PC-Ware-Chef Löschke geht jede Wette ein, er weiß es nur nicht.

Um das Ziel von einer Milliarde Umsatz in zwei Jahren zu erreichen, muss PC-Ware auch organisch wieder wachsen. Vor allem Deutschland ist eine Herausforderung für den IT-Dienstleister.

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Von
  • Damian Sicking

Dr. Knut Löschke, PC-Ware

(Bild: PC-Ware)

Lieber PC-Ware-Chef Dr. Knut Löschke,

in zwei Jahren soll PC-Ware neues Mitglied im Club der Umsatzmilliardäre werden. Das erklärten Sie in der vergangenen Woche bei der Vorlage des Geschäftsberichts, und so kann man es in dem Dokument auch nachlesen. Eine Milliarde: Sicher ein anspruchsvolles Ziel, aber machbar. Sie müssen nur noch ein paar Firmen dazukaufen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat PC-Ware einen Umsatz von rund 776 Millionen Euro erzielt. Immerhin ein Zuwachs um 12,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Umsatzsteigerung in den kommenden beiden Jahren müsste aber jeweils noch einen Tick höher ausfallen, wenn Sie Ihr Ziel erreichen wollen. Wie gesagt: schwierig, aber machbar. Allerdings: Organisch, also ohne weitere Zukäufe, wohl kaum zu schaffen. Warum nicht?

Blicken wir auf das vergangene Geschäftsjahr. Wie man dem Geschäftsbericht entnehmen kann, trug das Mitte 2007 von Ihnen akquirierte Unternehmen Comparex Central Europe and Iberia rund 75 Millionen Euro zum PC-Ware-Gesamtumsatz bei. Mit anderen Worten: Ohne den Comparex-Beitrag wären PC-Ware irgendwo bei knapp über 700 Millionen Euro herausgekommen, nur etwa zehn Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Wesentlicher Grund: In Deutschland, wo PC-Ware im Geschäftsjahr 2006/07 noch jeden zweiten Euro umsetzte, gingen die Erlöse um 4,2 Prozent auf rund 336 Millionen Euro zurück. Doch damit nicht genug: Die Schweiz, das umsatzmäßig drittstärkste Land für PC-Ware (51 Millionen Euro), entwickelte sich noch schlechter: Hier sackte der Umsatz gleich um fast zehn Prozent ab.

Jürgen Wiederroth, PC-Ware

(Bild: PC-Ware)

Daher vermute ich ganz stark, lieber Herr Dr. Löschke, dass Sie neben dem Ziel, Umsatzmilliardär zu werden, auch noch weitere Ziele habe, die Sie der Öffentlichkeit aber verschwiegen haben. Dazu zählt sicherlich und vor allem, in Deutschland wieder zu wachsen. Denn ein Umsatzrückgang im größten Absatzmarkt - das können Sie nicht zulassen. Sie haben ja mit der Einstellung von Jürgen Wiederroth (Ex-Telekom, Ex-Actebis, Ex-Dell) als neuem Vertriebschef und Gerhard Lindemann (Ex-Comline AG) als Leiter Professional Services und Systemhaus reagiert. Jetzt sind wir auf die ersten Zwischenergebnisse gespannt.

Gerhard Lindemann, PC-Ware

(Bild: PC-Ware)

Noch ein Wort zu den Zielen. Mit den öffentlich verkündeten Zielen ist das ja immer so eine Sache. Ein anspruchsvolles Ziel garantiert in der Regel mediale Aufmerksamkeit und so manche Schlagzeile, die man sonst nicht bekommen hätte. Wenn man dann - Jahre später - seine Ziele erreicht hat, dann läßt man sich gerne entsprechend feiern. Was aber, wenn die Ziele nicht erreicht werden? Wenn man scheitert? Was tut man dann?

Ein öffentlich bekannt gegebenes Ziel ist nichts anderes als eine Wette. Eine Wette auf die Zukunft sozusagen. Ihre Wette, lieber Herr Dr. Löschke, lautet, dass PC-Ware bis zum Jahr 2010 eine Milliarde Euro umsetzen wird. Fein, ich nehme die Wette an. Aber zu einer gescheiten Wette gehört auch ein Wetteinsatz. Daher die Frage: Was ist Ihr Wetteinsatz? Was tun Sie, wenn Sie Ihre Wette verlieren? Werfen Sie sich dann auf den Boden und schreien? Oder suchen Sie sich jemanden, den Sie dafür verantwortlich machen können? Oder ziehen Sie selbst Konsequenzen ("Wenn alle Stricke reißen, hänge ich mich auf.")? Oder setzen Sie darauf, dass sich niemand an die Wette erinnert? Oder müssen wir dann mit Erklärungen rechnen wie "Im ersten Jahr hatten wir kein Glück, und im zweiten kam auch noch Pech dazu."?

Also, lieber Herr Dr. Löschke: Was tun Sie, wenn Sie Ihre Wette verlieren?

Mit den besten Grüßen

Damian Sicking ()