nicht, lieber Herr Thumann, dass sich sehr viele Unternehmen einer guten "Auftragslage" oder "Umsatzentwicklung" erfreuen, sondern einer "Beschäftigung". "Beschäftigung" klingt in diesem Zusammenhang nicht wirklich gut, finde ich. Das klingt so nach "Die Kinder machen zwar nichts Sinnvolles, aber Hauptsache, sie sind beschäftigt." Aber wahrscheinlich sollten wir nicht jedes Wort von Ihnen auf die Goldwaage legen. Und außerdem ist es ja tatsächlich so, dass es auch heute, in diesen schwierigen Tagen, haufenweise Firmen gibt, die tolle Umsatzzuwächse und sogar Gewinnsteigerungen haben, zum Beispiel fallen mir gerade keine ein.

SAP gehört jedenfalls nicht dazu. Aber versinkt Unternehmenschef Henning Kagermann deshalb in Depression und Untergangsstimmung? Nein, tut er nicht. Gestern veröffentlichte das Handelsblatt ein ausführliches Interview mit ihm. Darin sagt er unter anderem: "Wir sollten uns darauf einstellen, dass 2009 ein schwieriges Jahr werden wird. Ich glaube, dass es uns erst im Jahr 2010 gelingen wird, wieder aus dem Tal herauszukommen." Was mir an dieser Aussage gefällt, ist, dass der Mann weiterdenkt, über das Problemjahr 2009 hinaus. Und dass er vom "Tal" und nicht vom "Abgrund" spricht, wie andere. Daran sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen.

Überhaupt sollten wir uns nicht zu viel negative Gedanken über die Zukunft machen. Das zieht einen emotional doch nur runter und macht Falten im Gesicht. Und außerdem kommt es ja doch anders als man denkt. Wir alle kennen den Spruch des Physikers und Nobelpreisträgers Niels Bohr: "Prediction is difficult – especially of the future." Nicht mal auf die Wirtschaftswissenschaftler ist in dieser Hinsicht Verlass. Deren Prognosen sind meistens auch nicht besser als die meiner Tante Hedwig, vom sprachlichen Ausdruck einmal abgesehen. Manche geben das auch ganz offen zu, wie zum Beispiel der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Solow. "Ökonomen sind schlecht darin, Dinge vorauszusagen", zitierte ihn kürzlich die Süddeutsche Zeitung. Aber, so Solow weiter, es sei auch nicht der Job von Wirtschaftswissenschaftlern, Prognosen zu treffen. Der Job des Ökonomens sei vielmehr vergleichbar mit dem eines Klempners. Solow sagte: "Ich erwarte von meinem Klempner keine Vorhersage, wann die Toilette zusammenbricht, sondern eine Reparatur. Wir Ökonomen sind dazu da, um nach der Krise zu reparieren." Schön gesagt, nicht wahr? Aber trotzdem unbefriedigend! Denn was heißt "NACH der Krise reparieren"? Dann ist die Krise (starke Empfehlung: klicken Sie den Link und schalten Sie den Ton ein!) ja schon vorbei! Wir brauchen niemanden, der NACH der Krise repariert, sondern wir brauchen jemanden, der "DIE" Krise repariert. Ich bin aber optimistisch, dass Solow das genauso auch gemeint hat und hier nur ein Übersetzungsfehler vorliegt.

Jetzt, am Ende dieses Textes, bin ich selbst überrascht, dass hier gleich ein paar gute Nachrichten zusammengekommen sind: 1. "Sehr viele Unternehmen erfreuen sich nach wie vor einer guten Beschäftigung." (O-Ton Thumann) 2. Negative Prognosen können auch total falsch sein (Bohr, Solow). 3. Es gibt eine Zeit nach dem Problemjahr 2009 (s. o.). Wer sagt´s denn!

Beste Grüße

Damian Sicking

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