Maxdata: Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung

Hätte Maxdata-Gründer Holger Lampatz das Unternehmen vor der Insolvenz bewahren können, wenn er statt auf dem Golfplatz in seinem ehemaligen Chefbüro gewesen wäre? Heise-resale-Kolumnist Damian Sicking hat da so seine Zweifel.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Maxdata-Gründer Holger Lampatz,

(Bild: Maxdata)

irgendwann, in einigen Jahren, wird jemand fragen: "Wann war das noch mal, als Maxdata Insolvenz angemeldet hatte?" Und ein anderer wird antworten: "Das war doch in dem Jahr, als Deutschland im Endspiel um die Fußball-Europameisterschaft gegen Spanien mit 0 : 1 verloren hatte, also im Juni 2008." Das ist das einzig Gute an der Insolvenz von Maxdata: Man kann sich das Datum leicht merken.

Holger Lampatz, Gründer von Maxdata

(Bild: Maxdata)

Lieber Herr Lampatz, Sie haben das Unternehmen 1987 gegründet und bis Ende 2004 als Vorstandschef geführt, bevor sie sich aus dem Unternehmen zurückzogen und auch Ihre Anteile verkauften. Ich weiß nicht, wie stark ihre emotionale Bindung an das Unternehmen noch ist. Aber ich glaube, es ist immer noch Ihr Baby. Es muss weh tun, es leiden zu sehen.

Vielleicht aber interessiert Sie das ganze Thema auch nicht mehr. Sie haben sich im Mai dieses Jahres zum neuen Präsidenten des Golfclubs Haus Leythe in Gelsenkirchen wählen lassen. Damit haben Sie sich ebenfalls einen Sanierungsfall ans Bein gebunden, wie man den Berichten der Lokalpresse entnehmen kann. Auch bei Ihrem Golfverein war noch vor Kurzem von einer drohenden Insolvenz die Rede. Mit anderen Worten: Sie sind beschäftigt.

Hätten Sie die Entwicklung bei Maxdata verhindern können, wenn Sie an Bord geblieben wären? Vermutlich nicht. Maxdata fährt seit Jahren in eine Sackgasse, und nun ist man am Ende der Straße angekommen. "Dead end", sagen die Amerikaner dazu. Die heutige Insolvenz ist im Wesentlichen das Ergebnis einer Positionierung des Unternehmens, die noch deutlich in Ihre Amtszeit fällt. Wenn man es auf den Punkt bringen will, dann ist Maxdata ein Opfer der Management-Weisheit geworden "Get big, get niche or get out". Sie, sehr geehrter Herr Lampatz, wollten Maxdata zu einem der ganz großen Anbieter im europäischen IT-Markt machen, sogar vom Sprung über den großen Teich in die USA hatten Sie geträumt. Doch Maxdata hat es nicht geschafft, eine international konkurrenzfähige Größe und Durchschlagskraft zu erreichen, hatte aber bereits die Infrastruktur dafür aufgebaut und damit die Flexibilität und Effizienz des Nischenanbieters verloren. Auf dem Weg nach ganz oben ist Maxdata die Puste ausgegangen und das Unternehmen blieb irgendwo stecken. Maxdata ist heute nur noch ein Me-too-Anbieter, nichts Halbes und nichts Ganzes.

Deshalb kam die Insolvenz auch nicht "aus heiterem Himmel", wie ein betroffener Fachhändler und Maxdata-Vertriebspartner sagte. Der Himmel über dem IT-Anbieter aus dem westfälischen Marl ist schon lange nicht mehr heiter, und Sonne hat das Unternehmen auch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Es ist vielmehr eine Insolvenz mit Ansage. Denn das Unternehmen schleppt sich schon lange dahin, Umsatzrückgänge und hohe Verluste prägten die Bilanzen der vergangenen Jahre.

(Bild: Maxdata)

Hat Maxdata noch eine Zukunft? Vielleicht. Eine Insolvenz ist nicht das Ende. Aber Maxdata hat nur dann eine Zukunft, wenn es das Geschäftsmodell grundlegend ändert. Appelle an Kunden und Lieferanten, dem Unternehmen weiterhin die Treue zu halten, sind verständlich, zeigen aber auch die Hilflosigkeit des Managements. So wird das nichts. Es ist auch nicht damit getan, einen neuen Investor zu finden und dann so weiterzumachen wie bisher. Ganz davon abgesehen, dass man ohne ein überzeugendes Zukunftskonzept keinen Kapitalgeber finden wird.

Im Moment sind diese notwendigen neuen Ideen bei Maxdata nicht zu erkennen. Im Moment muss man sich um Maxdata große Sorgen machen. Im Moment ist Maxdata vor allem eins: Eine Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking ()