Kolumne: Worauf Ex-Misco-Chef Meyer bei Inmac nun achten muss

Der ehemaliger Misco-Geschäftsführer Peter Meyer soll bei seinem neuen Arbeitgeber Inmac das Europageschäft aufbauen. Im Flugzeug kann er dann das bekommen, wovon viele Manager viel zu wenig haben: eine Mütze voll Schlaf.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber frisch gebackener Inmac-Manager Peter Meyer,

Sie stehen seit Anfang dieses Monats auf der Payroll des Versandhandelsunternehmens Inmac GmbH in Mainz. Also beim direkten Konkurrenten des Unternehmens, bei dem Sie lange als Geschäftsführer tätig waren, der Misco GmbH in Langen. Bei Inmac sind Sie für den Bereich "European Business Development" zuständig. Wie Sie mir in unserem gestrigen Telefonat verrieten, verbirgt sich dahinter die Tatsache, dass Inmac eine Vielzahl von Großkunden hat, mit denen man in Deutschland sehr viel Geschäft generiert, aber auf Konzernebene nicht über ein europäisches Netz von Ländergesellschaft verfügt. Um das Potential des Auslandsgeschäftes zu heben, sollen nun in mehreren europäischen Ländern Strukturen aufgebaut werden, die eine schnelle Belieferung der Kunden dort vor Ort erlauben.

Für mich war unser Gespräch Anlass, mal wieder auf die Homepage von Inmac zu klicken und diese auch mit der von Misco zu vergleichen. Tja, was soll ich sagen: Direkter als diese beiden Firmen kann man wohl kaum in Konkurrenz zueinander stehen. Beim vergleichenden Klicken durch die Internetseiten von Inmac und Misco wusste ich oft gar nicht, bei wem ich gerade bin. Es muss ein eigenartiges Gefühl sein, nun für ein Unternehmen tätig zu sein, gegen das man bis vor Kurzem im Wettbewerb gestanden hat, und nun gegen ein Unternehmen zu arbeiten, für das man bis vor wenigen Monaten noch verantwortlich war. Vielleicht ist einem das ehemalige Unternehmen sogar noch vertrauter als das neue. Ich stell mir das gar nicht so einfach vor. Ganz davon zu schweigen, dass Sie sowohl von den neuen als auch von den ehemaligen Kollegen und Mitarbeitern ganz besonders aufmerksam beobachtet werden dürften.

Inmac hat ein paar schwere Jahre hinter sich. Nach der Pleite der ehemaligen amerikanischen Muttergesellschaft Micro Warehouse hat der frühere Europachef Bernd Blümmel die Inmac-Töchter in Deutschland und den Niederlanden per Management-buy-out übernommen und führt sie als Geschäftsführer noch immer. Das Unternehmen war noch eine Weile damit beschäftigt, die Altlasten abzubauen, was auch Spuren in der Bilanz hinterließ. Jetzt scheinen die Zeichen wieder auf Expansion zu stehen. So wie ich das sehen, ist das ganz wesentlich Ihr Job, lieber Herr Meyer.

Sicher stürzen Sie sich jetzt mit Feuereifer auf die neue Aufgabe. Doch Vorsicht: Übernehmen Sie sich nicht. Vor allem sollten Sie immer darauf achten, dass Sie ausreichend Schlaf bekommen. Das ist bei vielen Managern ja durchaus ein Problem. Sie schlafen viel zu wenig und sind auch noch stolz darauf. Viele brüsten sich damit, dass sie mit nur vier oder fünf Stunden Schlaf pro Nacht auskommen. Das ist natürlich Unsinn. Die Missachtung des Schlafs ist eine Gefahr für das Unternehmen und damit für die Mitarbeiter, die Kunden, die Gesellschafter und natürlich für die Manager selbst. Denn wer zu wenig schläft, macht Fehler. Merke: Wer nicht ausgeschlafen ist, sieht bald ganz schön alt aus.

Auch die betrügerischen Aktivitäten der Manager, über die immer wieder in den Zeitungen zu lesen ist, sind zweifelsfrei auf einen Mangel an Schlaf zurückzuführen. Denn wie heißt es doch so richtig: Wer schläft, sündigt nicht.

Daher sollte es ein unbedingter Vertragsbestandteil mit Führungskräften sein, dass sie selbst immer ausreichend schlafen. Je höher in der Firmenhierarchie, desto mehr Schlaf. Doch man muss die Realitäten anerkennen. Heute gibt es nur einen Ort, an dem unsere viel beschäftigten Wirtschaftskapitäne ohne schlechtes Gewissen schlafen dürfen: Im Flugzeug. Hier kann man sich mal fallen lassen, ohne als Penner zu gelten. Daher meine Forderung: Manager müssen mehr fliegen (auch Langstrecke).

Übrigens, lieber Herr Meyer, wenn Sie mal nachts wieder schlecht geschlafen haben und Ihre Frau Sie morgens nach dem Grund fragt, dann sagen Sie ganz lässig, das liege vermutlich an ihrem hohen Intelligenzquotienten. Denn wie die Wissenschaft festgestellt hat, haben dumme Männer den Vorteil, dass sie besser schlafen als kluge ("Dumm schläft gut"). Bei Frauen ist es übrigens umgekehrt.

Beste GrĂĽĂźe und viel Erfolg!

Damian Sicking

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