Kolumne: Weggang von Regine Stachelhaus für HP ein großer Verlust

Neben HP-Chef Uli Holdenried geht mit Regine Stachelhaus eine weitere HP-Geschäftsführerin Ende des Jahres von Bord. Besonders Stachelhaus hinterläßt eine Lücke, die schwer zu schließen sein wird.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Liebe designierte Unicef-Geschäftsführerin Regine Stachelhaus,

24 Jahre HP sind genug: Regine Stachelhaus geht zu Unicef

(Bild: HP)

Sie sind seit 24 Jahren bei HP und haben dort eine beeindruckende Karriere gemacht. Im Jahr 2000 wurden Sie in die Geschäftsführung berufen, seit 2002 führen Sie zusätzlich den Titel "Vice President". Sie sind in Deutschland für den wichtigen Bereich IPG verantwortlich, also im Wesentlichen für das Geschäft mit den Druckern, einen der größten Profitbringer für das Unternehmen HP. Jetzt haben Sie sich entschieden, nicht nur das Unternehmen HP, sondern sofort auch die komplette IT-Branche zu verlassen. Sie gehen auch nicht als Geschäftsführerin oder Vorstand zu einem Unternehmen in einer anderen Branche. Nein, sie wechseln zu einer Non-Profit-Organisation, einem gemeinnützigen Verein, Sie werden neue Geschäftsführerin des Kinderhilfswerks Unicef Deutschland in Köln (ca. 90 hauptamtliche Mitarbeiter, rund 95 Millionen Euro Einnahmen).

Liebe Frau Stachelhaus, mehrere 100 Kandidaten und Kandidatinnen haben sich für die Position des Unicef-Geschäftsführers beworben. Der Vorstand hat sich für Sie entschieden. Dazu kann man ihm nur gratulieren. Eine hervorragende Wahl. Ich kann mir kaum eine bessere und geeignetere Person für diese Aufgabe vorstellen als Regine Stachelhaus. Gerade nach dem Skandal wegen eines zu großzügigen Umgangs mit Spendengeldern und nicht nachvollziehbaren Beraterhonoraren im vergangenen Jahr benötigt die gemeinnützige Hilfsorganisation eine absolut integre und auch unternehmerisch kompetente Persönlichkeit an der operativen Spitze, um das Vertrauen der Spender und der 8.000 ehrenamtlichen Helfer zurückzugewinnen. Ich bin sicher, dass Sie das neue Amt in idealer Weise ausfüllen werden.

Ein Karrieresprung im üblichen Sinn ist Ihr Wechsel nach Köln sicher nicht. Das Gehalt eines Unicef-Geschäftsführers liegt deutlich unter dem eines HP-Geschäftsführers. Ich vermute auch nicht, dass Sie sich für die Unicef entschieden haben, um endlich mal etwas Sinnvolles zu tun. Das würde schließlich im Umkehrschluss bedeuten, dass die Tätigkeit eines Managers nicht etwas Sinnvolles wäre, was natürlich Unsinn ist. Ich denke, ein Viertel Jahrhundert in einer Firma ist einfach genug, zumal es bei HP ja auch schon einmal lustigere Zeiten gab als heute, wie aus Insiderkreisen zu erfahren ist. Der von HP-CEO Marc Hurd geforderte neuerliche Personalabbau in diesem Jahr (weltweit fast 25.000 Arbeitsplätze) ist vermutlich auch nicht geeignet, die Stimmung der HP-Mitarbeiter zu verbessern – auch nicht die der Führungskräfte. Da ist es gut, wenn man Alternativen hat.

Für HP ist Ihr Weggang natürlich ein schmerzhafter Verlust. Vor allem, da mit Uli Holdenried ein weiterer Geschäftsführer Ende dieses Jahres von Bord geht. Somit müssen gleich zwei der insgesamt sechs Positionen im obersten Leitungsgremium von HP-Deutschland neu besetzt werden. Das bringt erfahrungsgemäß Unruhe in die Organisation. Wenigstens scheint man inzwischen einen Nachfolger für Holdenried gefunden zu haben. So interpretieren jedenfalls Beobachter die Tatsache, dass der HP-Deutschland-Chef, der eigentlich heute aufhören wollte, bis Ende dieses Jahres an Bord bleibt; man vermutet, dass sein Nachfolger noch anderweitig vertraglich gebunden ist und erst im Januar 2009 zur Verfügung steht. Für Sie hat man mit Ihrem Geschäftsführerkollegen Heiko Meyer bereits einen Nachfolger aus den eigenen Reihen gefunden.

Doch nicht nur werden Sie bei HP-Deutschland eine Lücke hinterlassen, die nicht leicht zu schließen sein wird. Auch die vielen HP-Vertriebspartner werden Sie schmerzhaft vermissen. An manche Menschen, mit denen man beruflich und geschäftlich zu tun hat, gewöhnt man sich im Laufe der Zeit und lernt irgendwie, mit ihnen umzugehen. Das ist im Verhältnis zwischen Ihnen und den HP-Vertriebspartnern völlig anders. Ich habe in vielen Gesprächen gemerkt, dass die Händler Sie als Geschäftspartnerin schätzen und als Menschen mögen. Das kommt viel zu selten vor.

Liebe Frau Stachelhaus, manche meinen, es gibt zu wenige Frauen im Top-Management. Das mag so sein oder auch nicht. Ganz sicher aber gibt es zu wenig Frauen wie Sie im Top-Management. Alles Gute für Ihre neue Aufgabe!

Beste Grüße

Damian Sicking

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