Paketdienstleister fordern mehr Geld: Steigen die Frachtkosten?

Das Konsumentengeschäft schwächelt – die Frachtkosten steigen. Keine guten Aussichten für den Fachhandel. Die Paketdienstleister pochen auf die Gebührenerhöhung. Distributoren halten die Aufschläge stabil – durch Nachverhandlungen und Sommeraktionen.

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Von
  • Matthias Parbel
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(Bild: DPD)

Die Umsätze im Privatkundengeschäft lassen zu wünschen übrig. Gut wer als Fachhändler mit gewerblichen Kunden zu tun hat. Da brummt das Geschäft. Trotzdem müssen auch diese Reseller mit höheren Ausgaben rechnen. Denn die Paketdienstleister wollen an deren sauer verdientes Geld. Sie erhöhen spätestens zur Jahresmitte ihre Versandgebühren bei den B2B-Kunden. Das betrifft auch die Distribution, die ohnehin mit ausgesprochen spitzem Bleistift ihre Versandkostenmodelle kalkuliert. Die Grossisten versuchen bei den Dienstleistern durch Nachverhandlungen der Rahmenverträge das Schlimmste für ihre Händler zu verhindern. Solche Verhandlungsrunden bestätigt auch DPD, wo wie bei allen anderen Transporteuren die Verträge mit den Auftraggebern derzeit diskutiert werden.

Für die Paketdienstleister geht jedenfalls kein Weg an einer Erhöhung vorbei. Gegenüber heise resale bestätigten dies neben DPD auch GLS, Hermes und DHL – mithin führende Unternehmen im Paketversand. Einzig UPS nimmt an der nächsten Zuschlagsrunde nicht teil. Aber der Logistiker hatte bereits zu Jahresbeginn die Preise erhöht, wie bei UPS üblich. Auch GLS hat schon zugeschlagen: Der Transporteur hob zum 1. April das Preisniveau um durchschnittlich 3,8 Prozent an. Als Gründe für eine saftige Erhöhung um vier Prozent, so beispielsweise DHL, geben die Unternehmen unisono Treibstoffkosten, Steuern und Mautgebühren an. Hinzu kämen, wie unter anderem Hermes anmerkt, noch weitere Betriebskosten. Und – das ist mal eine neue Variante – "Investitionen in Qualität und Schnelligkeit außerhalb der üblichen Investitionen", wie ein Dienstleister es formulierte.

Gemeint sind unter anderem auch neue Hubs, also Logistik-Stationen. So kalkuliert Rico Back, CEO bei GLS, schon mal für das laufende Geschäftsjahr Investitionen in Höhe von etwa 55 Millionen Euro. "Die Gelder fließen primär in den Ausbau und die laufende Modernisierung unseres Europanetzes, das derzeit 665 Depots und 38 Umschlagplätze umfasst", begründet er den Zuschlag. Außerdem würde – und da unterscheidet sich GLS nicht von seinen Mitbewerbern – "kontinuierlich in die Weiterbildung unserer Mitarbeiter sowie in die Informations- und Sicherheitstechnik" investiert.

Trotz allem Verständnis für die Kosten der Paketdienstleister, ruft die Begierde nach höheren Gebühren bei der Distribution keine Freude hervor. Sind es doch gerade die Versandkosten, die immer mal wieder für Ärger, zumindest für Verstimmungen bei der Kundschaft, also dem Handel führen. Obwohl die Kosten nun mal unvermeidlich sind, will sie keiner allein tragen. Für die Grossisten nagen die Beträge gewaltig an der ohnehin nicht gerade üppigen Handelsspanne. Dem Handel geht es nicht viel anders. Speziell dann, wenn die Kosten nicht in einem Projektpreis oder sonst wie untergebracht und damit "elegant" an die Endkunden weiterverrechnet werden können.

Doch noch scheint der Kelch so einigermaßen am Fachhandel vorbei zu gehen. Heise resale hat sich bei der Distribution umgehört, wie dort auf die Preisrunde reagiert wird und was gegebenenfalls auf die Reseller zukommen könnte. Reiner Schwitzki, Geschäftsführer von Also-Actebis Deutschland, beispielsweise gibt schon mal Entwarnung: "Aktuelle Pläne für kurzfristige Preiserhöhungen gibt es nicht." Dies gelte ebenso für NT plus. Schließlich, so Schwitzki, sei es ein kontinuierlicher Prozess "bei unseren individuellen Verträgen mit den Transportunternehmen das Optimum für unsere Fachhändler zu erzielen."

Vorläufig keine höheren Versandkosten für Reseller – Jürgen Fröhlich, Geschäftsführer, Fröhlich + Walter

Ähnlich äußert sich auch Jürgen Fröhlich, Geschäftsführer bei Fröhlich + Walter in Saarbrücken. "Den Frachtkostendruck der Logistik-Unternehmen spüren wir zwar, konnten jedoch aufgrund von Nachverhandlungen und weiter steigenden Versandmengen die Konditionen beibehalten." Deshalb müssten die Händler vorläufig nicht mit höheren Versandkosten rechnen. Genau das sichert auch Hans-Jürgen Schneider seinen Händlern zu. "Wir planen keine Erhöhungen. Im Gegenteil, wir werden im Sommer mit einer speziellen Fachhandelsaktion mit günstigen Versandkosten für Entspannung sorgen", betont der Vertriebsleiter bei DexxIT in Würzburg. Gleichwohl sei man mit den Pakettransporteuren noch über die künftigen Kosten in Verhandlung. "Uns kommt es besonders auf Transparenz bei den Kosten an", fügt er hinzu.

Allerdings erinnert Also-Actebis-Chef Schwitzki mal wieder daran, dass die Fachhändler dort wo es möglich sei, ihre Bestellprozesse umstellen sollten. "Um zum Beispiel durch das Zusammenfassen mehrerer Einzelsendungen zu einer Sendung die Versandkosten zu minimieren." Ähnliche Überlegungen liegen sicherlich auch dem neuen Frachtkostenkonzept zugrunde, das der Braunschweiger Distributor Devil mit Versand-Flatrate bezeichnet. Bei den seit Mitte Juni gültigen Pauschalen können Händler den Versandtarif wählen, der ihre Anforderungen am besten erfüllt. Bis wann beispielsweise die Ware und durch welchen Transporteur angeliefert werden soll, so Gesamtvertriebsleiter Ralf Klar. Zusätzliche Optionen sollen weitere Frachtkostenerleichterungen bringen. Auf jeden Fall gebe es für den Handel keine negativen Auswirkungen durch das Vorpreschen der Paketdienstleister in Sachen Gebührenerhöhungen. "Das Gegenteil ist bei uns der Fall", gibt Klar Entwarnung.

"Anpassungen für die Zukunft können wir nicth ausschließen." Marcus Adä, Vice President Sales, Ingram Micro

(Bild: Ingram Micro)

Entwarnung auch aus Dornach bei München. Marcus Adä, President Sales bei Ingram Micro stellt schon mal klar: "Ingram Micro wird im Zuge der anstehenden Preiserhöhungen der Paketdienstleister im B2B-Sektor die Versandpreise für die Fachhändler nicht erhöhen." Wie dies möglich sei, begründet Adä mit "permanenter Optimierung der Prozesse", die es Ingram ermöglichen würden, "die Preise auf einem stabilen Niveau zu halten". Aber ob dies eine Option auf die künftigen Jahre sein könnte, würde Adä nicht unterschreiben wollen. "Wir können für die Zukunft nicht ausschließen, dass bei anhaltend steigenden Energiekosten Preisanpassungen vorgenommen werden müssen." Darum beobachte man den Markt sehr genau, "um rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten und hierbei auch größtmögliche Transparenz für die Reseller zu schaffen." Eine vergleichbare Strategie verfolgt man auch beim Wettbewerber Tech Data: akute Preiserhöhungen bei den Versandkosten sind nicht geplant.

Überhaupt ist das Verständnis in Sachen Preisanpassung aufgrund gestiegener Treibstoffkosten, Mautgebühren und Steuern bei der Distribution durchaus hoch. Da können die Grossisten mitfühlen. So auch Jürgen Fröhlich. "Im Bereich Kraftstoffkosten sind die Erhöhungen für alle zu spüren, egal ob Unternehmer oder Privatperson. Dies lässt sich leicht nachvollziehen." Ähnlich sieht dies auch Katja Förster, Unternehmenssprecherin bei der Komsa AG in Hartmannsdorf. Gleichzeitig, so die Komsa-Sprecherin, seien aber auch "die Anforderungen der Kunden vor allem im Onlinebereich an immer kürzere Lieferzeiten gewachsen". Das bedinge Sonderfahrten oder zusätzliche Transporte, die in diesen Fällen nicht effizient ausgelastet werden könnten. Auf jeden Fall: "Erwartungen, die wir an die Paketdienstleister haben, sind konkrete Vorschläge und Produkte, mit denen einer Kostenerhöhung entgegengewirkt werden kann. Hier gibt es seitens der Dienstleister noch Potenzial". Für die Komsa-Händler, so versichert Förster, hätte die Preisrunde der Dienstleister jedenfalls keine Auswirkungen.

Auch Fröhlich + Walter-Chef Jürgen Fröhlich sieht bei den Paketdienstleister durchaus Einsparmöglichkeiten. Wenngleich er bei den Mautkosten kaum die Chance zum Sparen sehe, "da in Zukunft wohl auch gut ausgebaute Umfahrungen mautpflichtig werden". Hingegen steckte in den Betriebskosten durchaus Einsparpotenzial. Denn: "Immer mehr Teile der Beförderungskette werden an günstigere Subunternehmen ausgegliedert." Und bei den von den Dienstleistern angeführten Investitionen in schnelleren Service mahnt er an, dass dies – wenn schon – "auch im merkbaren Bereich erfolgen soll, zum Beispiel in nähere Verteilzentren, die eine spätere Abholung der Waren beim Versender bei garantierter Zustellung am nächsten Arbeitstag gewährleisten".

Die Paketdienstleister seien, so versprechen sie, auf dem besten Weg dahin. Warum erst jetzt, ist eine andere Frage. Heise resale hält das Thema für diskussionswürdig. Darum die Frage an den Fachhandel: Welche Erfahrungen haben Sie mit den Paketdienstleistern gemacht? Wo sehen Sie dringenden Verbesserungsbedarf? Wie zufrieden sind Sie mit dem Frachtkostensystem Ihres Distributors? Diskutieren Sie mit uns und Ihren Kollegen im Forum. (map)